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Nur die Liebe heilt

Nur die Liebe heilt

Titel: Nur die Liebe heilt
Autoren: Raeanne Thayne
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weiterhelfen können. Sie arbeitet nicht mehr mit, es ist sogar so schlimm geworden, dass sie sich weigert, weiter zur Therapie zu gehen.“
    „Aber es ist die Aufgabe der Ärzte, Taryn weiter zu motivieren.“ Evie wusste, wovon sie sprach, immerhin hatte sie fast zehn Jahre als Physiotherapeutin gearbeitet. Zahllose Male hatte sie gedacht, bei einem Patienten die Grenze erreicht zu haben, nur um dann eine neue Übung oder Dehnung zu entdecken, die alles veränderte.
    „Das sollte man meinen. Birch Glen ist die angesehenste Reha-Klinik in ganz Colorado. Angeblich gibt es eine ellenlange Warteliste von Patienten, die auch wirklich Hilfe annehmen wollen. Es ist kein böser Wille, allen tut es wirklich sehr leid. Und so weiter, bla bla bla. Der Direktor denkt, dass Birch Glen Taryn so weit unterstützt hat, wie sie es zulässt, und dass sie mit den Mitarbeitern einer anderen Klinik vielleicht besser zurechtkommt.“
    Das konnte Evie verstehen. Manchmal passten Patienten und Therapeuten einfach nicht zusammen, egal, wie sehr sie sich bemühten. „Das muss sehr schlimm für Sie sein – und vor allem für Taryn. Es tut mir so leid, Brodie. Ich habe von einigen exzellenten Reha-Kliniken in der Gegend um Denver gehört. Vielleicht gibt es dort Therapeuten, die Ihre Tochter besser anspornen können.“
    „Sollte man meinen, nicht wahr? Aber hier geht es um ein fünfzehnjähriges Mädchen, das schwere Hirnverletzungen erlitten hat. Sie verhält sich nicht rational.“
    „Spricht sie inzwischen?“ Von Katherine hatte sie erfahren, dass das Mädchen sich weigerte zu reden, da jedes Wort ein Kampf zu sein schien.
    „Ihre Sprache ist besser geworden. Nun, zumindest besser als am Anfang. Sie konnte jedenfalls ganz eindeutig klarmachen, dass sie nach Hause möchte. Das war’s. Sie will einfach nur nach Hause.“ Er seufzte. „Sie hat gesagt, dass sie auch nirgendwo sonst mitarbeiten würde – nicht mal in der besten Reha-Klinik des ganzen verdammten Landes. Alles, was sie möchte, ist nach Hause zu kommen nach Hope’s Crossing.“
    Er wirkte so verzweifelt, dass sie Mitleid mit ihm hatte. Gut, sie konnte ihn nicht ausstehen und fand ihn arrogant und humorlos. Aber es war auch nicht gerade leicht, ihren ersten – und zweiten und dritten – Eindruck von ihm mit dem Bild dieses hingebungsvollen Vaters in Einklang zu bringen, der in den letzten drei Monaten alles dafür getan hatte, dass seine Tochter wieder gesund wurde.
    „Sie hat praktisch einen Tobsuchtsanfall wie eine Dreijährige gekriegt“, fuhr er fort.
    „Sie ist durch die Hölle gegangen.“
    „Genau. Und so sehr ich ihre Wünsche am liebsten ignorieren und einfach eine andere Klinik für sie suchen würde, muss ich darauf hören, was sie uns sagt. Sie macht keine Fortschritte mehr, und einige Therapeuten haben vorgeschlagen, dass wir uns darauf einlassen, was sie möchte. Sie nach Hause holen und dort eineTherapie beginnen.“
    Jetzt dachte sie an seine Worte: Ich möchte Ihren Service in Anspruch nehmen – und auf einmal fielen alle Puzzleteilchen an ihren Platz.
    „Und warum sind Sie hier?“, fragte sie, sich noch an die Hoffnung klammernd, dass sie sich täuschte.
    Er wirkte, als würde er sich lieber eigenhändig sämtliche Fußnägel herausreißen, als hier in ihrem Wohnzimmer zu stehen und sie um einen Gefallen zu bitten.
    „Das war eigentlich die Idee meiner Mutter. Bestimmt haben Sie eine Ahnung davon, wie viel Pflege Taryn benötigt, wenn wir sie nach Hause holen. Sie wird eine Krankenschwester brauchen und ein umfangreiches Reha-Programm. Physio-, Ergo- und Sprachtherapie. Sie kann – oder will – noch immer nicht mehr als einen oder zwei Schritte allein gehen. Sie kann ihre Hände nur eingeschränkt benutzen, vor allem die linke. Im Moment hat sie sogar Probleme, allein zu essen. Die Ärzte sind sich nicht sicher, welche Fähigkeiten – wenn überhaupt – sie zurückgewinnen kann.“
    Hirnverletzungen konnten grausam und unberechenbar sein. Von einer Sekunde auf die andere wurde aus einem gesunden, lebhaften Mädchen, das gerne Snowboard fuhr, sich mit seinen Freunden traf und im Cheerleader-Team war, ein vollkommen anderer Mensch – womöglich für immer.
    Er steckte die Hände in die Taschen. „Die Leute von Birch Glen haben mir erklärt, dass ich jemanden brauche, der die Pflege von Taryn koordiniert. Jemanden, der mit den ganzen Therapeuten und Pflegern zusammenarbeiten kann und dafür sorgt, dass sie alle Hilfe erhält, die sie
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