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Nore Brand 03 - Racheläuten

Nore Brand 03 - Racheläuten

Titel: Nore Brand 03 - Racheläuten
Autoren: Marijke Schnyder
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Notizbüchlein hervor, da stand nichts Neues, es ging nur darum, die richtigen Worte zu finden, zu verschleiern, dass sie die letzte Gewissheit noch nicht hatte. Hatte Weissen das gemerkt? Er bedachte sie mit einem nachsichtigen Lächeln. Das war gut so.
    »Mittlerweile besteht nicht mehr der geringste Zweifel, dass Federico Meier ermordet wurde.«
    Die drei Männer blieben bewegungslos, bis sich Oskar Schmied räusperte.
    »Damit habe ich gerechnet, Frau Brand«, stieß er hervor, »und wer war es?«
    Nore Brand schaute in die Runde. »Dazu muss ich Ihnen den Tathergang erklären.«
    »Aber schnell«, sagte Oskar Schmied, er schaute auf seine Armbanduhr, »uns bleibt nicht viel Zeit.«
    Nore Brand richtete sich auf. Der Tanz konnte beginnen.
    »Es geht um die letzten Minuten im Leben von Federico Meier. Er hatte kurz vor seinem Tod einen heftigen Streit. Er wurde zusammengeschlagen, ein einziger Schlag genügte, und er ging zu Boden. Er muss kurz die Besinnung verloren haben, denn er schlug mit dem Hinterkopf auf dem Boden auf. Als er wieder zu sich kam, besann er sich, und es gelang ihm, seine Pistole hervorzuholen. Doch der Mörder kam ihm zuvor und zwang ihn, die Pistole an die eigene Schläfe zu setzen.«
    Sie machte eine Pause und schaute einen nach dem anderen an.
    »Wer war der Mörder?«, drängte Oskar Schmied.
    »Weder Herr Lebeau noch Herr Weissen haben ein Alibi«, erklärte sie.
    Remi Weissen protestierte. »Was erzählen Sie da? Schauen Sie mal in Ihren Akten nach! Ich habe es gestern doch wiederholt, vor ihm da!« Er deutete auf Nino Zoppa.
    Max Lebeau saß reglos auf seinem Stuhl.
    »Eine Sauna wird auch dann heiß, wenn keiner drin sitzt. Und Badetücher kann man nass machen. Nichts leichter als das«, erwiderte sie ungerührt.
    Remi Weissen starrte sie böse an.
    Sie wandte sich an Max Lebeau. »Sie waren am Joggen an jenem Abend. Das gehört zu Ihren Gewohnheiten. Sie behaupten, dass Sie an jenem Abend vom Tierpark an aufwärts, das heißt Richtung Rubigen unterwegs waren.«
    Sie machte eine kleine Pause.
    »Aber Federico Meier wurde beim Bärengraben umgebracht.«
    Sie sah, wie Lebeau langsam im Stuhl zurücksank. »Ich habe ihn zusammengeschlagen«, flüsterte er, »aber ich habe ihn nicht umgebracht, ich hatte noch nie eine Pistole in der Hand. Ich habe noch nie in meinem Leben geschossen. Ich weiß nicht einmal, wie das geht, das müssen Sie mir glauben! Ich war nie im Militär!« Er schlug die Hände vor sein Gesicht. Seine Schultern zuckten.
    »Max!«, rief Oskar Schmied, »was sagst du da? Du hast ihn zusammengeschlagen?«
    Max Lebeau legte seine Hände auf den Tisch; er hob seinen Blick und schaute Oskar Schmied an, ohne etwas zu sagen.
    »So sag doch etwas!«, drängte ihn Oskar Schmied.
    »Ja, ich habe ihn geschlagen.« Er schaute auf seine Hände. »Das tut mir sehr leid.«
    »Aber warum denn?«
    Lebeau schaute kurz zu Nore Brand, dann wieder zu Schmied.
    »Oskar, Henriette schrieb mir vor sechs Jahren von einem Kind. Sie brauchte unbedingt Geld. Ich habe gedacht, es …« Lebeau schaute wieder auf seine Hände. »Es hätte mein Kind sein können, ich wusste das. Aber ich wollte keine Probleme.« Er schaute auf. »Ja, ich habe Geld aus der Kasse genommen. Ich sei der Vater, schrieb sie mir, da konnte ich doch nicht …« Er setzte sich aufrecht hin und schaute Oskar Schmied an. »Ich habe einen großen Fehler gemacht, aber dass sie gegangen ist, hat damit zu tun, dass sie am Schluss schlecht behandelt wurde. Von uns allen. Sie erwartete ein Kind, als sie gehen musste. Es ist damals alles falsch gelaufen. Ich glaube, ich war nicht der Einzige, der …« Er verstummte und schaute Oskar Schmied anklagend an.
    Nore Brand sah, wie Oskar Schmied zusammenzuckte. Er rutschte auf dem Stuhl nach vorn. Sein Gesicht verfärbte sich.
    »Ja, das hat sie mir auch geschrieben, Max!« Er räusperte sich laut. »Ich habe ihr auch Geld geschickt, jahrelang!« Er warf Nore Brand einen prüfenden Blick zu, bevor er sich wieder an Lebeau wandte. »Ich hatte plötzlich auch ein schlechtes Gewissen, wie du. Wir sind ja keine Unmenschen. Aber dass du Geld aus der Firmenkasse genommen hast …«
    Er verstummte und starrte Max Lebeau an, mehr überrascht als wütend. Mit einem Ruck drehte er sich zu Nore Brand. »Aber was hat das alles mit dem Tod von meinem Enkel zu tun?«
    Nore Brand schwieg. Es brauchte ihre Fragen nicht. Ihr Blick ging zu Remi Weissen.
    Dieser lächelte gequält. »Bin ich etwa der Einzige
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