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Nore Brand 03 - Racheläuten

Nore Brand 03 - Racheläuten

Titel: Nore Brand 03 - Racheläuten
Autoren: Marijke Schnyder
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Polizei«, erklärte Nino Zoppa. »Was machst du überhaupt hier? Du solltest doch in der Schule sein!«
    »Das geht dich nichts an«, schrie Julius.
    »Ist Wilmas Mama zu Hause?«, fragte Nore Brand.
    »So schau doch selbst!«
    Julius gab nicht auf, er wehrte sich mit aller Kraft.
    Nore Brand stand daneben und wunderte sich über die Energie, die dieser kleine Kerl an den Tag legte.
    »Lass ihn«, sagte sie zu Nino Zoppa. »So kommen wir nicht weiter.«
    »Sieht ganz so aus«, stöhnte Nino Zoppa. »Du hast aber eine Ausdauer«, sagte er zu Julius und stellte ihn sanft auf den Boden.
    Julius blieb stehen; für einen Augenblick konnte er nichts anfangen mit seiner Freiheit. Sein Gesicht war ganz rot.
    Nino beugte sich zu ihm hinunter und berührte ihn an den Schultern.
    »Julius«, sagte er sehr ernst, »sag jetzt, was machst du hier?«
    Julius schaute zwischen den beiden hin und her. Er begriff nicht, was das sollte.
    »Wo ist Wilma?«, fragte Nore Brand wieder.
    Nino Zoppa kniete sich vor den Kleinen hin.
    »Julius«, begann er mit großem Ernst, »wir brauchen deine Hilfe. Wenn du uns sagst, wo Wilma ist, kannst du einen ganzen Nachmittag mit dem Polizeiauto mitfahren. Willst du das?«
    Julius schaute ihn mit plötzlichem Interesse an.
    »Mit einem Streifenwagen, verstehst du?«, erklärte Nino.
    »Darf Wilma auch?«, fragte Julius.
    Nino Zoppa nickte. »Klar. Aber sag uns jetzt, wo sie ist.«
    Julius nickte. »Wilma musste sich verstecken, wegen Dominik. Jetzt haben wir kein Futter mehr. Ich wollte bei …«
    »Wo ist sie?«, drängte Nore Brand.
    Julius schaute zu ihr hoch. »In meiner Baumhütte natürlich.«
    In meiner Baumhütte natürlich, hatte das Kind gesagt.
    Nino Zoppa richtete sich auf und schaute Nore Brand an. »Natürlich, in der Baumhütte, das ist doch völlig logisch.« Er grinste schwach.
    Er schaute wieder zu Julius. »Und keiner hat etwas gemerkt?«
    Julius schüttelte den Kopf. »Nein. Wir haben natürlich aufgepasst.«
    »Natürlich«, Nino Zoppa lachte lautlos, »in der Baumhütte«, wiederholte er. »Auf diese Idee hätten wir eigentlich kommen müssen.«
    »Wenn ich gewusst hätte, dass Julius eine Baumhütte hat, dann hätte ich vielleicht an so etwas gedacht«, sagte Nore Brand.
    Was wusste sie schon von den Kindern des Quartiers.
    »Wir haben das in einem Film gesehen, es war ganz leicht«, erklärte Julius.
    Nore Brand schaute ihn fassungslos an. »Aber hat sie dort nicht kalt?«
    Julius schüttelte heftig den Kopf. »Sie ist fast neu. Ich habe Decken dort. Manchmal schlafe ich mit Papa dort.«
    Da atmete sie erleichtert auf.
    »Und vor wem musste sie sich verstecken?«, wollte Nino wissen.
    »Vor einem Mann. Er hat ihre Mutter besucht. Und der hat Wilma gefragt, ob sie wisse, dass man aus Schildkröten Suppe machen kann.«
    »Hast du den Mann gesehen?«
    »Nein«, sagte Julius. »Ich nicht, aber Wilma. Sie fürchtet sich vor ihm.«
    »Deshalb hat sie sich versteckt«, sagte Nino, »logisch.«
    Julius nickte heftig.
    Nore Brand beugte sich zu ihm. »Das habt ihr gut gemacht. Aber sag Wilma, dass ich diesem Mann heute erklären werde, dass es verboten ist, aus Schildkröten Suppe zu kochen. Wenn er das tut, dann kommt er ins Gefängnis.«
    »Sicher?«, er schaute sie zweifelnd an.
    »Sicher!«, sagte sie.
    Julius schaute zu Nino Zoppa hoch. Immer noch zweifelnd.
    »Ganz sicher!«, bekräftigte dieser.
    »Okay«, sagte Julius, »ich sag’s ihr«, er packte seinen Scooter und schob sich an.
    Bevor er richtig in Fahrt kam, drehte er sich nochmals um. »Ich sag’s ihr ganz sicher«, rief er und lachte.
    Nore Brand schaute ihm nach. »Jetzt können wir uns eine Begegnung mit Mama Fink ersparen.«
    »Darüber scheinst du nicht traurig zu sein.«
    »Nein. Du würdest das verstehen, wenn du auch schon das Vergnügen gehabt hättest. Aber Kompliment, das hast du eben gut gemacht.«
    Nino schob die Hände in die Hosentasche. »Siehst du? So von Mann zu Mann kann man einiges regeln.«
    »Dummer Kerl«, sagte sie, drehte sich um und ging.
    »He, Nore!«, rief er, »wer ist der Mann mit der Schildkrötensuppe?«

    Sie hörte ihn nicht mehr, denn sie hatte einen Verdacht. In diesem Fall hatte einer viel zu gewinnen und einer viel zu verlieren. Im ersten Fall ging es um Geld, im zweiten Fall um die Ehre, um den guten Ruf.
    Die Sache begann sich langsam zu klären. Es war auch höchste Zeit. Unangenehm bloß, dass das Resultat des DNA-Tests auf sich warten ließ. Die Zeit drängte, jetzt halfen nur
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