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Nur ein Hauch von dir

Nur ein Hauch von dir

Titel: Nur ein Hauch von dir
Autoren: S. C. Ransom
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schon«, sagte ich sanft, als ich mich aufrichtete, »ich muss bald gehen, und wir brauchen einen Plan.«
    Eng umschlugen standen wir da und sahen zu, wie das Sonnenlicht über London spielte, sahen die Fenster funkeln und das weiche weiße Glitzern auf dem Fluss, der sich in der Ferne davonschlängelte. Die Stadt um uns herum schwirrte vor Energie, Geräuschen und Geschäftigkeit und nahm uns hier oben in keiner Weise wahr. Auf einem Dach in der Nähe konnte ich eine einsame Gestalt mit einem großen Zeichenblock sehen. Da zeichnete jemand die Kathedrale! Würden wir alle beide mit auf dem fertigen Bild zu sehen sein?
    Während wir auf die Stadt blickten, spürte ich wieder Callums sanfte Lippen auf meinem Haar, und ich lehnte mich zufrieden an ihn. Hier war er, ein Mensch, den ich sehen, berühren, riechen und hören konnte. Ich musterte seine Hand, die ich fest in meiner hielt, die langen Finger, die glatte Handfläche, hob sie an meine Lippen und küsste sie zart. »Was machen wir jetzt?«, fragte ich leise. »Was machen wir, damit es funktioniert?«
    »Ich hab keine Ahnung«, murmelte er mir ins Ohr. »Aber ich glaube, beim Ausprobieren können wir viel Spaß haben.«
    Wieder blickte ich nach unten und sah sein Handgelenk neben meinem, die beiden identischen Amulette nun nebeneinander, mit zwei identischen blauen Steinen, die in der Sonne funkelten. Irgendwie schien sich ihr Feuer verstärkt zu haben. Ich wusste genau, ich würde meines niemals mehr ablegen, und lächelte bei diesem Gedanken vor mich hin. In Callums Umarmung drehte ich mich um, hob ihm mein Gesicht entgegen und küsste ihn schon wieder.

Epilog – Guy’s Hospital, London
    Es war ruhig auf der Station. Die Schwestern hatten die Patienten frühzeitig für die anstehende Visite fertiggemacht. Es gab einen neuen Oberarzt, und es hieß, er würde es äußerst genau nehmen, und so war die ganze Belegschaft, angefangen beim Assistenzarzt, darauf aus, ihn mit ihrem Wissen über die Patienten zu beeindrucken.
    Es war eine allgemeinmedizinische Station, die es mit einer Vielzahl von Patienten zu tun hatte. Zur Besuchszeit konnte man Unterhaltungen in vielen verschiedenen Sprachen zwischen den Patienten und ihren Besuchern hören. Immerzu kamen Freunde und Angehörige, die Karten, Blumensträuße oder Essen in raffinierten Wärmebehältern abgaben.
    Nur an einem Bett war es anders. Die Patientin in Bett zwölf hatte noch nie Besuch gehabt oder Geschenke bekommen. Schweigend lag sie da und starrte an die Decke, während das Stimmengewirr der Station um sie herum weiterging. Ihre Augen waren leer.
    Schon ein paarmal hatte der Sozialarbeiter versucht, sie zum Sprechen zu bringen, doch ohne irgendeine Reaktion zu erhalten. Nach einer Weile hatte er geseufzt, etwas auf das Patientenblatt am Fußende des Betts geschrieben und war dann wieder ins Schwesternzimmer gegangen.
    »Ich kann nichts aus ihr herauskriegen. Ich hab keine Ahnung, wer zu informieren ist. Sie passt auch nicht auf eine Beschreibung der vermissten Personen. Und diese Verletzung! Wer hat ihr die zugefügt? Niemand würde sich das selbst antun.«
    »Also wenigstens ist das Schweigen besser als ihr Geschrei«, erwiderte eine junge Schwester. Sie wurden vom Pager des Sozialarbeiters unterbrochen, der schnell die Nachricht las und das Gesicht verzog.
    »Halt mich auf dem Laufenden, Penny. Ich muss in die Notaufnahme.«
    »Klar. Ich bring ihr nachher eine Tasse Tee und ein paar Zeitschriften. Kann ja sein, dass sie gerne liest.«
     
    Die dünnen Vorhänge des Schwesternzimmers flatterten, als der Sommerwind hereinwehte. Penny saß am Schreibtisch und blickte erwartungsvoll auf, als sich die Tür öffnete. Ein angespannt wirkender junger Arzt kam hereingehetzt, blickte auf die Uhr und fluchte leise.
    »Suchen Sie etwas, Dr. Luck? Kann ich irgendwie helfen?« Sie stand auf, eifrig darauf bedacht, die Gelegenheit, ihm einen Gefallen zu tun, zu nutzen.
    »Danke, Penny. Ich hab nur mein Notizbuch verlegt, und die Visite beginnt in wenigen Minuten. Ich muss mir die Amnesiepatientin in Nr. zwölf noch mal ansehen. Was wissen Sie über den Fall? Bei der Visite gestern war ich nicht dabei und möchte jetzt nicht dabei erwischt werden, wie ich auf den letzten Drücker die neuesten Informationen einhole.«
    Penny lächelte. »Natürlich, Dr. Luck. Was würden Sie gerne wissen?«
    Der junge Mediziner durchwählte seinen Spind nach einem neuen Notizbuch und einem Stift. Schließlich fand er ein Notizbuch,
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