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Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls
Autoren: Poul Anderson
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größerer Bedeutung geben, vermute ich.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Als erstes freilich nehmen wir uns einmal die Nomaden vor.«

5 – Der Sohn des Nomaden

    »Nein!«
    Thorkild Sean blickte seinem Vater in die Augen. »Ich sehe nicht ein, was dich das angeht.«
    »Bist du wahnsinnig geworden?« Thorkild Elof schüttelte den Kopf wie ein wütender Stier. Bart und Mähne des Schiffsältesten schienen sich zu sträuben. »Ich bin dein Vater .«
    Und Sean empfand etwas wie innere Bewegung. Ilaloas Finger umschlossen die seinen. Der Blick ihrer großen violetten Augen war voller Angst. Sean dachte daran, wie weit sich Elof und er in den letzten vier Jahren auseinandergelebt hatten. Seine Haltung straffte sich. »Ich bin ein freier Nomade und tue, was mir gefällt.«
    »Das werden wir ja sehen!« Elof fuhr herum und hob die Stimme. »Hal! Hal, komm hierher zu mir!«
    Joachim Henry sah zu, wie die Insassen seines Schiffes ihre Boote bestiegen. Den Männern sah man die Erregung der »Meuterei« noch an. Die verheirateten Frauen bewegten sich mit gemessener Würde; die meisten von ihnen hielten Babys im Arm. Die jüngeren Mädchen und Männer schauten sehnsüchtig in das Tal zurück.
    »Sean«, flüsterte Ilaloa. Er faßte sie fester um die schlanke Taille und spürte ihr Zittern.
    Joachim hörte Elofs Ruf. »Was ist denn?« murmelte er. Er zog seinen Kilt zurecht und ging zu den anderen.
    »Hallo, Elof, Sean«, sagte er. »Wer ist die ...« Er unterbrach sich. »Die eingeborene Dame?«
    »Was gibt's?« Mit dem Stiel seiner Pfeife deutete er zu seinen Leuten hinüber, die Schlange standen, um einsteigen zu können. »Ich habe alle Hände voll zu tun, um sie wieder aufs Schiff zu kriegen. Also mach's kurz.«
    »Meinetwegen«, sagte Elof. »Sean möchte diese Eingeborene hier mitnehmen. Er möchte sie heiraten! «
    »Was?« Mit ungläubiger Miene kniff Joachim die Augen zusammen. »Aber Sean, Sie kennen doch das Gesetz.«
    »Wir verstoßen nicht gegen die Vorstellungen der Eingeborenen«, gab der Junge zurück. »Ilaloa steht es frei, mit mir zu kommen, wenn sie es will.«
    »Dein Vater?« Joachims Stimme war leise und freundlich. »Dein Stamm? Was sagen denn die dazu?«
    »Ich bin frei«, antwortete sie. Schon lange hatte er keine so angenehme Stimme mehr gehört. »Wir haben keine ... Stämme. Jeder von uns ist frei.«
    »Nun ...« Joachim rieb sich das Kinn.
    »Was ist denn hier los?«
    Es war eine dunkle Frauenstimme, und Joachim wandte sich mit einem Gefühl der Erleichterung der Neuangekommenen zu. Wenn sie die Sache unter sich ausmachten, konnte er sich vielleicht aus all dem heraushalten.
    Außerdem mochte er Nicki.
    Ihr anmutig-wiegender Gang allein wirkte schon fast wie eine Herausforderung. Sie war blond, nicht kleiner als viele Männer und kräftig gebaut. Unter ihrer weichen, goldfarbenen Haut zeichneten sich geschmeidige Muskeln ab. Sie ging zu ihrem Schwager, dessen Miene Besorgnis verriet. »Was gibt es, Sean?«
    Er begrüßte sie mit einem Lächeln. »Es ist Ilaloa«, sagte er. »Wir möchten beide auf dem Schiff mitfahren – zusammen.«
    Nickis blaue Augen senkten sich in das tiefe Violett der Augen der Lorinyanerin. Dann lächelte sie und legte ihr die Hand auf die schmale weiße Schulter. »Sei willkommen, Ilaloa«, sagte sie. »Sean braucht jemanden wie dich.«
    Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, um das Getuschel über Sean und Nicki zu widerlegen – Joachim wäre jetzt zufrieden gewesen. Landlouper MacTeague Nicki war achtzehn gewesen – das übliche Heirätsalter bei den Nomaden – als ihr Vater und Elof vereinbart hatten, daß sie Seans jüngeren Bruder Einar heiraten sollte. Die Verbindung war stürmisch gewesen; dann war Einar bei einem Erdrutsch auf Vixen ums Leben gekommen.
    Seine Witwe war in einer ungewöhnlichen Lage. Eine Peregrinus und Thorkild durch ihre Heirat, aber ohne Kinder, die sie an die Familie gebunden hätte. Normalerweise würde Elof stellvertretend für ihren Vater gehandelt und einen neuen Gatten für sie gesucht haben, aber schon den bloßen Gedanken hatte sie aufs Allerheftigste zurückgewiesen. Sie lebte fast wie ein Mann, beschäftigte sich mit Weberei und Töpferei und kümmerte sich auf den von ihnen besuchten Planeten sogar selbst um den Verkauf. Und das Irritierendste für die Gemeinschaft war ihr Erfolg.
    Nach seiner eigenen Scheidung vor zwei Jahren war Sean mit Nicki zusammengezogen. Sie hatten getrennte Räume, und jeder respektierte das
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