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Nottingham Castle, letzte Tuer links

Nottingham Castle, letzte Tuer links

Titel: Nottingham Castle, letzte Tuer links
Autoren: Leana Wyler
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nicht gut, und sie hatte bereits des Öfteren
Angst gehabt, dass die beiden ihre verbalen Streitereien einmal mit Fäusten
austragen würden. Andererseits war Eadric auf die Gastfreundschaft hier im
Hause Williams angewiesen, wo man ihn versteckt und gesund gepflegt hatte.
    „Meine
Mutter…”, er räusperte sich, „sie hat also recht behalten.” Mit grimmiger Miene
fuhr er fort. „Welch Glück, dass sie dies nicht mehr erlebt hat.”
    „Was
geschieht nun?”, fragte Susannah. „Wird König Richard umgehend nach England
zurückkehren?”
    Ihr
Vater hob die Schultern. „Ich weiß es nicht. Vielleicht wird es eine Weile
dauern, bis er freigelassen wird. Diese Adelsleute sind ja nicht unbedingt
bekannt dafür, stets ihr Wort zu halten.”
    Den
zornigen Seitenblick auf Eadric hatte er natürlich nicht unterlassen können.
    Susannah
verdrehte die Augen. Sie hatte beschlossen, ihn nicht über Eadrics wahre
Herkunft in Kenntnis zu setzen. Deshalb war es auch so schwierig gewesen, die
Sache mit dem Grabstein für Eadrics Amme durchzusetzen. Aber es war besser,
wenn er nicht Bescheid wusste. Außerdem würden sie sowieso nicht mehr lange
hier im Dorf sein.
    „Sir
John wird nicht erfreut sein, wenn sein Bruder heimkehrt”, sagte Susannah. „Vor
allem, da er sich geweigert hat, das Lösegeld zu bezahlen! Ich möchte nicht
dabei sein, wenn die beiden aufeinander treffen.”
    „John
wird sich rechtzeitig davon machen”, erwiderte Eadric. „Und irgendwo an einem
befreundeten Hof Unterschlupf suchen, feige, wie er ist.”
    Der
Arzt wandte sich ihm zu, was selten geschah. „Na dann könnt Ihr Euch glücklich
schätzen, dass Ihr nicht bereits an Sir Johns Hof angekommen wart. Sonst hätte
Euch das gleiche schändliche Schicksal ereilt, nicht wahr?”
    Auf
Eadrics Stirn bildete sich eine steile Falte.
    „Vater,
hör auf”, ging Susannah dazwischen. „Fehlt nur noch, dass du sagst, Robins
Schwert in Eadrics Rücken war eine wunderbare Fügung!”
    Sie
streckte Eadric, der mühsam die Lippen aufeinander presste, ihren Arm entgegen.
„Komm, wir gehen ein wenig raus in den Wald. Bei diesem Wind ist sicher niemand
unterwegs und frische Luft wird dir gut tun.”
    „Allerdings“,
zischte er. „Hier lässt sich wahrlich nicht gut atmen!“
    Noch
ein wenig mühsam erhob er sich von seinem Stuhl, aber seine Schritte waren über
die letzten langen Wochen sicherer geworden.
    Als
sie das Haus verlassen hatten, ließ Susannah ihre Hand in die seine gleiten. Er
hielt sie fest.
     
    Eine
Stunde später waren sie zurück.
    Eadric
musste sich ausruhen und verschwand in ihrem Zimmer, während sie noch einige
Dinge aufräumte.
    Ihr
Vater hatte offenbar schon darauf gelauert, sie alleine sprechen zu können.
    „Susannah,
überleg es dir noch einmal, du rennst in dein Unglück, da bin ich mir sicher!“
    Immer
wieder das gleiche Thema. Sie seufzte und wischte den Tisch ab, wo noch Eadrics
geschnitzte Gerätschaften herumlagen, die sie irgendwo verkaufen würde.
    „Du
weißt doch ganz genau, dass er nicht hierbleiben kann”, sagte sie.
„Natürlich! Und ich preise den Tag, an dem er endlich verschwindet. Aber du, du
musst nicht mitgehen! Hast du denn wirklich schon vergessen, wie er sich
benommen hat in der ersten Zeit nach seiner Rettung, für die wir beide immerhin
unser Leben riskiert haben?“
    Wie
hätte sie das vergessen können! Eadric war völlig überfordert gewesen mit der
neuen Lage. Als er nach zwei Tagen endlich die Augen aufgeschlagen und sie ihm
erklärt hatte, wo er sich befand, war er fürchterlich wütend geworden.
    „Was
soll ich hier?”, hatte er gekrächzt. „So will ich nicht leben, als Gefangener
in einem Hinterzimmer, ohne Namen und Aufgabe. Warum hast du mich nicht einfach
sterben lassen, das wäre für alle Beteiligten die bei Weitem beste Lösung
gewesen!”
    Sogar
das Essen hatte er verweigert. Und mehr als einmal den Becher mit Wasser durchs
Zimmer geschleudert.
    Sie
hatte ihn verstehen können. Aber ihm das natürlich nicht durchgehen lassen. Inzwischen
gewöhnte er sich langsam an den Gedanken, ein völlig anderes Dasein als bisher
zu führen. So hoffte sie zumindest.
    Ihr
Vater sah sie immer noch abwartend an.
„Es ist ja auch eine Welt für ihn zusammengebrochen”, erklärte sie. „Er musste
sich doch erst einmal in diesem neuen Leben zurechtfinden, immerhin hatte er
alles verloren.“
Wütend unterbrach er sie. „Fängst du schon wieder an, ihn zu verteidigen? Er
hatte doch von Anfang an
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