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Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls
Autoren: Poul Anderson
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zögernd, als könne er es noch nicht recht glauben. »Du wirst doch mitkommen?«
    »Ja«, sagte sie.
    Ihr Blick schweifte über das Tal; es war, als lauschte sie dem Rauschen der Bäume und dem entfernten Wellenschlag der See. Ein Schaudern durchlief sie, und sie bedeckte kurz das Gesicht mit den Händen. Dann wandte sie sich wieder Sean zu, und ihre Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen: »Gehen wir also.«
    Einen Augenblick lang schloß er sie in die Arme. Dann gingen sie Hand in Hand zu den Booten hinüber.

6 – Ein unbesonnener Agent

    Die Wirtschaft der Grenzplaneten und damit auch ihre Produkte sind so verschieden von denen der Erde wie der Rest ihrer Zivilisation. Wie die meisten im Laufe der Menschheitsgeschichte neu entdeckten Gebiete lassen sie eine Rückkehr zu älteren, primitiveren Gesellschaftsstrukturen erkennen. Freilich handelt es sich nicht um eine Rekonstruktion der Vergangenheit.
    Selbst mit den schnellsten Hyperdrive-Schiffen dauerte die Fahrt von Sol zur nur vage definierten Sagittarius-Grenze der Union zwei Monate. Für die Bedürfnisse der Solarier war in ihrer Heimat ausreichend gesorgt. Sie hatten eigentlich keinen Grund, sich Güter von den Sternen zu holen. Die interstellaren Kolonisten andererseits mußten für sich selbst sorgen.
    Die Kolonisten verstreuten sich über viele Planeten. Mit ihren Televisoren und Gravitations-Flugkörpern waren sie nicht isoliert, wohnten aber weit voneinander entfernt. Ein nicht allzu umfangreicher, aber lebhafter Handel entwickelte sich zwischen den Sternen dieses Sektors, durchgeführt von Frachtschiffen oder solchen Nomaden, die nicht unterwegs hinaus in die Unendlichkeit jenseits der Grenzen waren. In gewissem Umfang fanden auch Güter von Sol selbst oder anderen hochzivilisierten Systemen ihren Weg bis zur Grenze. Das bedeutete Raumhäfen, Lagerhäuser, Depots, Service- und Reparaturwerkstätten, Geschäfte – und damit auch lokale Roboterfabriken, Verwaltungszentren und nicht zuletzt Unterhaltungsindustrie. Die Stadt, ein vergessenes Phänomen der Solar-Geschichte, wurde geboren. Eine auf jedem Planeten oder sogar eine pro System genügte meistens. Die Stadt auf Carstens Stern III, Nerthus, hieß Stellamont. Joachim wollte dorthin, um Vorräte aller Art sowie Munition an Bord zu nehmen.
    Die Fahrt dauerte etwa drei Wochen.
    Die Peregrinus nahm Verbindung mit dem Robot-Monitor von Nerthus auf und erhielt eine Kreisbahn um diese Welt zugewiesen. Ihr Besuch sollte nur kurz sein, und so blieben die meisten Besatzungsmitglieder an Bord. Joachim und ein paar Helfer gingen in mehreren Fahrzeugen »hinunter«, um Tauschhandel zu treiben, und ein weiteres Boot enthielt einige Schiffsinsassen, die durch Losentscheid Landeurlaub bekommen hatten. Die anderen fluchten vor sich hin und fuhren mit ihren gewöhnlichen Verrichtungen fort. Unter anderem gab es im Haupt-Gesellschaftsraum der Peregrinus ein Poker- und ein Würfelspiel, die, mit Unterbrechungen, beide schon so lange gedauert hatten – nämlich etwa ein Jahrhundert – daß ihre Fortsetzung beinahe zu einem Fetisch geworden war.
    Joachims Erfolg als Kapitän basierte auf einer Anzahl von Tricks, zu denen auch die edle Kunst des Losschwindels gehörte. Diejenigen Mitglieder der Mannschaft, die seiner Ansicht nach den Ausgang am meisten brauchten, bekamen ihn auch. Dieses Mal waren Sean und Ilaloa darunter. Das Mädchen von Lorinya hatte sich in der letzten Zeit nicht sehr wohl gefühlt. Vielleicht würde ihr ein wenig blauer Himmel helfen.
    Als er festen Boden betreten hatte, zog Sean eine Lunge voll Nerthus-Luft ein und lächelte auf Ilaloa hinunter. »Ist das besser, Liebling?«
    »Ja.« Ihre leise Stimme war über den Lärm des Raumhafens hinweg kaum zu vernehmen.
    Sean schüttelte ein wenig bitter den Kopf. »Du wirst dich dran gewöhnen«, sagte er. »Eine derartige Umstellung dauert natürlich einige Zeit.«
    »Ich bin glücklich«, beharrte sie.
    Die Erinnerung an ein anderes Gesicht und eine andere Stimme stand plötzlich vor ihm. Er kniff die Lippen zusammen und verließ mit langen Schritten den Raumhafen.
    Sie ließen die Betonfläche des Raumhafens hinter sich und betraten eine breite Avenue. Es war eine geschäftige Szene; Menschen und nichtmenschliche Wesen eilten hin und her, Autos und Lastwagen füllten die Straße mit lautem Gedröhn, Luftfahrzeuge flogen darüber hinweg. Ilaloa preßte die Hände gegen die Ohren. Sie lächelte ihn entschuldigend an, aber ihr Blick war
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