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Nur ein Hauch von dir

Nur ein Hauch von dir

Titel: Nur ein Hauch von dir
Autoren: S. C. Ransom
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dunklen, tiefliegenden Augen. Ich wäre beinahe einen Schritt zurückgewichen und hätte damit die Verbindung unterbrochen, doch ich fing mich gerade noch rechtzeitig. Ich lächelte ihn an. »Ich bin Alex. Callum hat mir viel von dir erzählt.«
    Ich konnte seinen Gesichtsausdruck im Spiegel nicht richtig deuten. Die Stimme, die plötzlich in meinem Kopf dröhnte, war derb und hart, doch nicht unfreundlich. »Willkommen, Alex. Wir sind alle sehr froh, dich kennenzulernen.«
    Die ohrenbetäubende Lautstärke ließ mich fast zurücktaumeln, und ich war erst viel zu überrascht, um die Wärme in seiner Stimme richtig wahrzunehmen. »Oh … ich bin ebenfalls froh. Aber, bitte … ich kann dich auch sehr gut verstehen, wenn du leiser sprichst«, versuchte ich in normaler Lautstärke zu sagen.
    »Ah, richtig, Entschuldigung.« Sofort hatte er die Lautstärke auf ein fast erträgliches Maß reduziert. »Ich hab auf diese Art noch nicht zu einem Richtigen gesprochen – bin auch nicht sicher, wie das funktioniert.« Ich hörte einen East-End-Akzent in seiner Stimme und fragte mich, wie lange er wohl schon ein Versunkener war.
    Ich lächelte leicht. »Natürlich, ich verstehe.« Das hörte sich ein bisschen lahm an, fand ich selbst, aber was hätte ich dazu noch sagen sollen? »Ich hab eine Menge Fragen an dich, aber ich weiß, dass du nicht hier bist, um mit mir zu reden. Aber wir können später miteinander sprechen. Vielleicht wollt ihr beide erst einmal herausfinden, welche Möglichkeiten ihr in St. Paul’s habt …« Seine harte Stimme klang fast schon wie ein Kichern, und ich warf einen verstohlenen Blick auf ihn. Er wirkte, als hätte er sich selbst mit dem Lachen überrascht. So was passierte ihm eindeutig nicht jeden Tag.
    »Danke, Matthew«, flüsterte ich. »Ich rufe dich dann.«
    Ich sah, wie er kurz nickte. Dann hörte das Prickeln auf, und ich war allein.

21 St. Paul’s
    Im Nu war Callum wieder bei mir, und ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Können sie immer noch hören, was wir sagen?«, wisperte ich.
    »Mhm, mhm«, nuschelte er. »Gehen wir rein, dann sind wir ein bisschen mehr für uns.«
    Ich ging an der Vorderseite der Kathedrale entlang bis zum Touristeneingang an der linken Seite. Hier war es voller: jede Menge Touristen, die durcheinanderquirlten, in vielen verschiedenen Sprachen redeten und im Inneren des Gebäudes voller Ehrfurcht nach oben blickten. Ich schob mich in der Kartenschlange weiter und war ganz davon in Anspruch genommen, die Auren der Besucher zu beobachten. Ganz eindeutig war meine neue Fähigkeit hier stärker. Ich konnte Unterschiede in den gelben Lichtern erkennen, und die Spuren von Rot, die ich schon auf der Straße wahrgenommen hatte und die bei den meisten Menschen in der Warteschlange zu sehen waren, waren viel klarer. Ich konnte auch den ersten flüchtigen Eindruck von einem violetten Nebel gewinnen, den eine ältere Dame umgab, die gerade die Kathedrale verließ.
    Als ich dann endlich bis zum Kartenverkaufstisch vorgerückt war, blickte mich der Verkäufer unter einer roten Wolke hervor an.
    »Ja?«, fragte er mit gelangweilter Stimme. Ich hatte keine Ahnung, wo ich in der Kathedrale überhaupt hingehen sollte, aber Callum war bei mir, also brauchte ich nur fragen.
    »Oh, also, wohin soll ich gehen? Welche Möglichkeiten gibt es denn?« Ich lächelte den Mann liebenswürdig an und hoffte, Callum würde den Hinweis verstehen.
    Der Mann sah mich an, als wäre ich ein bisschen debil, und das Rot wurde intensiver. »Möglichkeiten? Was meinen Sie damit? Sie wollen eine ganz normale Eintrittskarte, richtig?« Die Schlange hinter mir wurde unruhig, aber endlich hatte Callum kapiert.
    »’tschuldigung, hab ich vergessen. Du möchtest nach ganz oben auf die Kuppel.«
    »Eine Schülerkarte einschließlich Kuppelbesteigung, bitte.« Ich lächelte weiterhin freundlich und zückte meinen Schülerausweis.
    »Die Flüstergalerie ist offen, die Steingalerie ist offen, die Goldene Galerie oben ist wegen Wartungsarbeiten geschlossen«, verkündete er mit seiner gelangweilten Stimme, während er mein Geld nahm. »Ist sowieso alles ein Preis.
Möglichkeiten
…«, spöttelte er vor sich hin, als ich zur Seite trat und der nächste Besucher aufrückte.
    Endlich war ich in der weiten Leere im Bauch der Kirche. Der Kontrast zwischen dem Besucherandrang am Eingang und der plötzlichen Stille des enormen Raums war beeindruckend. Ich ging durch das Kirchenschiff auf die Kuppel
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