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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)
Autoren: Judith Lawrenz
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Die Angst in den Augen seiner Vorgesetzten oder Kunden, Haus und Hof zu verlieren, wenn er versagte, war unübersehbar.
    Schon beim geringsten Fehler wurden sie kreidebleich oder brüllten los, je nach Temperament. Ted seufzte aus tiefstem Herzen. Der Seufzer galt nicht nur seinem Beruf, sondern auch seinem Privatleben, seiner Frau. Drei Jahre war seine Ehe glücklich gewesen, doch nach der Geburt von Ben hatte sich alles geändert. Er machte alles falsch, sie machte alles richtig. Sie hatte nur noch Augen für das Kind, war kaum an Sex interessiert, kurz es war alles so gekommen, wie sein älterer Bruder ihm das vorausgesagt hatte. Er hatte angefangen, mehr Überstunden zu machen als zuvor, denn er hatte es nicht mehr eilig, nach Hause zu kommen, was wiederum zu Vorwürfen und Streit führte. „Nie bist du zuhause und wenn du endlich nachhause kommst, ist Ben meist im Bett. Ted wurde klar, er hatte eine Nörglerin geheiratet. Sie machte sich Luft und verpestete damit die Luft im Haus. Aber sie war es, die nach der Geburt des Kindes freiwillig zuhause geblieben war. Sie hatte nicht viel Spaß an ihrem Beruf gehabt, sie war froh gewesen, eine Pause zu machen. Es wäre besser gewesen, sie hätte weiter gearbeitet, ihre Mutter hätte das Kind genommen und sie wäre nach einem harten Arbeitstag, zu müde gewesen, mit ihm zu streiten. Dennoch, die Entscheidung, ob er sich scheiden lassen sollte oder nicht, war noch nicht getroffen. Sein Bruder riet ab, er hatte sich arrangiert mit seiner Frau, aber die hielt den Mund, machte ihm nicht dauernd Vorwürfe. Ab und an sagte sie mal „Männer“ und hob vielsagend die Augenbrauen. Die beiden gingen sich aus dem Weg, beide hatte sich in ihrer Ehe eingerichtet. Ja, er hatte gesagt, wir haben uns in unserer Ehe eingerichtet. Claudia unternahm viel mit ihren Freundinnen, Bob spielte am Wochenende Golf mit seinen Kumpels. Wollte er das? War er nicht viel zu jung, um so eine Ehe zu führen. Er wollte mit einer Frau Erlebnisse teilen, lachen, Sex haben, der Spaß machte, nicht zweimal die Woche sich auf die Frau legen, um der Statistik oder seinen körperlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Verlangte er zuviel vom Leben? Wie hatte doch seine Großmutter immer gesagt: „Und wenn es köstlich gewesen, so ist es Mühe und Arbeit gewesen.“
    Ted seufzte zum wiederholten Male, er schloss seine Aktentasche und machte sich auf den Weg zur Agentur. Er würde zu Fuß gehen, in Manhattan ging er gerne zu Fuß.
     
    Harry Miller hatte einen kleinen Konferenzraum gebucht, er bevorzugte kleine Gesprächsgruppen, sie warenseiner Meinung nach effektiver. Würden Spezialisten gebraucht, sei es in Rechtsfragen oder Sitten des Landes würden diese zum Meeting dazu gebeten.
    Die Runde bestand aus Harry Miller, Ted Ambers, Paul Katz und Paolo Calvin. Warum zwei Finanzmanager, fragte sich Ted. Wer würde für ihn zuständig  sein? Sollte Paul Katz Paolo Calvin ersetzen? Und was würde dann mit Calvin passieren?
     
    Paul Katz trug zum Auftakt des Meetings nochmals die Vorzüge einer Europa Holding für die Muttergesellschaft vor und bestätigte, dass seine Berechnungen in ein paar Wochen abgeschlossen wären. Harry nickte voller Anerkennung. Paolo Calvin runzelte die Stirn, er hielt die Zeitspanne für zu kurz. Ted Ambers meinte, dass es kaum zu schaffen wäre die Überzeugungsarbeit für alle Agenturen in Europa zu leisten.
    „Warum nehmen wir uns nicht die Zeit bis Ende des Jahres, erst dann sind frühestens die Zahlen für das laufende Geschäftsjahr klar.“
    Paul Katz ersparte sich eine Antwort.
    „Für welche Agentur wirst du die meiste Überzeugungsarbeit leisten müssen?“ fragte Harry Miller.
    „So weit ich das absehen kann, in erster Linie für Südfrankreich und Spanien.“
    Alle nickten.
    „Im Notfall, müssen wir drastische Mittel einsetzen“, sagte Paul Katz, Harry Miller hob seine Augenbrauen.
    „Welche“, fragte Paolo Calvin, er war mit dem ganzen Geschehen nicht einverstanden und machte kein Geheimnis daraus.
    „Nun“, antwortete Paul Katz, „um ein Beispiel zu nennen, wir schließen die Agentur in Sophia Antipolis und eröffnen eine neue Agentur, mit neuen Geschäftsführern in Nizza.“
    „Und die sind dann nicht mehr an ihrer Agentur beteiligt, sondern mit ein bis zwei Prozent an der Europa-Holding “. sagte Paolo Calvin. Er kochte innerlich, er kannte all die Manager, teilweise ihre Familien, zehn Jahre hatte er die Finanzen der europäischen Agenturen betreut,
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