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Nottingham Castle, letzte Tuer links

Nottingham Castle, letzte Tuer links

Titel: Nottingham Castle, letzte Tuer links
Autoren: Leana Wyler
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dass es vorbei war. Eadric würde es nicht rechtzeitig schaffen. Alles lief
mit einem Mal ganz langsam ab, als würde die Zeit stehen bleiben. Auch wenn er so
geschwind wie der Blitz zu ihr stürmte, das Schwert der Lady würde auf jeden
Fall schneller sein, das stand fest.
    Sie
schloss die Augen und erwartete den tödlichen Hieb. Durch all den Kampflärm,
das Prasseln, die Schreie von überall her vernahm sie ganz klar das Geräusch
von Eisen, das durch die Luft geschwungen wurde. Und eine Art Surren von vorne.
Sie stieß ihren letzten Atemzug aus und betete zu Gott.
    Doch
nichts passierte. Kein Hieb erreichte ihren Körper.
    Hinter
ihr ein gurgelndes Röcheln. Der Klang eines Schwertes, das auf den Boden fiel.
Mit letzter Kraft drehte Susannah sich um.
    Lady
Nottinghams Hände klammerten sich um den Griff eines Dolches, der in ihrer
Brust steckte. Ihre Augen waren vor Verwunderung weit aufgerissen. Sie öffnete
den Mund, doch kein Laut kam mehr hervor. Anschließend kippte sie zur Seite und
blieb leblos über der Armlehne ihres Gefährts hängen.
    Susannahs
Kopf fuhr herum, in Richtung der beiden Kämpfer. Sie sah Eadric mit
ausgestrecktem Arm in der Mitte der Halle stehen und verstand augenblicklich. Er
hatte den Dolch geworfen, direkt in das Herz seiner Mutter, und ihr selbst
damit das Leben gerettet.
    Ein
heftiges Beben ergriff von Susannah Besitz. Die Anspannung der letzten Minuten brach
über sie herein und erschütterte ihren Körper. Ihr wurde für einen Moment
schwarz vor Augen. Nur einen Wimpernschlag länger und sie wäre tot gewesen! Sie
zitterte haltlos und musste sich am Boden abstützen, um nicht vollends
ohnmächtig zu werden.
    Als
sie wieder etwas zu sich kam, war Eadric nicht mehr da, wo sie ihn eben noch
aufrecht stehend gesehen hatte.
    Ihr
Blick fuhr hektisch umher und fand ihn schließlich. An der gleichen Stelle wie
vorher, aber am Boden, wo er gerade in sich zusammensank.
    Locksley
stand hinter ihm, breitbeinig und schwer atmend, und zog sein Schwert aus
Eadrics Rücken. Er hatte kaltblütig den Augenblick genutzt, in dem Eadric sich
umgewandt und den Dolch geworfen hatte.
    „NEIN!”
    Susannahs
Schrei ging unter, weil ein weiterer rückwärtiger Stützbalken mit Getöse einstürzte.
Doch das war ihr völlig egal. Sie nahm auch nur am Rande wahr, dass Robin und
seine Männer sich umwandten und nach draußen liefen.
    Er
durfte nicht tot sein! Sie musste zu ihm, sofort!
    „Eadric!”
    Irgendwie
schaffte sie es, ihr Bein freizubekommen. Sie strauchelte auf ihn zu, ließ sich
neben ihm auf die Knie fallen.
    Regungslos
lag er da, das Gesicht blass, der Körper schlaff.
    „Eadric,
mach die Augen auf, bitte!”
    Sie
sah, dass er noch schwach atmete.
    „Du
darfst nicht sterben, hörst du? Ich brauche dich doch, ich muss dir noch Dinge
erklären, du kannst jetzt nicht sterben!”
    Völlig
aufgelöst nahm sie seine Hand in ihre, klopfte auf diese, rüttelte an ihr. Er
konnte nicht einfach gehen!
    Ihr
eigenes Leben hatte er gerettet durch sein beherztes Handeln und nun sollte er
selbst dafür mit dem Tod bezahlen? Das durfte einfach nicht sein!
    „Eadric,
bitte!”
    Tränen
strömten über ihr Gesicht. Ein heftiger Husten erschütterte sie, doch das war nicht
wichtig. Wenn er tot war, wollte auch sie nicht mehr leben.
    Was
sollte sie ohne ihn?
    Ohne
die Gewissheit, dass er wenigstens irgendwo sein Leben fortführte und manchmal
an sie dachte.
    Ohne
die Hoffnung, dass er vielleicht irgendwann hier in die Grafschaft kommen würde
und ihr von seinem schwarzen Hengst herab einen vertrauten Blick aus diesen
unergründlichen grünen Augen zuwarf.
    Nur
noch ein einziges Mal wollte sie in diese hineinsehen, ein einziges, letztes
Mal nur.
    Sie
schluchzte. Als ihre Hand reflexartig ihre Taschen nach einem Tuch abklopfte,
stieß sie auf das winzige Fläschchen, welches ihr Vater ihr dereinst gegeben
hatte. Mit zitternden Fingern nahm sie es heraus, öffnete es und entleerte es zwischen
seine leicht offen stehenden Lippen.
    Aber
es half nicht. Er regte sich nicht.
    Ihr
Weinen wurde heftiger.
    „Susannah,
bist du hier irgendwo?“ Das war die Stimme ihres Vaters.
    Gott
sei Dank, er würde Eadric helfen können!
    „Hier!“,
rief sie und winkte ihn hektisch herbei.
Eilig kam er heran, seine Arzttasche in der Hand.
    „Was
ist mit ihm?”, fragte er.
    „Ein
Schwerthieb in den Rücken, gerade eben. Du musst ihn versorgen, er darf nicht
sterben!”
    Ein
neues Schluchzen überfiel sie.
    Ihr
Vater sah sie einen
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