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Nova

Nova

Titel: Nova
Autoren: Wolfram Kober
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auszubrechen oder flieht zurück, und sie sondert unbarmherzig aus, was nicht lebenstüchtig ist. Sie erschlägt den Unaufmerksamen.
Sieh meinen Körper an, Velasco. Wie schwächlich und zerbrechlich ist er im Vergleich mit dem deinen. Wir degenerieren. Wir sind an eine Stelle gelangt, wo die Natur uns zu vernichten droht. Wir müssen unsere jahrtausendalte Selbstgefälligkeit überwinden. Unser Geschlecht braucht neue Aufgaben, neue Ziele, es braucht wieder Kontakt mit anderen Welten.«
»Dann zerbrecht eure Isolation«, erwiderte Velasco, der zu verstehen begann. »Ist es nicht so«, sagte er, »daß ihr zwar wollt, euch aber Wille und Energie dazu fehlen? Habt ihr deshalb uns selbst die Dimension durchstoßen lassen?«
Oncro nickte. »Deine Gedanken kommen unserer Situation nahe. Ein Teil von uns verharrt noch in Ruhe, ein anderer aber drängt zum Aufbruch. Es ist richtig. Wir werden unsere Isolation durchbrechen. Der Mensch Narik – er ist wie einer von uns. Er nimmt Tatsachen als gegeben hin. Du jedoch bist für uns ein Ideal. Du bist ruhelos. In deinen Gedanken, Worten und Taten…«
Velasco stand auf. Genug des Lobes, dachte er verärgert. »Ich bin kein Ideal, versteht ihr? Ich bin ein einfacher Mensch, wie wir alle. Wenn ihr uns so einschätzt, werden wir uns nie völlig verstehen. Ihr lehnt meine Gefährten ab. Sie aber sind ein Teil meiner selbst. Ohne sie bin ich nichts. Bezieht sie mit ein in unseren Kontakt. Auch das ist Dialektik.«
11
Velasco hatte Jubel, Begeisterung – zumindest aber doch Anerkennung erwartet, als er zurückkam.
    Die frostige Atmosphäre, mit der ihn Narik und Kyodo empfingen, schockierte ihn. Kyodo rannte auf und ab. Narik sah zerknirscht aus, seine Augen versprühten Eiskristalle. Asher hielt sich still im Hintergrund.
    Velasco staunte, wie rasch seine Stimmung umschlagen konnte. Aus dem Überschwang der Befriedigung stürzte er ab.
    Da sagte Narik: »Also haben sie dich abgewiesen. Bleibt nur noch Kyodo.«
»Nein, ich fahre nicht! Nie!« schrie der Hüne unvermittelt.
    Von einem Moment zum anderen verstand Velasco. Am eigenen Leib hatte er erfahren, wie die Fremden, für ihn nun keine Fremden mehr, mit der Zeit umsprangen, sie nach Gutdünken formten und kneteten, und er erinnerte sich an Oncros Worte, es werde bei seiner Rückkehr keine Zeitdifferenz geben.
    Sein Aufenthalt war nach Stunden zu messen, die Vision hatte ihm Jahrhunderte geschenkt – für die Gefährten im Schiff aber waren nur Minuten, vielleicht nur Sekunden vergangen.
    Er brach in unbändiges Lachen aus.
»Nein!« rief er. »Nein!« Er packte Narik an den Schultern. »Ich war dort und habe mit ihnen gesprochen und sie kennengelernt.«
Kyodo grunzte ungläubig. »Du willst uns auf den Arm nehmen. Nimm dich in acht, ich bin geladen.«
»Du warst unser Würdigster?« fragte Asher.
Velasco wurde ernst. »Nein, das bin ich nicht«, entgegnete er. »Ein jeder von euch ist es. Aber ich mußte es ihnen erklären. Laßt mich erzählen, vielleicht werdet ihr es verstehen. Aber zuvor muß ich euch etwas erklären.«
Er wandte sich Asher zu.
»Sie haben mir Unehrlichkeit in meinen Gefühlen vorgeworfen. Dir, Asher, muß ich sagen, daß ich dich liebe. Ich erhebe Anspruch auf dich. Nein, keinen besitzergreifenden. Aber ich kann die Lüge zwischen uns nicht mehr ertragen. Ich scheide aus unserer Übereinkunft aus. Ich will dich nicht teilen mit Narik und Kyodo. Ich kann meine Gefühle nicht teilen.«
»Velasco war wirklich in einer anderen Dimension«, sagte Narik zurückhaltend.
»Nein«, entgegnete Asher. Sie lächelte zaghaft. »Er ist ein Mann.«
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