Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur Dumme machen keine Fehler

Nur Dumme machen keine Fehler

Titel: Nur Dumme machen keine Fehler
Autoren: Andreas Schlueter
Vom Netzwerk:
Nur du kannst mich sehen! Du bist die Ausnahme!“
    Johanna war platt. Sie ließ sich auf den Sessel plumpsen. „Warum ich?“, fragte sie.
    „Weil ich dich mag!“, antwortete Mörfi ehrlich. „Ständig wird dir vorgeworfen, alles falsch zu machen. Eine richtig feine Falschmacherin bist du.“
    „Ja“, seufzte Johanna. „Manchmal gebe ich mir so große Mühe und dann mache ich doch wieder irgendetwas verkehrt.“
    „Ja, eben!“, freute sich Mörfi, klemmte sich die Forke unter die Achsel und klatschte begeistert in die Hände. „Das ist ja das Tolle! Ganz viele Fehler machst du von ganz allein!“
    Johanna verzog das Gesicht. Sie konnte wirklich nichts Gutes daran finden, so viele Fehler zu machen.
    „Alle Menschen machen Fehler!“, rief Mörfi.
    „Alle?“ Das konnte Johanna gar nicht glauben. Auch Alexander? Auch ihre Klassenlehrerin Frau Richterkamp? Selbst ihre Mutter? Ja, ihreMutter bestimmt. Sie erinnerte sich, dass ihre Mutter mal erwähnt hatte, ihr größter Fehler wäre gewesen, einst Johannas Vater geheiratet zu haben. Seitdem hatte Johanna lieber nie mehr nach weiteren Fehlern gefragt. Aber ihre Klassenlehrerin machte doch keine Fehler! Im Gegenteil: Die korrigierte alle Fehler in ihren Schulheften und hatte auf alle Fragen eine Antwort. Dabei lächelte sie auch noch immer sehr seltsam, als ob alles auf der Welt ganz einfach wäre und nur Kinder ständig Probleme hätten, die Dinge zu begreifen.
    „Und Alexander? Der macht doch niemals Fehler!“ Da war sich Johanna ganz sicher.
    „Aber er hat doch gerade einen gemacht!“, erinnerte Mörfi. „Er hat seinen Computer abstürzen lassen. Computercrash, Königsfehler. Wunderbarer Wirrwarr.“
    „Das war nicht meine Schuld?“, wunderte sich Johanna, „aber er hat doch gesagt …“

    „Ach, verflixter Falschfehler! Natürlich war er selbst schuld!“, behauptete Mörfi, gestanddann aber gleich ein: „Ein bisschen habe ich natürlich nachgeholfen. Computerfehler sind meine Spezialität. Eine ganze Gattung ist sogar nach mir benannt.“ 1 Mörfi streckte stolz die Brust heraus. Nur wenige aus seiner Familie hatten es geschafft, zu einem feststehenden Begriff einer ganzen Fehlergattung zu werden. Sein Ur-Ur-Urgroßvater, der Fehlerteufel, wäre stolz auf Mörfi gewesen.
    Johanna kratzte sich nachdenklich am Kopf. Was sie an diesem Nachmittag so alleserfahren hatte, brachte sie vollkommen durcheinander. War sie gar keine echte Falschmacherin? Und wenn sie eine war, dann waren alle anderen Menschen um keinen Deut besser, sondern genauso tollpatschig, unaufmerksam und fehlerhaft? Und bei den meisten hatte Mörfi oder jemand aus seiner Verwandtschaft nachgeholfen?
    „Ja, ja, ja, ja, ja!“, feixte Mörfi fröhlich. „Viele fantastische Fehler, putzige Pannen, Scherbenhaufen, Versprecher und Computerabstürze!“
    Während Johanna noch ungläubig auf Mörfi schaute, sprang das Fehlerteufelchen schon wieder auf dem Sessel herum und sang:
    Alle Menschen mühen sich redlich,
    fürchten Fehler, groß und klein.
    Rackern, schuften, kämpfen täglich;
    schreien, jammern, schluchzen, weinen.
    Doch zu viel Angst ist immer schädlich;
    Fehler können klasse sein.
    Drum meide all die Fehlerzähler,
    Und lass die Fünfe gerade sein.
    1 Murphys Gesetz – ursprünglich ein Begriff aus der Informatik – sagt aus, dass ein möglicher Fehler genau dann auftritt, wenn er den größtmöglichen Schaden anrichtet.

Putzige Pannen
    Der Abend verlief viel besser, als Johanna es am Nachmittag noch befürchtet hatte. Alexander hatte diesmal nicht gekocht, sondern Pizza beim italienischen Restaurant um die Ecke bestellt. Johanna war es nur recht. Sie liebte Pizza und nirgends bereitete man sie besser zu als im Restaurant um die Ecke. Johannas Mutter hatte den Kirschsaftfleck auf dem Teppich noch nicht entdeckt und tagsüber im Büro war ihr irgendetwas Tolles gelungen, das Johanna nicht so ganz verstand. Wie gesagt, Johannas Mutter arbeitete auch in einer Werbeagentur und nun durfte man dreimal raten, wo Johannas Mutter und Alexander sich kennengelernt hatten.
    Alexander war immer noch glücklich über seinen Text. Selbst Kater Volker, der sich den ganzen Tag nicht hatte blicken lassen, hatte Glück. Seine widerlichen Kätzchen Plätzchen waren aufgebraucht und so hatte JohannasMutter eine große Portion Thunfisch vom Italiener für ihn kommen lassen.
    Die Pizza schmeckte prima, Alexander und Johannas Mutter tranken Rotwein und schauten sich die ganze Zeit seltsam in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher