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Nore Brand 03 - Racheläuten

Nore Brand 03 - Racheläuten

Titel: Nore Brand 03 - Racheläuten
Autoren: Marijke Schnyder
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Weissen hat sich einmal verraten. Als ich den Besuch bei Henriette Fink erwähnte.«
    Er schaute sie an.
    Sie lächelte plötzlich. »Und Elsi Klopfenstein hat mir geholfen.«
    »Was? Elsi?«, rief Nino Zoppa.
    »Ich habe sie zufällig getroffen. Du kennst sie ja. Sie erzählte etwas von einer Erpressungsgeschichte. Eine Verwandte von ihr hatte ein uneheliches Kind und sie liess einige Männer bezahlen, damit sie schwieg. Diese Frau lebte gut mit ihrem Kind und keiner stellte Fragen. So ungefähr ging die Geschichte. Elsi fand das lustig. Sie meinte, dass die Wahrheit manchmal so unglaublich naheliege, dass man gar nicht draufkommt.«
    »Aha«, sagte Nino.
    »Federico Meier hat von dieser Geldgeschichte erfahren und wollte sie für sich nutzen. Da kamen zwei Sachen zusammen, und das war zu viel. Die Situation musste eskalieren. Ich hätte das voraussehen können. Wir wussten, dass Remi Weissen in Federico Meier das größte Hindernis für seine Karriere sah. Sylvia Brändli hat uns mit ihrem Hinweis die Augen geöffnet. Dass er Max Lebeau von A bis Z kontrolliere, Oskar Schmied, den Schwiegervater und die Finanzen. Weissen hatte plötzlich eine Gelegenheit, um seine Probleme zu lösen.«
    Sie schwieg einen Moment. »Wenn wir nicht gehandelt hätten, wären die drei nach Barcelona geflogen. Es ist denkbar, dass er sich dort abgesetzt hätte. Vielleicht finden wir das noch heraus.«
    »Vielleicht«, wiederholte er nachdenklich. »Aber du warst deiner Sache wirklich so sicher?«
    Sie dachte kurz nach.
    »Ja. Lebeau hätte sich bestimmt nicht an die Bar vom Tramdepot gesetzt, wenn er so etwas geplant hätte. Der wäre nie in der Lage gewesen, das zu tun.«
    Max Lebeau hatte etwas von einem Kind. Sie begriff, was Sylvia Brändli dazu gebracht hatte, sich einzumischen. Weissen hätte ihm den Mord als Totschlag unterschieben können.
    »Aber dass Weissen plötzlich eine Pistole packt, damit hast du nicht gerechnet.«
    »Nein«, sagte sie, »natürlich nicht.«
    »Zum Glück war es nichts als ein letztes Aufbäumen gewesen. Weissen hätte das nicht durchziehen können. Da hat er sich selbst überfordert. Plötzlich fuchtelte er nur noch wild herum mit der Pistole.«
    Doch das war der schlimmste Augenblick gewesen.
    »Dass man so einen mit Kühen reinlegen kann, das ist ja ziemlich abartig«, sagte er, »total abartig. Das macht ihn sicher fertig.«

    Bastian Bärfuss erwartete sie in ihrem Büro, er stand am Fenster und schaute in den Hof. Er drehte sich sehr bedächtig um, als sie den Raum betraten. Sie bemerkte seinen ängstlichen Blick.
    »Und?«, erkundigte er sich.
    »Es war Weissen. Der Schwiegersohn.«
    Bastian Bärfuss fuhr sich über die Stirn und wandte sich ab.
    Nino Zoppa warf ihr einen fragenden Blick zu.
    Sie berichtete kurz, was geschehen war.
    Bastian Bärfuss setzte sich auf den Radiator.
    »Diese Dummköpfe«, sagte er, als sie fertig war, »diese großen Dummköpfe. Und wer ist der Vater des Mädchens?«
    Nore Brand zuckte die Schultern.
    Lebeau konnte es sein. Schmied konnte es auch sein. Beide hatten dunkle Augen. Beide hatten ein schmales Gesicht. Beides traf auf Wilma zu, aber wollte sie diese Wahrheit überhaupt wissen?
    Er begriff, sie würde nichts sagen.
    Es blieb still im Büro.
    Nore Brand hörte, wie er tief Atem holte.
    »Vielleicht bin ich euch eine Erklärung schuldig«, begann er mit heiserer Stimme. »Max Lebeau ist der Mann einer sehr guten Bekannten von mir. Ich habe mir große Sorgen gemacht um sie. Auch um ihn, obwohl ich ihn kaum kenne. So, das war’s.«
    Er erhob sich ächzend. »Warum ist dieser Radiator so heiß?«
    Nore Brand zuckte mit den Schultern. »Schwer zu regeln. Das Heizungssystem ist veraltet.«
    Er lächelte schwach. »Schwer zu regeln, ja, das kenne ich. Wie bei mir zu Hause.«
    Er wirkte erleichtert. Und dankbar, dass er über die Heizung reden konnte.
    Aber sie wusste nun, was es gewesen war. Bastian Bärfuss hatte sich erklärt, ohne Umschweife, aber auch fast ohne Worte, und hatte sofort den Ausweg aus der Peinlichkeit gefunden.
    Der Ehemann einer Freundin von Bastian Bärfuss hatte zu den Verdächtigen gehört. Der Ehemann war zwar außergewöhnlich begabt, aber er hatte in der Not die Firma um Geld erleichtert. Das also war’s gewesen.
    Bärfuss blieb vor ihr stehen.
    »Und jetzt?«

    Maria Volta hatte sie beim letzten Treffen kritisch ins Auge gefasst. »Du bist dünnhäutig geworden, so kenne ich dich gar nicht. Brauchst du eine Auszeit?«
    Nore Brand
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