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Notluegen

Notluegen

Titel: Notluegen
Autoren: Richard Swartz
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entdeckt hatte, aber bevor er dazu kam, war die Frau zu ihrer Fürsorge für seine Ehefrau zurückgekehrt, glücklich mit jemandem wie dir kann sie doch wohl nicht sein, sagte sie und sah ihn mit ihren großen braunen Hundeaugen an.
    Der Mann schwieg.
    Hast du nicht einmal ein Wort für das, was wir getan haben, fragte sie still. Wir haben gesündigt. Und das Schlimmste ist nicht, was wir getan haben, sondern dass wir es genossen haben.
    Ohne Regenschirm, in einer kurzen Unterbrechung zwischen den Schauern, ging der Mann nach Hause, vorbei an der Badeanstalt und dem Flakturm im Esterházypark. Auf dem Loquaiplatz atmete er den frischen Duft von Erde und Laub nach dem Regen ein. Hier und da lagen Kastanien auf dem Trottoir, die der Regen aus den Bäumen gepeitscht haben musste, in dicken grünen und stacheligen Fruchtschalen oder glänzend braun, der Mann kickte sie auf dem Heimweg vor sich her, und besonders lange pflegt es nicht zu dauern, bis ein solcher Heimweg kürzer wirkt, als wenn wir ihn zum ersten Mal gehen, aber der Heimweg von der Theobaldgasse war länger als je zuvor, weil der Mann ihn jetzt vielleicht zum letzten Mal ging.
    Wie hatte alles gegen ihn gewendet werden können?
    Es war doch diese Frau gewesen, die nichts Besonderes mit ihrem Verhältnis beabsichtigt hatte, die sich von Anfang an geweigert hatte, von ihnen als einem Paar zu sprechen, obwohl ihn das verletzt hatte. Sie war es und nicht der Mann, die sich geweigert hatte, Risiken einzugehen. Alles musste ein Missverständnis sein, das sich aber berichtigen ließe, wenn sie nur wieder von vorn anfangen könnten, wenn sie zum Alltag mit seiner eigenen, unverrückbaren Ordnung zurückkehren würden, wieder zum Blumenhändler oder zum Trödelladen gehen, zusammen Würste und Zeitungen kaufen, sobald er in ihrer Gesellschaft wieder seine neu besohlten Winterschuhe holen dürfte.
    Ohne besonderen Anlass war es dem Mann auf einmal klar, was er im Begriff war zu verlieren, wie viel ihm diese Frau inzwischen bedeutete, und als sich seine Frau entschloss, am nächsten Wochenende nach Innsbruck zu fahren, um eine entfernte Verwandte zu besuchen, rief er sie an, der Mann bat die Frau zum ersten Mal, ihn zu besuchen und übers Wochenende zu bleiben, ihr Mann war ja zur Kur in Karlsbad, es sei die Gicht, hatte seine Frau gesagt.
    Zum ersten Mal würden sie eine ganze Nacht und fast den ganzen nächsten Tag zusammen haben. Trotzdem wollte sie ihm nichts Bestimmtes versprechen. Erst als der Mann erklärte, wie wichtig es sei, das Gespräch fortzusetzen, das sie bei ihr zu Hause in der Theobaldgasse angefangen hatten, gab sie nach, mal sehen, sagte sie, aber spät am Samstag Nachmittag stand sie tatsächlich vor seiner Tür, in der Hand eine kleine Ledertasche.
    Die Wohnung hatte der Mann mit Blumen vom Naschmarkt geschmückt, vor allem mit Rosen und Tulpen, im Speisezimmer den Tisch gedeckt, einen Teil der Rosen auf dem Leintuch verstreut und sich den ganzen Nachmittag lang in der Küche zwischen Töpfen und Schüsseln abgemüht, und all das musste wohl Eindruck auf die Frau machen, sofort nistete sie sich wie eine Katze bei ihm ein, zog die Schuhe aus und kuschelte sich in einen Sessel, den sie noch nie gesehen und in dem sie nie zuvor gesessen hatte. Während der Mann sich um das Essen kümmerte, das er auf dem Herd hatte, zog die Frau auf dem Sessel die Füße unter sich und sah sich mit einem Glas Wein in der Hand mit einem zufriedenen Blick ihrer großen Augen um, mit diesen braunen Augen, die, der Mann wusste es ja, jederzeit ins Schwarze wechseln konnten.
    Was er ihr bieten konnte, hatte wohl mehr mit Fürsorge als mit Mut oder Kühnheit zu tun, aber die Frau blieb, aß mit gutem Appetit, trank mehr als gewöhnlich und schüttete Rotwein auf das Tischtuch, auf das der Mann eilig Salz streute, obwohl sie lachte und behauptete, das helfe nichts, du bist ein süßes Dummerchen, sagte die Frau, lobte aber das, was sie gegessen und was sie getrunken hatte, mit einer Stimme, als wäre sie aus feinstem Kristall, ohne den kleinsten Riss, bevor sie wie üblich im Bett landeten; mit ihren kleinen Handflächen klatschte sie dem Mann auf beide Hinterbacken, trieb ihn an, während er in ihre Ohren oder in ihr nasses Gesicht keuchte, und die Frau schlängelte sich weg, schwang sich auf und ritt ihn, immer wilder, bis der Mann ihr entglitt, wie sollte er das schaffen, er musste wieder von vorn anfangen, und jetzt war sie wieder unter ihm, schlug ihn auf Rücken und
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