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Nova

Nova

Titel: Nova
Autoren: Wolfram Kober
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weiterentwickelt. Sowohl unsere Körper als auch unser Geist sind euch voraus.«
Diesmal spürte Velasco es genau. Die Aussagen waren überheblich und erinnerten ihn fatal an Narik. Sofort meldete sich sein alter, berechtigter Zorn; er hatte Mühe, sich zu beherrschen.
»Ja, eure Zivilisation ist älter als die unsere. Aber sie ist nicht besser.« Er wußte, es wäre vernünftiger gewesen, ein vorsichtig abtastendes, sachliches Gespräch zu führen und Klugheit zu demonstrieren. Narik wäre dazu vielleicht in der Lage gewesen. Er war es nicht. Ohne daß er es wollte, rutschte ihm alles sofort über die Zunge.
»Ihr habt mit uns gespielt wie mit Versuchstieren«, brach es aus ihm heraus, »habt uns benutzt, um eure egoistischen Gefühle zu befriedigen. Ihr wolltet sehen, wie die Fliegen im Spinnennetz zappelten. War es nicht angenehm zu sehen, wie wir uns gegen die Springrinder wehren mußten? Ich mußte töten, Kyodo wurde zur willenlosen Maschine und…«
»Halt!« unterbrach ihn ein dreistimmiger Schrei. »Du erhebst Anklage?«
»Ja, ich erhebe Anklage gegen euch«, erwiderte er stolz.
    Die Stimme schwieg.
Stille und Leere umgaben ihn.
Mochten sie schweigen, dachte er. Wieviel lieber wäre uns
gegenseitiges Vertrauen gewesen und nicht dieses grausame Abtasten.
    Schließlich, nach geraumer Weile, erklang die Stimme wieder. »Du hast uns nicht verstanden. Nicht unser Recht und nicht unseren Standpunkt. Du greifst unsere Zivilisation an. Wir drei aber sind nur Teile von ihr. Es ist notwendig, daß du mit uns allen sprichst. Das bedarf einer kurzen Zeit der Vorbereitung. Vielleicht wird dieses Gespräch von längerer Dauer sein.«
    Die Kugelbehälter zerrannen vor seinen Augen in gleißendem Flimmern. An ihrer Stelle aber begann sich ein flacher Kuppelbau zu erheben.
    »Das Gebäude ist für dich geschaffen worden, Velasco. Tritt ein.«
Alles hätte Velasco erwartet – heftige Gegenwehr, Zurückschleudern in seine alte Dimension oder seine sofortige Tilgung – , nicht aber das.
Es verblüffte ihn mehr, als er wahrhaben wollte.
Vorsichtig trat er ein. Der Raum war über und über mit seltsamen Pflanzen ausgestattet; zwischen ihnen sprudelten Wasserspiele. Angenehmer Duft durchzog das Gebäude. In einer Nische gewahrte er einen Sessel – nicht anders als einer aus dem Schiff – und dahinter einen runden Tisch; gedeckt mit Speisen und Getränken.
Er lauschte in sich hinein, allmählich schwand sein Mißtrauen. Versuchten sie es jetzt von dieser Seite?
Nur nicht einschläfern lassen, dachte er.
    »Du irrst Velasco«, sagte die Stimme neben ihm. Erschrocken wandte er sich um. Eine der Kugeln hing hinter ihm.
    »Ich bin Oncro-ar-Lei, dein Begleiter. Ich stelle den Kontakt zwischen dir und allen Wesen des Planeten her. Doch du mußt nicht mißtrauisch sein. Wir haben dich gerufen, als unser Mißtrauen gegen euch gebrochen war.«
    »Was geschieht jetzt weiter?« fragte Velasco.
»Die Nahrungsmittel und die Atemluft entsprechen eurem Standard. Du kannst essen und trinken, auch deinen Anzug ablegen. Wenn du soweit bist, dann wiederhole deine Anklage für uns alle.«
»Ich bin allein«, begehrte er auf. »Allein gegen eine ganze Welt. Ruft meine Gefährten.«
»Akzeptiere bitte unsere Ablehnung. Wir riefen dich, keinen anderen. Und du allein warst es, der gegen uns alle sprach.«
Einen Moment lang spielte Velasco mit dem Gedanken, Trotz zu einem Verhandlungsprinzip zu erheben, doch genauso rasch erkannte er es auch als einen Fehler. Schließlich stimmte er, wenn auch widerwillig, zu.
Oncro geleitete ihn an den Tisch. Velasco vermißte einen zweiten Sessel.
»Weshalb nur für mich?«
Die roten Augen des Wesens verengten sich zu Schlitzen. Velasco spürte den Ausdruck fremdartigen Lächelns.
»Das war deine erste Frage, Velasco. Eine von denen, auf die wir lange gewartet haben, denn es ist schön, Interesse und Verstehen zu empfinden. Es beweist, daß zwischen uns ein Band geknüpft worden ist. Doch auch jetzt warte. Erst müssen wir das Mißverstehen beseitigen. Ohne diese Grundlage sind deine Fragen wertlos. Bitte, teile uns jetzt deinen Standpunkt mit.«
Er stöhnte innerlich. Sie machten es ihm gewiß nicht leicht. Ihm blieb nie Zeit zu überlegen, seine Worte vorzuformulieren, eine logische Konzeption zu entwickeln. Trotzdem begann er sofort.
»Wir Menschen lieben die Offenheit. Und Ehrlichkeit: Wer sich versteckt, hat etwas zu verbergen. Das aber ist nur eine Seite der Kritik. Ihr wolltet uns testen; so jedenfalls
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