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Nottingham Castle, letzte Tuer links

Nottingham Castle, letzte Tuer links

Titel: Nottingham Castle, letzte Tuer links
Autoren: Leana Wyler
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durchschaut
hatte.
    Seine
Hand umfing die ihre, lange nicht so fest wie sonst, aber es gelang ihm, seine
Finger in ihre zu verschlingen. Susannah blickte hinunter auf die beiden Hände.
Hände, die zusammengehörten, die eins waren und immer sein würden, untrennbar,
so wie ihre beiden Körper. Und ihre Seelen. Auf ewig.
    „Susannah,
eins muss ich noch wissen…” Sie sah, wie sehr das Sprechen ihn anstrengte, und
beugte sich näher über ihn.
    „War
wirklich alles nur ein Spiel?”, fuhr er mühsam fort. „Hast du alles nur getan,
weil ich dich dazu gezwungen habe?”
    Er
sah sie an. Lange.
    In
seinen Augen lag soviel Wärme und Verletzlichkeit, dass Susannah die Tränen
nicht mehr zurückhalten konnte.
    „Nein”,
flüsterte sie und strich ihm zärtlich über die Wange. „Alles war echt, Eadric.
Alles.”
    Sein
Blick blieb in den ihren verschränkt. Der Hauch eines Lächelns erschien auf
seinen Lippen, ein feines, dankbares, glückliches Lächeln. Eins, das sein
Gesicht erstrahlen ließ und ihr neue Hoffnung schenkte. Doch seine dunkle
Stimme wurde matter.
    „Dann
kann ich beruhigt sterben”, hauchte er.
    Sein
Griff erschlaffte.
    Die
Finger glitten aus ihrer Hand.
    Eadric
von Nottingham, der nicht als Edelmann geboren war und doch in ihrem Herzen
immer einer bleiben würde, schloss die Augen.

 
    11 Epilog   Der Herbstwind fuhr ungestüm durch Susannahs Haare und rüttelte an den Bäumen,
sodass die ersten braunen Blätter von den Ästen gerissen wurden und durch die
Luft wirbelten. Eines davon landete auf dem schmucklosen Grabstein, vor dem
Susannah verweilte und in Erinnerungen versank. Sie erwachte aus ihrer Starre
und bückte sich langsam, um das Blatt aufzuheben und hinter sich ins Gras
fallen zu lassen. Lange würde sie nicht verhindern können, dass das Laub
herabfiel und alles unter sich zudeckte, aber zumindest so lange sie hier stand
auf diesem einsamen Friedhof, würde sie die Blätter vom Grab fernhalten.
    Es
hatte sie einige Mühe und Überredungskunst gekostet, diesen Stein überhaupt
hierher schaffen zu lassen. Eine äußerst abstruse Geschichte hatte sie sich
zurechtgelegt, von einem Versprechen am Sterbebett ihrer alten Tante, welches
sie nun endlich erfüllen wollte. Die Männer hatten sie seltsam angesehen, aber
am Ende dann doch eingewilligt, einen Stein aus den Ruinen von Nottingham Castle
zurechtzuhauen und hierher zu bringen.
    Auch
ihr Vater war von diesem Vorhaben alles andere als angetan gewesen.
    „Das
ist viel zu gefährlich”, hatte er gesagt. „Was ist, wenn jemand Fragen stellt?”
    Aber
letztendlich war alles gut gegangen.
    Auf
einen Namen auf dem Stein hatte sie verzichtet. Sie hatte Alwin, der sich auf
Steinbehauung verstand, gebeten, eine unauffällige Widmung anzubringen.
    „In
liebevoller Erinnerung ”, stand nun
auf dem Grabstein.
    Susannah
seufzte.
    Sie
wünschte, Eadric könnte es sehen.
    Hier,
so dicht am Castle, in dem er aufgewachsen war und sein ganzes Leben verbracht
hatte, fühlte sie sich ihm nah. Und ebenso auf diesem alten Friedhof mit seinen
verwitterten Kreuzen und den mit Moos bedeckten Steinen.
Wie er wohl früher gewesen war, als kleines Kind? Sicherlich war er auch damals
schon eher heißblütig gewesen und keins von denen, die still am Boden saßen und
für lange Stunden mit ihren geschnitzten Figuren spielten. Bestimmt hatte er
seine Amme das ein oder andere Mal in den Wahnsinn getrieben mit seiner
aufbrausenden Art!
    Sie
musste lächeln bei der Vorstellung.
    Ob
er auch damals schon die Haare etwas länger getragen hatte?
    Und
schon als Dreijähriger damit beschäftigt gewesen war, stolz ein Holzschwert
durch die Gegend zu schwingen?
    Reiten
hatte er sicher schon ganz früh gelernt, so wie es für einen künftigen
Burgherren wichtig war. Ob es auf einem dieser struppigen Ponys geschehen war?
Ganz bestimmt hatte er wild geflucht, wenn das Tier ihn abgeworfen hatte, war
dann aber mit entschlossenem Blick aufgestanden, aufgesessen und wieder
losgetrabt. Solange, bis das Pony ihm ohne Murren gehorcht hatte.
    Sie
kniete sich auf den Stein, um unter dem Kreuz die blauen Astern einzupflanzen,
die sie bei sich zu Hause im Garten ausgegraben hatte. Ein paar Farbflecken
taten dieser trüben Umgebung hier gut.
    Als
sie fertig war, klopfte sie sich die Erde von den Händen, sah noch einmal auf
das namenlose Grab und sprach ein stummes Gebet. Anschließend drehte sie sich
um und schritt langsam zum Ausgang des verlassenen Friedhofs. Sie war die Einzige,
die
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