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Nur die Liebe heilt

Nur die Liebe heilt

Titel: Nur die Liebe heilt
Autoren: Raeanne Thayne
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Fast-Food-Restaurants und Kaufhäusern weichen musste? Jemand, der ein soziales Gewissen hatte?
    „Nächstes Mal sollten Sie gleich auf Ihr Bauchgefühl hören“, fuhr sie ihn an.
    „Es wird kein nächstes Mal geben. Da können Sie verdammt sicher sein.“
    Er marschierte zur Tür, riss sie auf und stürmte die Treppe hinunter.
    Nachdem er verschwunden war, presste Evie die Hand auf ihren plötzlich schmerzenden Magen. Wahrscheinlich hatte sie nur Hunger. Schließlich hatte sie außer einem Sandwich vor sechs Stunden noch nichts gegessen.
    Sie sank auf einen Stuhl. Nein, es lag nicht am Hunger. Sondern an Brodie Thorne. Der Mann hatte sie nervöser gemacht als ein ganzes Zimmer voller Anwälte.
    Vielleicht hätte sie zustimmen sollen. Sie mochte Katherine und stand tief in ihrer Schuld. Und Brodie hatte recht. Trotz des Altersunterschieds kannte sie Taryn gut. Sie war regelmäßig ins String Fever gekommen, ein Mädchen mit den Träumen und Plänen und den typischen Ängsten eines Teenagers.
    Sie wollte ihr helfen, aber wie sollte das funktionieren? Es würde sie einfach viel zu viel kosten. Seit sie nach Hope’s Crossing gezogen war, hatte sie hart dafür gearbeitet, ein besseres Leben zu führen als zuvor. Als sie verloren und voller Trauer gewesen war. Ausgelaugt.
    Sie wusste um ihre eigenen Grenzen, hatte sie auf eine harte Weise erkennen müssen. Wenn sie mit Patienten arbeitete, dann gab sie alles, was sie hatte – all ihre Energie, Kraft, Leidenschaft. Sie verlor jegliche professionelle Distanz, jegliche Objektivität.
    Nach Cassies Tod und ihrem eigenen Zusammenbruch war ihr klar geworden, dass sie einfach nicht länger in diese Welt gehörte, ganz egal, wie viele Menschen sie dadurch enttäuschte.
    Brodie musste den letzten Rest seiner Selbstbeherrschung aufbringen, um die Tür nicht hinter sich zuzuknallen. Dann stapfte er die Treppe hinunter in den Garten hinter der Wohnung.
    Er war so wütend, dass er am liebsten ein paar Blumen herausgerissen hätte. Oder jede verdammte einzelne. Ihr Hund – halb Pudel, halb Labrador und genauso komisch wie sie – wedelte zur Begrüßung bellend mit dem Schwanz. Brodie kraulte ihn zwischen den Ohren, stieß den Atem aus, und etwas von seiner Anspannung löste sich auf.
    Allerdings nur etwas, nicht alles. Was zum Teufel sollte er jetzt machen? Gut, wahrscheinlich war er zu naiv gewesen, aber er hätte niemals gedacht, dass sie tatsächlich Nein sagen würde.
    Welch eine Ironie. Er hatte diese Frau sowieso nicht für Taryns Pflege engagieren wollen. Seine Mutter hatte er für verrückt gehalten, als sie ihm Evie Blanchard vorgeschlagen hatte, nachdem der Direktor der Birch-Glen-Klinik – damals noch sehr vorsichtig – angedeutet hatte, dass die Behandlung für Taryn möglicherweise nicht die richtige war.
    Evie Blanchard hatte eine Schraube locker. Sie trug ihr langes, blondes Haar offen oder in Zöpfen, zog offenbar lieber Sportsandalen als hohe Schuhe an und hatte immer irgendein auffälliges, vermutlich selbst gebasteltes Schmuckstück um. Meistens sah man sie in fließenden, blumigen Kleidern, als wäre sie eine Art Mutter-Erde-Hippie. Allerdings wusste er nun, dass sie manchmal auch unglaublich enge Sporthosen trug. Durch seinen Körper ging ein kleiner Ruck bei der Erinnerung daran – sehr zu seinem Ärger.
    Er wollte sich nicht zu Evie Blanchard hingezogen fühlen. Sie gehörte zu diesen verflixten Gutmenschen, die in ihrer Freizeit nichts Besseres zu tun hatten, als Dinge durcheinanderzubringen, die zuvor vollkommen in Ordnung gewesen waren. Alles an ihr ging ihm auf die Nerven.
    Als sie in die Stadt gekommen war, hatte er zuerst geglaubt, sie sei eine Schwindlerin, die seine viel zu vertrauensselige Mutter ausnutzen wollte. Im Ernst, welche normale Frau packte ihren Kram, ließ alles hinter sich und zog ans andere Ende des Landes, nur wegen einer E-Mail-Freundschaft?
    Entweder war sie die geduldigste Betrügerin, von der er je gehört hatte, oder sie war wirklich nach Hope’s Crossing gekommen, um noch einmal neu zu beginnen. Seit einem Jahr war sie nun hier und schien sich gut eingelebt zu haben. Seine Mutter und all ihre Freundinnen jedenfalls mochten sie.
    Er streichelte den Hund ein letztes Mal, dann trat er durch das Eisentor und marschierte die Gasse zurück auf die Main Street.
    Evie Blanchard war vielleicht keine Betrügerin, dennoch hatte er sich immer bemüht, einen großen Bogen um sie zu machen. Sie hatte so eine Art, einenanzusehen, die ihn
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