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Nova

Nova

Titel: Nova
Autoren: Wolfram Kober
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sie sich im Bereich einer unbekannten Zivilisation.
    Kyodo, gestärkt von der Gewißheit der eigenen Allmacht und dem Glauben an die Berechtigung dessen, was sie tun wollten, bekannte sich zu einem selbstherrlichen Ja. Die Fremden griffen das Schiff an, sie raubten ein Alab, hetzten Tiere auf sie!
    Seine aggressive Einstellung bedrückte Velasco. War er selbst es nicht gewesen, der in das fremde System eingegriffen hatte? Verlief vielleicht deshalb alles so unglücklich? Nichts auf ROSS gehörte ihnen. Kein Blatt, keine Krume Boden, kein Tier. Und doch nahmen sie. Sie waren ungebetene Gäste. Stets, wenn er einen neuen Planeten betrat, beherrschten ihn widersprüchliche Gefühle. Voller Stolz nahm er in Besitz und empfand zugleich Unbehagen über seinen Fuß, der durch den bloßen Tritt veränderte.
    Schon als Junge war es ihm so ergangen, wenn es nach dem ersten Schnee unberührte Flächen von glitzerndem Weiß gegeben hatte. Die Schönheit dieses Anblicks hatte ihn stets gerührt, weil sie etwas war, wohin sich des Menschen Hand noch nicht verändernd ausgestreckt hatte. Es erfüllte ihn mit Begeisterung, als erster dazusein. Jedes Jahr wieder schritt er hinein – und zerstörte die glatte Fläche für immer.
    Gewiß, über die kindliche Naivität war er längst hinaus, doch dieses Stückchen Kindheit schwang in manchen Momenten in ihm nach wie der Ton eines weich berührten Gongs.
    Die Maschinen benötigten drei Tage. Die Fremden ließen durch keinerlei Aktivität darauf schließen, daß sie überhaupt existierten. Als die Arbeiten beendet waren, postierten sich die Bioroiden im Kreis um die geschaffene Fläche.
    Narik hatte sie alle vierundzwanzig auf die Ebene geschickt. Sie hatten die Aufgabe, während der D-Nihilation über der explodierenden Bombe eine Energiekuppel zu bilden, die verhindern sollte, daß die frei werdenden Gravitationskräfte in die Atmosphäre eindrangen. Narik rechnete damit, daß für wenige Minuten ein passierbares Loch in die fremde Dimension geschossen wurde. Ein Alab sollte hindurchfahren und für die Zeit der Öffnung alle Informationen senden, die es aufnahm.
Ein Arbeitsroid placierte die Bombe.
     
Die Nerven der Menschen spannten sich bis zum Zerrei
    ßen. Auch Velasco konnte sich dem Bann nicht entziehen. In diesem Moment verblaßte der Panoramaschirm. Verstört suchten sie nach dem Fehler. Narik rannte nervös
an die Kontrollpulte und befragte die Myontronik. Doch die schwieg.
    Anstelle des Bildes erschien auf dem Panoramaschirm eine Schrift. Gestochen scharf. Ohne Fehler.
– schickt den würdigsten unter euch – er sei uns willkommen –
Narik ächzte. Alles in ihm war Triumph. Er hatte recht behalten. Sein Experiment öffnete das Tor zur anderen Welt. Sein Name würde in die Geschichte eingehen.
Der erste Eindruck war Unglaube, ihm folgte spontaner Jubel, dann kehrte die nüchterne Überlegung zurück.
    »Jetzt haben wir den Kontakt«, sagte Velasco.
»Und wenn das eine Falle ist?« Kyodo blieb mißtrauisch. Asher schüttelte den Kopf. »An so etwas dürfen wir nicht
    denken. Narik hatte recht. Eine uns überlegene Zivilisation. Keine kriegerische und feindliche, sondern in ihrer Entwicklung weiter als wir. Vielleicht wollten sie uns wirklich testen.«
    »Und das nimmst du hin?« brauste Kyodo auf. »Spielen mit uns wie mit Versuchstieren. Schicken mal hier Visionen mit angreifenden Springrindern und tötenden Menschen, mal dort Explosivgeschosse, lassen Alabs verschwinden. Das nennst du friedlich? Wenn ich könnte, ich würde ihnen meine Meinung schon zeigen.« Er schüttelte die Faust und schnaufte erregt. »Meine Beeinflussung verzeihe ich ihnen, alles andere nicht.«
    Velasco kam um ein Lächeln nicht umhin. Es belustigte ihn, Kyodo wie einen Bär seine Pranke gegen die Allmacht einer fremden Zivilisation erheben zu sehen. Ein Hund, der den Berg ankläfft, dachte er, konnte sich aber dem, was Kyodo sagte, nicht verschließen. Auch seine Würde wehrte sich dagegen, wider Willen als Spielball und Testobjekt zu dienen. Und wäre es nicht einmalig in der Geschichte der Menschheit gewesen, daß die Fremden sich offenbarten, endlich bereit waren zum Gespräch, er wäre aus verletztem Stolz abgeflogen.
    »Spiel dich nicht so auf!« fuhr Narik Kyodo an. »Vielleicht sind sie von ihrem Standpunkt aus im Recht? Wer will das jetzt schon sagen. Erst müssen wir ihre Beweggründe erfahren, um urteilen zu können. Also werden wir einen unter uns auswählen.«
    »Ich werde nicht
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