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Nur Dumme machen keine Fehler

Nur Dumme machen keine Fehler

Titel: Nur Dumme machen keine Fehler
Autoren: Andreas Schlueter
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alles nur ausgedacht. „Gar nichts!“, antwortete sie deshalb und folgte Alexander in die Küche.
    Alexander wischte schweigend den Tisch ab. Argwöhnisch beobachtete Johanna ihn einen Augenblick, ehe sie sich traute nachzufragen, ob er seinen Text wiedergefunden hatte.
    „Nein!“, brummte Alexander. „Ich habe einen neuen geschrieben!“
    Bestimmt war dieser Text wieder obergenial, dachte Johanna. Das waren Alexanders Texte nach seinem Bekunden ja immer.
    Aus dem Wandschrank, der mit Werbeaufklebern übersät war, holte er drei Gläser hervor und stellte sie auf den Tisch.
    Johanna wartete mit den Tellern in der Hand, dass der Weg zum Tisch frei wurde.
    „Ein absolut obergeniales Superkonzept!“, ergänzte Alexander.
    „Aha!“, murmelte Johanna. Wie sie es sich gedacht hatte. Soweit sie sich erinnerte, war auch das Konzept von gestern absolut obergenial gewesen. Von diesem verschwundenen Text war aber nun keine Rede mehr. Skeptisch schaute Johanna auf den Kühlschrank, an dem mit Magneten unzählige kleine Zettel mit Alexanders und Mutters genialen Ideen verewigt waren, von denen allerdings noch keine einzige je auf ein Plakat oder in einen Werbespot gekommen war.
    „Aber jetzt habe ich alles fertig!“, verkündete Alexander und zeigte demonstrativ seine Erschöpfung. „Das nächste Mal bleibst du aber in deinem Zimmer!“
    Johanna verzog das Gesicht.
    Alexander tätschelte versöhnlich Johannas Kopf. „Trotzdem stoßen wir gleich erst einmal an, du natürlich nur mit Apfelschorle, aber die sprudelt ja auch. Hahaha!“
    Plötzlich hielt Alexander inne. „Mensch, das wäre doch etwas für die Verkehrssicherheitswerbung der Versicherung“, überlegte er laut. „Wir zeigen zwei Saftgläser, die miteinander anstoßen und dazu den Spruch: Gar nicht anstößig im Verkehr! Genial, das muss ich mir gleich notieren!“
    Johanna verdrehte die Augen, während Alexander den Hunderten Zetteln mit genialen Ideen in der Küche einen weiteren hinzufügte.
    Sie wollte nun die Teller auf den Tisch stellen, da hörte sie plötzlich Mörfis helle Stimme.
    „Siehst du? Ein fabelhafter Fehler war das. Wuuuutsch! Und weg war der Text. Und schwuuupp fiel Alexander ein besserer ein! Kein Grund, sich darüber zu beschweren. Danken müsste er mir!“
    Mit einem Mal saß Mörfi direkt auf Johannas Schulter wie ein zu klein geratener Papagei.
    Vor Schreck fielen Johanna alle drei Teller aus der Hand und zerschellten auf dem Küchenboden.
    Mörfi stopfte sich die Zeigefinger in die Ohren und quiekte begeistert: „Uiiii, welch putzige Panne! Scherben bringen Glück!! Und Scherbenhaufen einen Haufen Glück.“

    Alexander sah vom Kühlschrank auf, nahm eine Sektflasche heraus und schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. „Was bist du nur für ein Tollpatsch!“
    „Ich kann gar nichts dafür. Ich habe mich erschrocken, weil Mörfi mir so ins Ohr gepiepst hat!“, verteidigte sich Johanna und zeigte auf ihre Schulter, auf der noch immer Mörfi hockte, sich eine Hand vor den Mund hielt und vor lauter Gekicher beinahe von der Schulter gepurzelt wäre.
    „Wer?“, fragte Alexander. „Murphy?“
    „Na, hier: das Fehlerteufelchen!“ Johanna zeigte auf das Wesen auf ihrer Schulter. „Mörfi!“
    „Ich sehe nichts!“, bekannte Alexander.
    Johanna stutzte. Zugegeben, Mörfi war nicht eben groß, aber dennoch auf ihrer Schulter kaum zu übersehen. Wippend und kichernd hockte Mörfi da wie auf einer Schaukel, winkte mit der Mistgabel und feixte vor sich hin.
    „Sag du doch auch mal was!“, empörte sich Johanna und meinte damit Mörfi.
    Angesprochen aber fühlte sich Alexander, der die Tochter seiner Freundin nun merkwürdig ansah. „Stimmt mit dir alles?“, fragte er, beinahe schon besorgt.
    Er stellte die Sektflasche auf den Tisch, holte Kehrbesen und -blech unter der Spüle hervor und begann, die Scherben aufzufegen. „Scherben bringen Glück!“, kommentierte er etwas säuerlich den Schaden.
    „Genau! Sag’ ich doch!“ Mörfi stand auf und schwenkte begeistert seine Forke. Schnell klammerte das Fehlerteufelchen sich mit der freien Hand an Johannas Ohr. Fast wäre es heruntergefallen. Denn Johanna hatte sich blitzartig umgedreht und stürzte in ihr Zimmer. Dort angekommen fuhr sie das vorlaute Wesen auf ihrer linken Schulter barsch an. Mörfi schüttelte den Kopf. „Er kann mich nicht sehen!“
    „Was?“, entfuhr es Johanna.
    „Niemand kann mich sehen, auf der ganzen Welt!“, behauptete Mörfi.
    „Niemand?“
    „Niemand!
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