Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein kleiner Sommerflirt

Nur ein kleiner Sommerflirt

Titel: Nur ein kleiner Sommerflirt
Autoren: Simone Elkeles
Vom Netzwerk:
sie gerade gemeldet, dass es in Israel einen Anschlag gegeben hat. Ich wollte nur hören, ob es dir gut geht. Jessica hat angerufen, sie macht sich auch Sorgen.«
    »Mir … mir geht’s gut«, schluchze ich, kaum in der Lage, die Wörter herauszubekommen. »Aber … ich war ein paar Tage verreist, und Ron war in Tel Aviv … und er hat sich noch nicht gemeldet, und ich halte das nicht mehr aus. Wir warten auf einen Anruf, aber …«
    »Oh nein. Das ist ja furchtbar, ich hätte nie gedacht –«
    »Mom, ich muss jetzt Schluss machen, damit die Leitung frei ist.«
    »Okay, okay«, sagt sie panisch. »Ich lege jetzt auf. Ruf mich an, wenn du … etwas hörst. Okay? Und du bleibst, wo du bist. Ich möchte, dass du in einem Stück zu mir zurückkommst.«
    »Mache ich, Mom.«
    Als ich auflege, klingelt das Telefon erneut. Ich reiche es Osnat, die genauso durch den Wind ist wie ich.
    »Ze Aba!« , schreit sie in die Runde, nachdem sie mit dem Anrufer ein paar Worte gewechselt hat. »Hakol beseder!«
    Avi hebt mich hoch und wirbelt mich im Kreis herum. »Es geht ihnen gut!«
    Ich kann es gar nicht glauben. Ich gehe zu Safta und überbringe ihr die gute Nachricht. Von Doda Yucky erfahre ich, dass Onkel Chaim und Ron tatsächlich am Unglücksort waren, um den über vierzig Verletzten zu helfen.
    Alle fallen sich in die Arme und jubeln, obwohl wir auch um die armen Menschen trauern, die bei dem heutigen Bombenattentat ums Leben gekommen sind. Ein seltsames Gefühl, gleichzeitig glücklich und traurig zu sein. Keine Ahnung, wie die Israelis das schaffen, ständig mit so was umzugehen.
    Avi wartet mit mir und Köter am Vordereingang des Moschaws . Der kleine Kerl liegt neben mir, als wäre er mein Bewacher.
    »Ich begreife immer noch nicht, was passiert ist. Das war ein Albtraum«, sage ich. »Fast hätte ich meinen Vater verloren. Bevor ich ihn überhaupt richtig kennengelernt habe.« Es ist so furchtbar, dass ich gar nicht daran denken darf.
    Avi sieht mich nachdenklich an. »Aber du bekommst eine zweite Chance.«
    Ich lehne mich an ihn. »Ja, du hast recht. Und von jetzt an will ich jede Sekunde nutzen.«
    »Ich auch«, sagt er und gibt mir zum Beweis einen seiner wunderschönen Küsse.
    Als das Tor sich öffnet und ich die Scheinwerfer eines Autos sehe, stehe ich auf. Der Wagen hält an und mein Daddy springt mit blutverschmiertem Hemd heraus und zieht mich in seine Arme.
    Ich starre auf sein blutiges Hemd. »Geht’s dir gut?«
    »Mach dir keine Sorgen, mit mir ist alles in Ord-nung.«
    »Aba« , sage ich auf Hebräisch zu ihm. »Ich hab dich so lieb.«
    »Ich dich auch, Amy.«
    Ich befreie mich aus seiner Umarmung und wische mir die Tränen mit dem Handrücken weg. »Es tut mir so leid, dass ich dir das noch nie gesagt habe. Ich weiß, dass ich dich mies behandelt habe. Aber jetzt wird alles anders. Ich will dich richtig kennenlernen. Und dem jüdischen Glauben beitreten. Und Hebräisch lernen. Bringst du es mir bei?«
    »Langsam, langsam. Sonst komme ich nicht mehr mit. Ich bin immer noch hin und weg von deinem Ich hab dich lieb, Aba .« Ich sehe, dass seine Augen rot und feucht werden. »Du darfst niemals denken, ich hätte nicht um dich gekämpft, mein Schatz. Auch wenn ich viel falsch gemacht habe.«
    Er wischt sich eine Träne weg, die ihm übers Gesicht rinnt, und ich bringe keinen Ton heraus.
    »Ich habe so gehofft, dass durch diese Reise nach Israel alles anders wird. Ich will dich nicht an Marc verlieren. Du bist meine Tochter, nicht seine«, sagt er und umarmt mich noch einmal.
    Er weint wie ein Baby. Und ich auch.
    »Ich habe gedacht, ich hätte dich verloren«, flüstere ich, als wir zusammen zurück zum Haus laufen. Onkel Chaim ist alleine vorgefahren, und auch Avi hat sich verdrückt, damit mein Dad und ich uns in Ruhe unterhalten können.
    »Ich habe dich vor langer Zeit verloren, meine Tochter. Und ich bin froh, dass wir uns doch noch wiedergefunden haben.«
    »Meinst du, du hättest in deinem Apartment Platz für mich?«
    »Ist das dein Ernst? Ich würde mich sehr freuen, wenn du bei mir einziehst. Für ein Jahr. Für die Wochenenden. Für immer. Ich nehme es, wie’s kommt.«
    »Also, wenn das Ministerium für Innere Sicherheit dich nicht allzu sehr in Beschlag nimmt.«
    Er grinst und legt mir den Arm um die Schulter. »In meinem Haus ist immer Platz für die wichtigste Frau in meinem Leben, merk dir das.«
    »Bist du dir sicher, dass du keine Freundin hast?«, frage ich.
    »Zumindest niemanden, der mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher