Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht
Autoren: Sabine Kornbichler
Vom Netzwerk:
Kinder ist es ganz bestimmt.«
    »Hör mir auf mit diesem moralischen Geschwätz! Ihr habt alle bekommen, was ihr verdient.«
    »Und was verdienst du, Nadine? Hast du dich das schon einmal gefragt?«
    Sie hatte den Mund bereits geöffnet, um mir zu antworten, als ihre Aufmerksamkeit von jemandem abgelenkt wurde, der sich in meinem Rücken befand. Ihr Gesichtsausdruck zeigte eine Mischung aus Wachsamkeit, Triumph und Neugier. »Du entschuldigst mich!« Sie war bereits im Aufstehen begriffen. »Ich habe Besuch bekommen.« Ohne ein weiteres Wort ging sie an mir vorbei und schien mich in diesem Moment bereits vergessen zu haben.
    Blitzschnell drehte ich mich um und sah ihr hinterher. Wer immer am Eingang des Frühstücksraumes auf sie gewartet hatte, war bereits Richtung Hotelhalle verschwunden. Hin-und hergerissen zwischen dem Wunsch, das alles möglichst schnell hinter mir zu lassen, und dem Drang, so viel wie möglich über ihre Machenschaften zu erfahren, sprang ich auf und lief ihr hinterher. Als ich in die Halle kam, sah ich gerade noch, wie Nadine das Hotel zusammen mit einer Frau verließ. Ich musste sie nicht von vorn sehen, um sie zu erkennen. Es war Karen.
    Ich sollte erst später von Basti erfahren, dass sie im Stall nach mir gefragt hatte und ihm mit den Worten, es gehe um Leben und Tod, entlockt hatte, wohin ich gefahren war. Ganz offensichtlich hatte sie vermutet, dass mich unser Telefongespräch zu einem solchen Besuch animieren würde.
    Ein ungutes Gefühl beschlich mich, als ich die beiden Richtung Strand davongehen sah. Es war unverkennbar, dass sie sich stritten, wobei Karen mehr und mehr in Rage geriet. Ich musste die einzelnen Worte nicht verstehen, um zu wissen, worum es ging. Hatte es mich kurz vorher noch gedrängt, Nadine zu folgen, blieb ich jetzt abrupt auf dem Hotelvorplatz stehen. Die beiden sollten ihren Kampf alleine ausfechten.
    »Kennen Sie eine der beiden Frauen?«, hörte ich hinter mir eine Stimme.
    Erschreckt fuhr ich herum und sah mich Rieke Lohoff gegenüber. »Was machen Sie hier?«
    »Recherchieren.« Ihre Gelassenheit hatte die Kraft, meine angekratzten Nerven ein wenig zu beruhigen. »Ich bin immer noch an der Sache mit den Parallelen zu Ihren Erlebnissen dran.«
    »Ist das denn so interessant?«
    »Ja«, erwiderte sie mit dem Lächeln einer Lehrerin, die ihre Schülerin gerade beim Flunkern erwischt hat. »Ich habe mich an die Fersen von Karen Klinger, der Radiologin aus Malente, geheftet, um möglicherweise ein bisschen mehr über die Hintergründe ihrer Verleumdung zu erfahren, und auf wen treffe ich? Auf Sie, die ganz ähnliche Erlebnisse vorzuweisen, hat und ihr hinterher starrt. Gibt es da möglicherweise einen Zusammenhang, den Sie mir vorenthalten, Frau Bunge?«
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen«, antwortete ich mit Unschuldsmiene. »Ich habe den beiden nur deshalb hinterher gestarrt, wie Sie es nennen, weil sie mich in der Halle angerempelt und sich noch nicht einmal entschuldigt haben.« »Und was machen Sie hier, wo doch in Ihrem Stall zurzeit Hochbetrieb herrscht?«
    »Ich habe meiner Freundin etwas vorbeigebracht. Sie arbeitet hier.«
    Ihre Enttäuschung war unverkennbar. »Habe ich durch irgendetwas Ihr Vertrauen verspielt?«
    »Nein, Frau Lohoff, das haben Sie nicht. Aber Sie selbst haben mir einmal meine Naivität vorgehalten. Und: hier geht es um Dinge, die lange zurückliegen und nicht für fremde Ohren bestimmt sind. Auch nicht für Ihre verständnisvollen. Tut mir Leid.« Ich zuckte entschuldigend die Schultern. »Außerdem ist es vorbei. Es wird nichts mehr geschehen.«
    »Sind Sie sich da so sicher?«
    An diesem Abend sehnte ich mich nach einer Badewanne. Ich wollte meine verspannten Muskeln lockern, abtauchen und mich treiben lassen. Ich wollte Karen und Nadine vergessen und Rieke Lohoffs Frage, die mich durch den ganzen Tag begleitet und auf die ich keine Antwort gefunden hatte. Da Susanne Besuch hatte, beschloss ich, mir für eine Nacht ein Zimmer in Flint's Hotel zu mieten.
    Nachdem ich an der Rezeption den Schlüssel in Empfang genommen hatte, huschte ich, nicht ohne mich vorher nach allen Seiten umgesehen zu haben, die Treppe hinauf, Zwischen Nadine und mir war alles gesagt, ich wollte ihr nicht noch einmal über den Weg laufen.
    Im Zimmer suchte ich mir einen Sender mit klassischer Musik, drehte sie auf Zimmerlautstärke und ließ mir ein Schaumbad ein. Die wohlige Wärme des Wassers machte mich schläfrig. War den Tag über meine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher