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Nur Blau - Roman

Nur Blau - Roman

Titel: Nur Blau - Roman
Autoren: Bernhard Aichner
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Frankfurt gefahren, um reich zu werden. Er war ein Idiot. Er sagte nichts mehr.
    Mosca schaute ihn an. Oliviers Blick ging wieder in den Boden. Herta schwieg.
    Zeigen Sie mir das Bild, sagte Mosca.
    Er stand unbewegt am Fenster. Olivier drehte sich um zu Herta, er war froh, sie wiederzusehen. Er deutete mit seinen Augen, sie solle das Bild auspacken. Herta tat es. Sie hielt es vor sich. Es war wunderbar blau, wie alle anderen Bilder im Raum.
    Mosca war überrascht. Und entsetzt. Alles, was Jo wichtig gewesen war, sie hatte es auf den Müll gebracht. Das Bild wollte zu ihm zurück.
    Ist es echt, fragte Herta.
    Sie musste es fragen.
    Was glauben Sie, fragte Mosca.
    Er war vollkommen ruhig. Er hatte sich bereits verabschiedet von diesem Bild. Herta schaute auf die Wände.
    Die können unmöglich alle echt sein, so viele Originale, das kann sich kein Mensch leisten, die können nicht echt sein, nein.
    Sie sind nicht echt, sagte Mosca.
    Er sah, wie der Mann vor ihm zuckte, wie er sich unwohl fühlte, wie er diese Antwort hasste.
    Olivier brach fast zusammen, er wollte versinken im Boden, weg von dem nackten Mann, er wollte das nicht hören, dafür war er nicht hergekommen, er wollte dieses neue Leben mit Herta. Er wollte, dass es nicht aufhörte. Mit seinen Augen, mit seinen Backenknochen, seinem Mund deutete er zu Herta hinüber.
    Bitte lass uns gehen, lass uns verschwinden von hier.
    Er presste die Zähne zusammen, zog seine Wangen weit nach oben und rollte die Augen Richtung Ausgang. Er wollte sich nicht mehr umdrehen, dem nackten Mann nicht mehr in die Augen schauen. Sie waren hier eingedrungen, dieser Mann hatte sie freundlich empfangen, er wollte jetzt gehen, auf der Stelle. Sein Gesicht schrie es.
    Da kam es ruhig in seinen Rücken hinein.
    Alle Bilder an der Wand sind Fälschungen, Sie halten das einzige Original in der Hand.
    Mosca spürte die Sonne auf seiner Haut, sie kam still durch die großen Fenster. Deshalb liebte er diese Wohnung. Sie war hell, das Licht flutete den Raum schon am Morgen.
    Olivier konnte nicht mehr atmen. Er wusste nicht mehr, was er tun sollte, ob er sich bewegen sollte, laufen, wegrennen, etwas sagen.
    Ich komme gleich wieder, sagte Mosca. Ich werde mich ankleiden, warten Sie hier solange.
    Dann ging er ins Schlafzimmer und schloss die Tür.
    Er setzte sich aufs Bett und rief oben im Restaurant an, wie jeden Morgen. Er bestellte Frühstück, so wie er es immer tat. Dann begann er sich langsam anzuziehen.
    Im Restaurant läutete das Telefon.
    Der Oberkellner nahm die Bestellung entgegen wie jeden Morgen, er winkte der Aushilfe und bereitete das Tablett vor. Er steckte Blumen in eine kleine Vase und arrangierte sie zwischen dem Geschirr. Blumen wollte er immer, und das Trinkgeld war außerordentlich.
    Anna schaute ihm kurz zu. Sie hörte das Läuten, sie beobachtete das hektische Treiben, sie war froh, dass sie erst am Abend arbeiten musste. Sie hatte Zeit, sie überlegte zu kündigen, so wie sie es jeden Tag tat. Sie war Malerin, diese Arbeit hier hasste sie.
    Ihr Blick ging wieder durch die Scheiben nach draußen. Ihr Dienst würde um fünf beginnen, sie würde diesen Tag mit diesem Schlüssel verbringen. Ihre Gedanken waren wild und schön. Unten Frankfurt.
    Herta reagierte blitzschnell.
    Sie ging zwei Schritte, nach vorn, packte Olivier am Arm und zog ihn hinter sich her, sie rannte Richtung Ausgang. Olivier kam nicht dazu, etwas zu sagen, er ließ sich mitreißen. Er rannte hinter Herta her und warf die Tür ins Schloss.
    Mosca hörte es. Er lächelte.
    Er stand vor dem Schrank und betrachtete seine Anzüge. Es waren so viele. Er griff gezielt nach einem und legte ihn aufs Bett. Dann nahm er ein Hemd aus der Lade, Unterwäsche, Socken und Schuhe. Er schloss kurz die Augen, dann machte er sie wieder auf und begann sich anzuziehen.
    Herta zerrte Olivier Richtung Lift.
    Komm, Lieber, wir haben es gleich geschafft.
    Nein, Herta, nein, warte, er wird unten beim Portier anrufen und uns aufhalten lassen, sie werden uns unten empfangen, wenn die Lifttür aufgeht. Herta warte.
    Es brach aus Olivier heraus, seine Augen waren groß, er war aufgeregt, und doch mischte sich ein Lächeln zwischen seine Worte, und Angst.
    Er zog an Herta, hielt sie fest, stoppte sie.
    Lass uns die Treppe nehmen, Herta, bitte.
    Er riss sich von ihr los und öffnete die Tür, Notweg stand da. Herta folgte ihm.
    Vielleicht hast du Recht, Lieber. Dann rannten sie die Treppen hinunter, Stockwerk für Stockwerk, Olivier
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