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Nur Dumme machen keine Fehler

Nur Dumme machen keine Fehler

Titel: Nur Dumme machen keine Fehler
Autoren: Andreas Schlueter
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Ellbogen. Er stellte fest, dass er sich mit dem Ellbogen in die Pizza gestützt hatte. Schnell zog er seinen Arm heraus, doch der weiche, warme Käse klebte in langen Ziehfäden an seinem Ärmel.
    „Verflixt!“, schimpfte Alexander und lief zum Waschbecken. Johannas Mutter seufzte, schüttelte den Kopf, stand auf und holte für Alexander das Reinigungsmittel Fleckenschrecken aus dem Schrank. Während ihre Mutter und Alexander den Rest des Abendessens damit verbrachten, Alexanders Ärmel sauber zu scheuern, mampfte Johanna vergnügt ihre Pizza undverschwand anschließend in ihrem Zimmer. Sie wollte sich noch ausführlich mit Mörfi unterhalten, doch Mörfi gähnte laut, legte sich im Puppenhaus ins Bett und war innerhalb von dreißig Sekunden eingeschlafen.

    Johanna hatte zwar noch versucht, Mörfi wieder aufzuwecken, doch das war aussichtslos gewesen. Mörfi schlief und schnarchte wie ein Murmeltier.
    Johanna zog ratlos die Schultern hoch und las weiter in ihrem Kinderbuch. Zum Glück kribbelte ihr Zeh nicht mehr.

Fantastische Fehler
    Am nächsten Morgen war Mörfi verschwunden. Das Bettchen im Puppenhaus war leer und nichts deutete darauf hin, dass jemals jemand darin geschlafen hätte. Für einen Moment glaubte Johanna schon, sie hätte von Mörfi nur geträumt. Den ganzen Schulweg lang machte sie sich darüber Gedanken. So sehr, dass sie sogar ihre beste Freundin Söngul kaum begrüßte. Zwar unterhielt sie sich wie jeden Morgen mit ihr im Bus, doch als sie die Schule erreichten, hätte Johanna nicht mehr sagen können, worüber sie gesprochen hatten. Nur kurz hatte sie daran gedacht, Söngul in ihr Geheimnis einzuweihen, doch im Moment zweifelte Johanna sogar selbst, ob es Mörfi wirklich gab. Und vielleicht würde Mörfi niemals wiederkommen und dann hätte Johanna auch niemals beweisen können, dass sie keinen Unfug erzählt hatte.
    Frau Richterkamp betrat den Klassenraum,begrüßte die Kinder und klappte die große Tafel auf. Das Notenbild, das sie in der vergangenen Stunde entworfen hatte, war noch komplett vorhanden. Zum bevorstehenden Schuljubiläum sollte die Klasse ein eigenes Schullied komponieren. Frau Richterkamp und viele aus der Klasse waren begeistert von dem Projekt, bei dem ausgerechnet ihre Klasse die Schulhymne erfinden sollte.
    Doch Johanna hatte die Lust daran schnell verloren. Dreimal hatte sie etwas vorgeschlagen und dreimal hatte Frau Richterkamp sie nur milde angelächelt und behauptet, Johannas Vorschläge wären leider völlig falsch. Konnte in der Musik etwas wirklich falsch sein? „In G-Dur gibt es kein Cis!“, hatte die Lehrerin gesagt.
    Na und?
    Söngul neben ihr meldete sich schon bei der ersten Frage der Lehrerin, doch stattdessen kam Johanna dran, obwohl sie sich gar nicht gemeldet hatte. Sie sollte nach vorn kommenund einen Vorschlag machen, wie das Lied weitergehen konnte.
    „Nur einen Takt“, bat Frau Richterkamp, sprach diese Bitte aber so süßsauer aus wie ein Zahnarzt, wenn er den Patienten bat den Mund zu öffnen. Man befürchtete, dass nach der freundlichen Aufforderung Schreckliches folgte. Zögerlich erhob sich Johanna vom Platz. Sie hatte keinen blassen Schimmer, welcher Ton in der Notenreihe jetzt sinnvoll gewesen wäre. Vom letzten Mal wusste sie nur, ein Cis durfte es nicht sein. Johanna hatte die Tafel erreicht, aber noch immer keine Einge -bung, um den richtigen Ton zu treffen. Die Lehrerin drückte ihr ein Stückchen Kreide in die Hand. Johanna schaute sich verzweifelt die Notenfolge der Melodie an, die sie in der vorigen Stunde komponiert hatten.
    „Nun?“, drängelte die Lehrerin.
    Johanna spürte nichts als Leere in ihrem Kopf, furchtbare, grenzenlose Leere, die …
    Aber dann hatte sie doch eine Idee.
    Genau! Warum nicht?
    Sie malte einen kurzen, dicken Balken auf die vierte Notenlinie, legte das Stückchen Kreide zurück und ging zurück zu ihrem Platz.
    „Was soll das denn?“, fragte die Lehrerin.
    „Pause!“, erwiderte Johanna.
    „Ich weiß, dass das ein Pausenzeichen für den gesamten Takt ist, aber was soll das?“, setzte die Lehrerin nach.
    Johanna zuckte mit den Schultern. „Ich dachte, man könnte zwischendurch mal eine Pause machen“, rechtfertigte sich Johanna.
    Frau Richterkamp schüttelte verständnislos den Kopf. „Aber doch nicht an dieser Stelle!“, meckerte sie. „Alles erwartet doch jetzt die Auflösung der erzeugten Spannung. Also eine Pause an dieser Stelle ist völlig falsch!“
    Johanna verzog sich wieder auf ihren
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