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Nur Dumme machen keine Fehler

Nur Dumme machen keine Fehler

Titel: Nur Dumme machen keine Fehler
Autoren: Andreas Schlueter
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die Augen.
    Johanna musste nichts darüber erzählen, dass sie in der Schule beim Ballspielen im Klassenraum versehentlich den Feuerlöscher von der Wand gerissen und dadurch den Raum vollgeschäumt hatte. Morgen war schließlich auch noch ein Tag. Sie hatte auch genug anderes zu tun.
    Mörfi hockte auf dem Tisch neben seinem Teller, lehnte sich gemütlich an den Becher mit Kakao und schnitt alberne Grimassen. Johanna kam kaum dazu, ihre Pizza zu essen, weil sie immerzu lachen musste. Da aber Alexander und ihre Mutter sich auch unentwegt angrinsten, fiel das gar nicht auf.
    Es war lustig, ein Wesen zu beobachten, das kein anderer Mensch der Welt sehen konnte.
    „Soll ich dir mal eine putzige Panne vorführen?“, fragte Mörfi.
    Johanna ließ ihren Blick kurz zu ihrer Mutter und Alexander schweifen. Beide waren immer noch sehr miteinander beschäftigt. Sie nickte Mörfi zu.
    Jetzt konnte Johanna einmal beobachten, was es bedeutete, wenn ein Fehlerteufelchen zuschlug. Mörfi nahm seinen Dreizack, der aber keine Spitzen, sondern drei Ösen am Ende besaß, und stellte ihn auf den Kopf. Anschließend klopfte es dreimal mit der Hand auf das Stielende, worauf sich die drei Ösen mit einer schimmernden Flüssigkeit füllten. Die Ösen sahen jetzt in etwa so aus wie das kleine Plastikgerät, mit dem Johanna Seifenblasen pusten konnte. Sie wies Mörfi auf ihren Eindruck hin.
    „Wie bitte?“, fragte Johannas Mutter verblüfft.
    Schnell behauptete Johanna, dass sie gar nichts gesagt hätte.

    „Seifenhasen?“, rief Mörfi dazwischen. „Gequirlter Quatsch! Das ist mein Fehlerwerfer!“ Stolz hielt es den Dreizack ohne Zacken hoch in die Luft. „Ein Erbstück von meinem Ur-Ur-Urgroßvater. Und das hier …“, Mörfi zeigte auf die Flüssigkeit, mit der die Ösen gefüllt waren, „… ist feinste Fehlerflüssigkeit. Einhundertfünfzig Jahre alt! Kaum noch zu bekommen.“
    Fasziniert und neugierig, was Mörfi mit seinem Fehlerwerfer und mit der feinsten Fehlerflüssigkeit wohl anstellen würde, sah Johanna dem kleinen Wesen zu.
    Mörfi holte dreimal tief Luft und pustete so kräftig in die Ösen, als wollte es einen Geburtstagskuchen mit sechzig Kerzen in einem Atemzug ausblasen. Aus den Ösen strömten zarte, bunt schimmernde Blasen.
    „Doch Seifenblasen!“, rief Johanna.
    „Unfug!“, schimpfte Mörfi.
    „Was hast du denn immer mit Seifenblasen?“, fragte Johannas Mutter.

    Johanna schnappte sich schnell ihren Strohhalm und blubberte damit in ihrem Kakao herum, damit ihre Mutter nicht weiter nachfragte, mit wem sie sprach. Denn wenn Johanna mit dem Strohhalm Blubberblasen im Kakao produzierte, kam von ihrer Mutter immer die gleiche Anweisung. So auch diesmal: „Lass das! Mit Lebensmitteln spielt man nicht.“
    Johanna ließ es.
    Die ersten Seifenblasen, die angeblich keine waren, zerplatzten an Alexanders Mund. Der hatte es offenbar nicht gespürt.
    „Lass die Kleine doch und zieh mich an“, sagte er zu Johannas Mutter, bemerkte sogleich seinen Versprecher und korrigierte sich: „Ich meinte, sieh mich an.“
    Schnell hatte er seinen verträumten Blick wiedergefunden und setzte von Neuem an: „Ich ... hau so gern in deine Augen!“
    „Wie bitte?“, empörte sich ihre Mutter.
    Johanna prustete.
    Alexander errötete. „Was habe ich gesagt? Schau wollte ich sagen!“
    Jetzt hatten noch mehr Blasen Alexander erreicht. Zwei weitere zerplatzten an seinem Mund.
    „Du hast aber hau gesagt“, betonte Johannas Mutter leicht verärgert. „Ich hau so gern in deine Augen!“
    „Ich bitte dich um Vereierung, äh, Verzeihung. Vertrickst und zugemäht, äh, ich meine ... was ist nur mit mir Floß …äh … los?“
    „Hast du heute Nachmittag schon getrunken?“, fragte Johannas Mutter.
    Johanna kicherte.
    Auch Mörfi war nicht mehr zu halten. Das Fehlerteufelchen lachte und wischte sich die Tränen aus den Äuglein. „Zauberhafte Zungenbrecher-Versprecher!“, juchzte es. „Pass auf, pass auf! Da kommen noch mehr Fehlerblasen!“
    Alexander entschuldigte sich für die dummen Versprecher, tupfte sich mit der Serviette den Mund ab, als ob er damit die Fehler im Nachhinein fortwischen könnte, und ergriff das Glas Rotwein. Er prostete Johannas Mutter zu. Die erhob ebenfalls ihr Glas.
    Johanna sah, wie die nächste Blase an Alexanders Arm zerplatzte.
    Ihre Mutter stellte ihr Glas wieder ab: „Was tust du da?“, fragte sie Alexander, der sie fragend ansah.

    Plötzlich aber spürte er eine eigenartige Wärme am
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