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Nur Blau - Roman

Nur Blau - Roman

Titel: Nur Blau - Roman
Autoren: Bernhard Aichner
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bei ihm, er war ganz nah bei ihm. Dann läutete es.
    Anna saß an dem Tisch am Fenster.
    Sie hielt immer noch den Schlüssel in ihrer Hand.
    Ben wurde in ein Bett gelegt. Er sagte nichts, rührte sich nicht. Dann kam die Spritze in seinen Arm.
    Er schaute an die Decke.
    Olivier drückte den Klingelknopf.
    Herta hielt jetzt das Bild. Es läutete. Moscas Arme gingen nach unten.
    Er machte seine Augen auf.
    Er schaute in den Spiegel und hörte das Klingeln.
    Er wollte allein sein, er wollte dieses Klingeln nicht, er wollte hier stehen bleiben, sich anziehen irgendwann. Er wollte niemanden sehen. Keinen mehr.
    Olivier drückte noch einmal auf den Knopf.
    Dann noch einmal.
    Mosca stand da. Er bewegte sich nicht.
    Drück noch einmal, sagte Herta. Olivier drückte.
    Mosca hörte das Klingeln. Er war nackt. Er bewegte sich nicht. Er schaute sich an, seine Beine, die Arme, die Hände, die da hingen, der Bauch, die Brustwarzen, die Haare daneben, sein Hals. Er war allein. Es läutete. Herta drückte den Knopf.
    Wir gehen hier nicht weg, bis wir wissen, was wir wissen wollen, Olivier. Er ist da, ich werde ihn aufwecken, ich gehe hier nicht weg.
    Olivier war einen Schritt zur Seite gegangen. Hertas Finger lag mächtig auf dem Klingelknopf, ihr rechtes Ohr an der Tür. Es läutete. Ohne Unterbrechung kam das Geräusch hin zu Mosca. Er wollte es nicht. Er wollte, dass es aufhörte, er wollte, dass es aufhörte jetzt, dass es wieder still war, dass es einfach still war. Er ging zur Tür. Nackt.
    Er ging langsam. Er machte sie auf, ohne Hast, freundlich fast, nackt. Herta wich zurück. Olivier mit ihr. Ein nackter Mann stand vor ihnen, die eine Hand hielt die Tür, die andere hing an ihm herunter.
    Was kann ich für Sie tun, hörten sie ihn sagen.
    Herta schaute in sein Gesicht, sie wusste nicht wohin sonst. Sie presste das Bild fest an sich, es gab ihr Halt. Olivier schaute zu Boden. Der nackte Mann, den Schwanz, den er plötzlich gesehen hatte, als die Tür aufgegangen war, er schaute einfach nach unten. Plötzlich schämte er sich.
    Warum waren sie nicht gegangen und später wiedergekommen, warum mussten sie das jetzt erleben. Olivier hasste Peinlichkeiten.
    Herta schaute Mosca an. Wir hätten eine Frage, sagte sie, dürfen wir hereinkommen, es dauert nicht lange.
    Olivier stieß sie mit seinem Fuß.
    Herta, bitte nicht.
    Doch sie war unerschütterlich, sie schaute dem nackten Mann nur in sein Gesicht. Sie tat so, als wäre alles normal, als wäre es selbstverständlich, sie nackt zu empfangen, selbstverständlich, Sturm zu läuten am Morgen. Alles war so einfach. Sie ging dem Mann hinterher in die Wohnung.
    Kommen Sie, hatte er gesagt.
    Er hatte das Paket unter ihrem Arm gesehen. Es war ein Bild, sie kamen mit einem Bild zu ihm, sie wollten ihn sprechen.
    Er ging nackt zurück in die Wohnung.
    Kommen Sie, hatte er gesagt.
    Herta und Olivier folgten ihm.
    Herta sah sie zuerst. Erst als Olivier seinen Kopf vorsichtig wieder nach oben bewegte, kamen sie auch ihm entgegen. Blaue Bilder, viele von ihnen. Überall waren sie. Sie blieben stehen. Der nackte Mann stand am Fenster, er tat nichts, um seine Nacktheit zu verbergen, er fragte nur, was wünschen Sie.
    Er verschränkte seine Arme, sein Kopf lag seitlich auf seiner Schulter. Er schaute in die verdutzten Gesichter, auf die dicke Frau und den scheuen Mann, wie sie auf seine Wände starrten. Nicht seine Nacktheit war wichtig, sondern Jos Bilder.
    Er fragte noch einmal. Olivier und Herta hatten geschwiegen.
    Was wünschen Sie, ich habe zu arbeiten.
    Olivier zwang sich, ihn anzuschauen, er wandte seine Augen von den Bildern ab und ging auf ihn zu. Sein Herz raste, was sollte er sagen, wie würden sie hier wieder hinauskommen, wenn das Bild echt war, aber das Bild konnte nicht echt sein, es waren so viele in diesem Raum, es war nicht möglich, aber was, wenn es doch echt war. Die Hoffnung trieb ihn auf Mosca zu, immer näher. Seine Augen waren auf seinem Schwanz, auf dem Bauch und dann in seinem Gesicht.
    Ich habe ein Bild gefunden, sagte er. Er zitterte.
    Herta stand hinter ihm mit dem Bild fest unter ihrem Arm, sie spürte seine Angst, die Scheu, die aufsteigende Verzweiflung, weil alle Träume umsonst gewesen waren.
    Ich habe ein Bild gefunden, sagte er noch einmal, gestern, in München. Ich bin Müllfahrer. Es war im Müll, ich habe es gefunden.
    Er stockte. Er schaute wieder zu den blauen Bildern hin. Er wollte gehen. Er wollte diese Wohnung auf der Stelle verlassen, er war nach
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