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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)
Autoren: Judith Lawrenz
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Katz.“
    „Und was hat er geantwortet?“
    „Man kann nicht alles haben im Leben, hat er gesagt.“
    „Wie banal“, sagte Anne-Sophie.
    „Ich hätte ihm auch eine schlauere Antwort zugetraut“, sagte Ted und rührte seine Tablette in das Wasser ein, gedankenverloren drehte er den Löffel im Glas herum. Seine Frau sagte immer, wenn er nachdenklich in einem Glas rührte: „Beim Rühren ist schon so mancher gestorben.“
    Jessica, plötzlich war sie mit im Raum. Sie hatten von Scheidung gesprochen, nicht nur einmal. Aber den Absprung hatten keiner von ihnen gefunden. Also sprachen sie noch nicht vor anderen darüber.
    Unverheiratete Manager waren noch immer eine Seltenheit im big business. Auch Anne-Sophie wollte er seine familiäre Situation noch nicht verraten. Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt.
     
    „Und nach Paul Katz, wer stand neben uns nach Paul Katz?“, unterbrach Anne-Sophie seine Gedanken.
    „Ich glaube Harry“, sagte Ted, „im Schlepptau natürlich Piet Drachmann, der sein zehntes Perrier bestellte. Als du Piet Drachmann wahrgenommen hattest, hast du dir einen doppelten Whisky bestellt.“
    „Das hat mir wohl den Rest gegeben“, sagte Anne-Sophie. „Eigentlich trinke ich nie harte Sachen. Aber gestern war wohl kein Tag wie jeder andere.“
    Ted ahnte, was Katz und Miller vorhatten, um die Europa-Holding voranzutreiben. Doch noch konnte er das Anne-Sophie nicht verraten, denn es waren Vermutungen.
    „Ich ruf dich aus New York an“, versprach Ted zum Abschied. „Ruf bei mir zu Hause an“, sagte Anne-Sophie. „Wegen der Zeitverschiebung“, fügte sie hinzu und schrieb ihm ihre Privat-Nummer auf.
     
     
     
    8.
     
    Das Taxi hielt vor dem Waldorf Astoria in New York. Es war noch früh am Abend, doch für Ted war es Nacht. Er war todmüde, nicht nur durch den Jetlag, sondern immer noch von der durchzechten Nacht davor. Ted hatte seinen Kopf strapaziert, doch kein einziges Bild außer Piet und Harry neben ihm an der Bar wollte kommen. Er nahm einen Drink an der Bar des Waldorf Astoria, eine Pianistin, die Oldies spielte, lächelte ihm zu. Ted war gewohnt, dass Frauen ihm zulächelten. Doch er war zu müde, zu müde für egal was und ging auf sein Zimmer. Als er aufwachte und auf die Uhr sah, stellte er fest, dass er noch viele Stunden Zeit hatte, bevor er auf der Madison Avenue sein musste.
     
    Frisch geduscht und wieder einigermaßen klar im Kopf genoss er das Frühstück, er bediente sich reichlich am Buffet, vielleicht gab es nur ein paar Sandwiche in der Agentur zu Mittag, die Amis kannten keine ausgedehnten Mittagessen wie die Franzosen. Gut gesättigt ging er in die Halle und suchte sich einen ruhigen Platz, um sich auf das Meeting im Hauptsitz der Agentur vorzubereiten, er arbeitete nicht gerne in Hotelzimmern. Er holte seinen Block aus seinem Aktenkoffer und notierte:
     
    ° Welche Personen der europäischen Agenturen besaßen Prozente an ihren Agenturen, wenn ja, wieviele?
     
    ° Wieviele, d.h. welche Agenturen würden dem Transfer ihrer Anteile in Anteile in der Europa-Holding zustimmen müssen, weil sie nicht die Mehrheitsanteile an ihrer Agentur besaßen.
     
    ° Was tun, um das ehrgeizige Ziel der Smith, Henderson zu erreichen, in spätestens drei Jahren das europäische Netz zu kontrollieren.
     
    ° Welche Mittel, das Ziel zu erreichen, kommen in Frage?
     
    Die BDS Deutschland hatte kürzlich das drastischste aller Mittel angewandt. Sie hatte die Agentur in Düsseldorf geschlossen und eine neue Agentur in Frankfurt eröffnet. Sie hatte die Geschäftsleitung ausbezahlt und die Angestellten mit Abfindungen abserviert. Ihr Finanzmann hatte errechnet, dass das langfristig gesehen, sogar eine preiswertere Lösung war. Die neuen Geschäftsführer würden nicht mehr als 2-3 Prozent Beteiligung bekommen, natürlich nur von der Europa-Holding. Auch eine Drogeriemarkt-Kette hatte diese Methode benutzt, um „teure“ Angestellte loszuwerden und billigere Kräfte einzustellen. Sie nannten das Ganze ein neues Marketing-Instrument.
    Ted Ambers seufzte, er seufzte aus tiefstem Herzen. Manchmal fragte er sich, ob er für die obersten Etagen eines Unternehmens der geeignete Mann war, die nötige Härte besaß, Strategien durchzusetzen. Anders gesagt, ob er bereit war, über Leichen zu gehen.
     
    Seit der Globalisierung war der Wettbewerb unter den Großunternehmen noch viel härter geworden, die Ziele wurden immer höher gesteckt, die Zeiträume, sie zu erreichen immer kürzer.
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