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Nur ein kleiner Sommerflirt

Nur ein kleiner Sommerflirt

Titel: Nur ein kleiner Sommerflirt
Autoren: Simone Elkeles
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Gewicht auf meinen Schultern lasten. Das Leben eines Jugendlichen in Israel ist ganz schön hart, verglichen mit dem in Amerika. Unsere größte Sorge ist, welchen Film wir anschauen und welche Klamotten wir uns kaufen sollen. Und nach der Highschool dreht sich alles nur darum, bei welchem College wir genommen werden. Der 11. September hat unser Leben zwar verändert, aber wir haben es immer noch viel leichter als die Menschen im Nahen Osten.
    Die Israelis gehen nach der Schule nicht mal ins College oder zur Uni. Sie müssen ihr Leben riskieren und in die Armee eintreten. Pass gut auf meinen Freund auf , das waren Tariks Worte.
    Das ist nicht so leicht, wie man meinen könnte, vor allem wenn der Satz von einem kommt, der auf der anderen Seite steht.
    Mein eigenes Leben und die Art und Weise, wie ich Ron immer wieder zurückgewiesen habe, zieht blitzlichtartig vor meinem inneren Auge vorüber, und mir wird ein bisschen flau. Ich habe hier in Israel Familie, vielleicht sollte ich mich so verhalten, wie man sich eben benimmt, wenn einem etwas an seiner Familie liegt. Wenn Avi und Tarik etwas aneinander liegt, vielleicht kann ich dann auch einen kleinen Platz in meinem Herzen für Ron finden. Und für Safta . Und, ich wage es kaum zu denken, für Snotty.
    Ich meine Osnat.
    Aber was ist, wenn sie mich enttäuschen?
    Ich sehe zu, wie Avi und Tarik sich die Hände schütteln und sich gegenseitig auf den Rücken klopfen. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Im Gegensatz zu ihnen weiß ich sehr genau, dass sie sich gegenseitig schützen würden, so gut es in ihrer Macht steht. Selbst wenn sie sich von Angesicht zu Angesicht auf dem Schlachtfeld gegenüberstünden. Beide sind gute Menschen.
    Frieden zwischen Israelis und Palästinensern? Wer weiß? Alles ist möglich. Vielleicht, nur vielleicht, ist die Freundschaft zwischen diesen zwei charakterstarken Kerlen ein Zeichen der Hoffnung für die Zukunft.

28
    Es gibt eine Menge zu entdecken, wenn man die ausgetretenen Pfade verlässt.
    »Wie hast du Tarik kennengelernt?«, frage ich auf dem Rückweg zum Hotel.
    »Sagen wir mal so: Ich habe ihm geholfen, als er einen Freund brauchte, und er mir auch.«
    »Ich bin froh, dass du mich zu ihm mitgenommen hast.«
    »Und ich bin froh, dass du hier bei mir bist«, meint Avi und fügt hinzu: »Ich wusste, du würdest mir nicht glauben, wenn ich dir gesagt hätte, dass nicht alle Israelis alle Palästinenser hassen. Du bist die Art Mädchen, die Beweise sehen will. Übrigens solltest du nicht so viel aufs Fernsehen geben.«
    »Ich bin generell eher misstrauisch.«
    »Schade. Mit einer positiveren Einstellung würde die Welt bestimmt gleich viel freundlicher aussehen.«
    »Kann sein. Aber ich bin eben so, wie ich bin, und ich kann auch nicht einfach den Hebel umlegen – auch wenn’s praktisch wäre.«
    Er bremst ab und hält am Straßenrand. Dann dreht er sich zu mir. »Ich möchte dir danken.«
    Plötzlich ist mein Mund ganz trocken. »Wofür?«
    »Dafür, dass du mich ins Leben zurückgeholt hast.«
    »Wie soll ich das denn gemacht haben?«, frage ich.
    »Durch dich hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass ich den Schmerz über den Verlust meines Bruders doch irgendwie aushalten kann.« Er küsst mich, einfach hier im Auto am Rand der staubtrockenen Wüstenstraße. »Wenn ich mit dir zusammen bin, fühle ich mich wieder ganz.«
    Ich lächle, innerlich und äußerlich. Aber ich werde auch verlegen, also sehe ich nach unten und streiche über das dicke Silberarmband, das von seinem Handgelenk baumelt.
    »Möchtest du es haben?«, fragt er.
    »Wenn du es mir geben willst«, erwidere ich schüchtern.
    Er nimmt es ab und befestigt es an meinem Handgelenk.
    »Es ist, als ob du damit allen zeigen würdest, dass du zu mir gehörst«, sagt er. »Zumindest für den Moment.«
    Ich beuge mich zu Avi und fange seine Lippen wieder mit meinen ein. Wie zuvor machen seine Küsse mich benommen und ich fühle mich wie in Trance.
    Ehe ich es mitbekomme, liege ich auf ihm. Ich kann seinen festen Körper unter mir spüren, die Wärme und Stärke seiner Muskeln.
    »Wir sollten aufhören«, sagt er.
    Ich knabbere an seinem Ohr und murmle: »Ah-hah.«
    Er legt den Kopf zurück und stöhnt. »Ich meine es ernst, Amy. Wir befinden uns in einem Leihwagen am Straßenrand.«
    Diesmal bahne ich mir mit der Zunge einen Weg von seinem Ohrläppchen zum Mund. »Ah-hah.«
    »Du machst weiter, bis ich kapituliere, oder?«
    »Ah-hah.«
    Ich mag es, was ich in ihm
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