Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nore Brand 03 - Racheläuten

Nore Brand 03 - Racheläuten

Titel: Nore Brand 03 - Racheläuten
Autoren: Marijke Schnyder
Vom Netzwerk:
bezahlte den Chauffeur großzügig, stieg aus und schmiss die Wagentür hinter sich zu.
    Er nahm die Abkürzung durch den Kanonenweg. Das Quietschen von Zugbremsen drang an sein Ohr. Sonst war es ruhig. Auch die Stadt hatte nun Feierabend. Federico Meier fühlte seit langer Zeit zum ersten Mal wieder Boden unter den Füßen. Auf diesem Boden ließ sich ein langes und sehr angenehmes Leben aufbauen. Wie gesagt, er musste nur clever sein, den nächsten Schritt gut planen.

1 Konkurrenz für Nore Brand
    Nore Brand drehte sich auf die andere Seite. Es war schon hell, aber es war ihr freier Samstag. Sie wehrte sich dagegen, wach zu werden.
    Aus der Ferne drang die Sirene eines Krankenwagens durch das offene Fenster. Dann war es wieder still. Sie hörte den Regen, der von der Dachrinne in das Abflussrohr gurgelte. Später würde das Wasser über die Dachrinne in den Hof hinausspritzen. Der Hauspflegedienst hatte im Frühling vergessen, die Dachrinne säubern zu lassen, und nun kam die nächste Ladung Herbstblätter und verstopfte die Rohre.
    Die Zimmertür stand offen. Aus dem Wohnzimmer hörte sie, wie Jacques’ Finger über die Tastatur hetzten. Sie warf einen Blick auf den Wecker.
    Doch nein, es war Samstag!
    Jacques hatte sie um Asyl gebeten. Das Mehrfamilienhaus in Lausanne, in dem er seit vielen Jahren wohnte, wurde renoviert. Die Fassaden wurden frisch gemacht, die Balkons ausgebaut und die Fenster ersetzt. Man hatte die Mieter freundlicherweise über die Dauer der lärmigen Arbeiten informiert. Und natürlich über die logische Mietzinserhöhung infolge verbesserter Wohnqualität. Jacques war entsetzt gewesen, doch er wollte den Mietvertrag verlängern.
    »Ich muss den See vor mir haben und in der Ferne die Savoyischen Berge. Das ist die Heimat meiner Augen.« Er brauche diese Weite vor dem Fenster, wenn er morgens mithilfe einer Tasse Kaffee langsam in diese verrückte Welt zurückkomme.
    ›Heimat meiner Augen!‹ das waren seine Worte gewesen.
    Es kitzelte in ihren Mundwinkeln, dann stiess sie einen verärgerten Laut ins Kopfkissen. Ihr musste der Blick in eine Baumkrone genügen, von dort gingen die Gedanken auch ohne See weiter. Wohin sie immer wollten.
    Sie rollte auf die andere Seite. Die Stelle, wo er geschlafen hatte, war noch warm. Sie zog die Decke über den Kopf, aber Jacques’ Tastentanz drang ungehindert durch die Daunen an ihre Ohren. Das Kissen half ein bisschen.
    Wenn sie es jetzt wirklich zuließ, würde ein gemeiner Morgenschlaf sie holen und seltsame Träume, dumpfe Gefühle und unangenehme Gedanken hinterlassen.
    Sie schloss die Augen und wartete trotzdem.
    Vergeblich. Dieses Mal kam er nicht.
    Alles wurde unzuverlässiger in ihrem Leben. Auch der Schlaf.
    Und die Gedanken. Sie machten sich ohne ihre Erlaubnis an die Arbeit, irrten ins Büro und schauten sich misstrauisch um und nisteten sich ein in diesem Fall, der tatsächlich ihr gehört hätte. Doch der große Chef hatte sich in den Kopf gesetzt, dass seine Mitarbeiter, und ganz besonders seine Mitarbeiterin Nore Brand, weitergebildet werden mussten. Ihr Widerstand ging ihm seit Langem auf die Nerven. Ihre Methoden seien vorsintflutlich, hatte er Bastian Bärfuss erklärt. Bärfuss hatte herzlich darüber gelacht und es Nino Zoppa weitererzählt. Und nach einem Feierabendbier wusste es auch Nore Brand. Sie fand das gar nicht lustig.
    »Warum sagt man vorsintflutlich?«, wollte Nino wissen.
    »Die Antwort steht in der Bibel.«
    »Ah«, sagte Nino, »was du nicht alles weißt.«

    Ihr stand also eine Weiterbildung bevor. Das alles wäre irgendwie auszuhalten oder zweifellos auch irgendwie zu umgehen gewesen. Aber da war noch ein Problem.
    »Der kommt direkt von der Police Academy«, hatte Bastian Bärfuss gespöttelt, »einer mit akademischen Weihen. Passt auf!«
    Der Chef war restlos begeistert, bis zu jenem Morgen, als der Neue sich in einer großen Runde von Kollegen und Vorgesetzten verwundert zeigte über die veralteten Ermittlungsmethoden der Kantonspolizei. Man müsste sich ja schämen, wenn einer käme und genauer hinschauen würde.
    Doch der Chef begriff, dass er ein Druckmittel in der Hand hatte. Der Neue drängte sich auf, er wisse, wie man Verbrechern das Handwerk lege. Behauptete er zumindest. Sein Auftritt war forsch und laut. Er hatte den Charme eines Laubbläsers. Er hatte Kriminalistik studiert; dies erwähnte er, sobald sich die geringste Gelegenheit dazu ergab.
    Sein Blick war selbstbewusst. ›Magna cum laude‹ konnte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher