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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)
Autoren: Judith Lawrenz
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Slip und Büstenhalter hatte sie an. Sie angelte nach dem Kleid und versuchte es, ohne aus dem Bett zu steigen, anzuziehen.
    Teds Augen öffneten sich, er blinzelte völlig verschlafen und schien sich ebenfalls erst orientieren zu müssen.
    „Wie kommst du denn hierher“, fragte er dann bass erstaunt.
    „Wenn ich das wüsste“, fragte sich Anne-Sophie, „ich muss betrunken gewesen sein und du hast mich in dem Zustand abgeschleppt.“
    „Abgeschleppt, so ein Unsinn“, sagte Ted und setzte sich auf. „Ich schleppe doch keine Frau ab.“
    „Ich erinnere mich an nichts, gar nichts, ich weiß nur noch, dass ich beim Essen neben dir saß, dann wolltest du noch an die Bar des Martinez gehen, ab dann habe ich einen Filmriss. Einen kompletten Filmriss.“
    „Ich wohl auch, ich erinnere mich nicht, jemals einen Filmriss gehabt zu haben“, sagte Ted.
    Anne-Sophie sagte nichts, sie hatte schon mal einen Filmriss gehabt, auf der Hochzeit von Eva Baron. Eva, der Männerschwarm, die Frau mit langen, blonden Haaren, Wespentaille und Superbusen. Sie hatte unendliches Glück gehabt, sie hatte den Mann ihrer Träume geheiratet, leider war er auch der Mann ihrer Träume gewesen. Es gab Feste, aus denen man nicht heil rauskam.
     
    Ted überlegte fieberhaft, wie er sich aus dieser Situation retten konnte. Anne-Sophie spielte die Praktische. „Am besten wir tun so, als ob nichts passiert ist. Ich spaziere aus dem Zimmer, nehme den Fahrstuhl zur Tiefgarage, um die Eingangshalle zu vermeiden und geh zu mir nach Hause. Ich wohne nicht weit von hier, in der Altstadt, nicht weit vom Palais de Festival.“
    „Willst du nicht wenigstens frühstücken, ich bestell den Zimmerservice?“ fragte Ted immer noch ratlos.
    „Lieber nicht“, sagte Anne-Sophie, „ich muss mich von dem Schock erholen, ich könnte ein Frühstück jetzt gar nicht genießen.“
    „Lass mich wenigstens einen Kaffee und einen Orangensaft bestellen“, sagte Ted.
    Eine Tasse Kaffee wollte Anne-Sophie nicht ablehnen. „Bestell auf alle Fälle ein paar Alka Seltzer oder so etwas Ähnliches dazu.“
    Ted nickte, dann schüttelte er wieder den Kopf.
    „Ich glaube, da war nichts“, sagte Anne-Sophie.
    „Das glaube ich auch“, sagte Ted, „wir waren allem Anschein nach viel zu betrunken gewesen.“
    Ted stand auf, er trug Boxershorts, noch ein Pluspunkt für ihn, er ging ins Badezimmer und erschien wieder mit einem Bademantel, den er Anne-Sophie reichte.
     
    „Ich fliege heute Abend noch nach New York, falls du dich erinnerst.“
    „Daran erinnere ich mich.“
    „Was werdet Ihr in New York besprechen? Es scheint doch alles klar zu sein mit dieser Europa-Holding. Wir müssen unsere Prozente abgeben, sonst haben wir keine Zukunft mehr bei Smith, Henderson.“
    „Du sagst es. Ich hätte mir einen leichteren Start als Europa-Manager gewünscht. Sie werden mich alle hassen, wenn ich mit den erarbeiteten Zahlen komme.“
    „Nicht alle“, sagte Anne-Sophie und lächelte zum ersten Mal an diesem Morgen. Es war der Versuch eines Lächelns, sie hatte ihre Unbefangenheit Ted gegenüber verloren.
    Es klopfte an der Tür. Anne-Sophie zog ihren Bademantel dichter an ihren Körper und knüpfte noch eine Schlaufe in die Kordel, bevor sie „Herein“ sagte. Der Kellner setzte ein Tablett mit zwei Kännchen Kaffee und einen Krug mit frischgepresstem Orangensaft auf dem kleinen Tisch vor dem Fenster ab. Die New York Times und das Alka Seltzer wurden als Beilage serviert.
    Ted griff sofort nach der Zeitung. Anne-Sophie schüttete die Gläser mit Orangensaft voll, dann die Tassen mit Kaffee. Warum übernehmen Frauen immer automatisch diese Aufgaben, fragte sie sich. Wollen sie damit zeigen, wie weiblich sie sind?
     
    „Wir waren an der Bar des Martinez“, sagte Ted und griff nach seiner Kaffeetasse, er trank seinen Kaffee schwarz.
    „Zuerst stand Paul Katz neben uns, völlig nüchtern, er war immer noch mit seinem Satz unterwegs, dass die Früchte nicht in viele kleine Körbe gelegt würden, sondern in einen großen. Er wollte dir immer noch die Holding schmackhaft machen und wie wichtig doch eine große Agentur wäre. Geld spiele doch nicht die wichtigste Rolle im Leben. Reisen, internationales Parkett, interessante Leute, tolle Hotels, das wären Privilegien, die kleine, nationale Agenturen nie bieten könnten.“
    Anne-Sophie blickte Ted fragend an: „Wieso geht nicht beides, eigene Prozente und Privilegien?“
    „Genau das hast du auch zu ihm gesagt, zu Paul
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