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Nore Brand 03 - Racheläuten

Nore Brand 03 - Racheläuten

Titel: Nore Brand 03 - Racheläuten
Autoren: Marijke Schnyder
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Basketballschuhen.
    »Dominik?«, wiederholte Nore Brand und schaute die Kleine fragend an.
    Die Kleine nickte und schaute Hilfe suchend zu Nore Brand auf.

    Dominik?
    Die Erinnerung kam langsam.
    Die Kleine war eines Nachmittags aufgetaucht, um ihr die Schildkröte vorzustellen. Undenkbar für Wilma, dass sich jemand nicht für Schildkröten interessierte. Sie stand geduldig vor der Tür, wartete, bis Nore Brand Anstalten machte, sie in die Wohnung zu bitten. Dann trottete sie ihr voraus in die Küche, zog einen Stuhl hervor und setzte sich drauf. Dominik steckte noch unter ihrem Arm.
    »Willst du etwas trinken?«
    »Milch«, sagte sie.
    Nore Brand tat, wie ihr geheißen. Sie füllte das Glas und stellte es vor Wilma auf den Tisch. Sie schaute die Kleine an und bedauerte es, dass sie nicht viel Konversationsübung mit Kindern hatte.
    »Trinkst du zu Hause auch immer Milch?«
    »Nein, nur Cola oder heiße Schokolade. Unsere Milch ist nicht fein. Die schmeckt wie Wasser.«
    Die Kleine schüttelte angewidert den Kopf. Sie hob Dominik auf den Tisch, nahm das Glas und trank.
    »Müsstest du nicht in der Schule sein?«, fragte Nore Brand nach einem Blick auf die Uhr.
    »Heute Nachmittag haben wir frei«, sagte Wilma und stellte das Glas wieder auf den Tisch. Mit einem Ruck zog sie Dominik zurück; er hatte vergeblich das Weite gesucht.
    »Ist die Lehrerin denn krank?«
    »Nein, die ist schwanger. Sie ist schon ziemlich fett.«
    »Fett?«, wiederholte Nore Brand. »Du meinst wohl rund.«
    »Das ist aber nicht das Gleiche«, erwiderte Wilma.
    »Mama sagt, sie sei nie so gewesen. Mit mir im Bauch«, ergänzte sie.
    Wilma hatte Milchspuren bis unter die kleine Nase hinauf.
    »Nach den Sommerferien bekommen wir einen Lehrer.«
    Nore Brand schaute die Kleine an. »Hast du eine Schwester oder einen …?«
    »Nein«, fiel ihr Wilma ins Wort, »ich habe nur Dominik. Der schreit nicht dauernd und fällt keinem auf den Nerv.«
    Dominik versuchte wieder zu entkommen, aber Wilma hinderte ihn mit einem entschiedenen Griff daran. »Sagt Mama. Sie hätte lieber eine Schildkrötenzucht als zwei Kinder.«
    Dieser Besuch hatte Nore Brand fassungslos zurückgelassen.

    »Dominik ist weg«, wiederholte die Kleine jetzt ziemlich ungeduldig und trat von einem Bein auf das andere. »Er war gestern allein im Garten.«
    »Dominik ist weg?«, fragte Nore Brand.
    Um fünf Uhr hatte sie sich frischer gefühlt. Langer Schlaf tat ihr nicht gut. Er vernebelte ihr den Kopf.
    Sie schaute Wilma bedauernd an. »Ich habe Dominik leider nicht gesehen.«
    Vielleicht dachte Wilma, Dominik hätte bei ihr angeklopft für eine Tasse Kaffee oder ein Schälchen Milch, weil er genau wie Wilma wässrige Milch nicht ausstehen konnte.
    Wer kannte sich schon mit Schildkröten aus.
    Wilma schaute sie hoffnungsvoll an. »Du bist doch bei der Polizei.« »Julius meint, das sei eine Angelegenheit für die Polizei.«
    Wilma hatte tatsächlich ›Angelegenheit‹ gesagt.
    Nore Brand runzelte die Stirn. »Julius?«
    Die Kleine schaute sie forschend an. »Das ist mein Freund«, sagte sie dann. »Wir gehen zusammen in die Schule. Julius meint, ich könnte …«
    Wilma senkte ihren Blick und schwieg.
    Das Geräusch des hektischen Tastentanzes drang in die Stille.
    Die Kleine horchte auf. »Ist er da?«
    Wilma schaute sie an, als ob sie das natürlichste Recht der Welt auf Informationen hätte. In diesem Alter war das vermutlich der Fall.
    »In seinem Haus in Lausanne werden Wohnungen renoviert.«
    Die Kleine nickte. »Das macht Lärm und Dreck«, sagte sie verständnisvoll. »Wann geht er wieder?«
    »In den nä…«, Nore Brand verstummte und starrte die Kleine verblüfft an. Was zum Teufel?
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie dann. »Dominik wird wieder auftauchen. Er hat sicher ein schönes Plätzchen gefunden, und wenn es ihm langweilig wird, dann …«
    Wilma bewegte den Kopf langsam hin und her. »Vielleicht hat ihn jemand gestohlen.« Sie zog ihre runde Stirn zusammen. »Wenn du heute nicht arbeiten musst, kannst du ja auch ein bisschen suchen.«
    Nore Brand fuhr sich durch die Haare.
    »Dominik ist nicht schnell«, erklärte Wilma rasch. »Man muss einfach nur gut schauen.«
    Nore Brand schaute die Kleine an. Sie würde nicht lockerlassen.
    »Ich weiß nicht mehr genau«, versuchte sie es noch einmal, »wie er aussieht. Er ist sicher größer geworden in der Zwischenzeit.«
    Wilma öffnete rasch ihre Schultasche und zog eine Zeichnung hervor.
    »Das ist er.«
    Eine
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