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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit
Autoren: Britta Strauss
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sich in allen Gelb- und Braunt ö nen schimmernd die sonnenverbrannte Prärie. Eine Ebene aus mann s hohem Büffelgras, die sich im Wind wellte wie das Meer und tausend Geheimnisse in ihren unendlichen Weiten verbarg. Man nannte sie die Great Plains. Die großen Ebenen.
     

Makah, 2011
     
    „U
    m Himmels willen!“ Isabella fiel aus allen Wolken, als sie die Tür öffnete. „Sag nicht, dass du in diesem Sturm die ganze Strecke gefahren bist?“
    „Bin ich. Weil ich es nicht erwarten konnte, dir das hier zu geben.“ Er schüttelte den Schnee aus d en Haaren, zog ein Tütchen aus d er Jackent a sche und reichte es ihr.
    Isabellas Gesicht entgleiste angesichts der Geldscheine, die sich darin befanden. Makah war stolz auf sich. Aber darüber würde er den höfl i chen Mantel des Schweigens decken.
    „Das müssen doch mindestens … wie hast du das geschafft? Ach egal, komm erst mal rein. Wie bist du mit deinem Klappergestell übe r haupt bis hierhergekommen ?“
    „Der Wagen würde mich nie im Stich lassen.“ Im Vorbeigehen fuhr er Isabella flüchtig über das Haar. Obwohl er kaum drei Jahre älter war als sie, fühlte er sich ihr gegenüber wie ein Vater. Sein Leben hätte er geg e ben, um diese Frau zu beschützen. Niemand tat mehr für das Wohl ihrer Leute als sie. „Und was mein Geheimnis betrifft: Es beruht auf Charme. Ich habe mich eben von meiner besten Seite gezeigt.“
    „Das glaube ich gern. Wie waren die Leute diesmal?“
    „Ganz okay.“ Er zog Schuhe und Jacke aus, hing Letztere über die Garderobe und hielt auf das Sofa zu. Wärme war doch etwas Kostbares. Isabellas Häuschen brachte das Kunststück fertig, trotz billiger Sperr holzmöbel Komfort auszustrahlen. Vielleicht lag es daran, dass alles in Vanille- und Schokoladentönen gehalten war. Oder es waren ihre selbs t genähten Vorhänge samt den unzähligen Kunstgegenständen.
    „Es gab jede Menge Esoterikfans und Rucksacktouristen.“ Mit einem Stöhnen fiel er in die braunen Polster des Sofas. Es würde mi n destens eine Bombenexplosion brauchen , um ihn wieder zum Aufstehen zu bewegen. „Sie haben mir die Sachen nur so aus den Händen geri s sen.“
    „Es ist nichts mehr übrig?“
    Im Licht der grellen Deckenlampe sah Isabellas Gesicht erschreckend hager aus. Für ihre zweiunddreißig Jahre sah sie zu alt aus. Während sie in ihren Küchenschränken wühlte, beobachtete Makah, wie sich ihr kn o chiger Körper unter dem schwarzen Wollkleid bewegte.
    „Du hast alles verkauft? Restlos?“
    „Yep. Alles weg.“ Müdigkeit überdeckte seine Sorgen um Isabella. Wenn er jetzt die Augen schloss, würde er bis morgen Mittag durc h schlafen. Ein herrlicher Gedanke. Sein Kopf schwankte, während er angestrengt versuchte, nicht ins Koma zu fallen. Bilder zuckten durch seinen Kopf. Vergilbte Fotos von Quanah und Naduah. Sara, wie sie vor der Vitrine stand und mit den Tränen kämpfte. Sara, wie sie Quanah anstarrte, als erschütter t e sie sein Anblick zutiefst. Das Zittern ihrer Hände, das Glitzern in ihren Augen. Eine abgegriffene Schreibfeder, die in ihm den Drang ausgelöst hatte, sie zu streicheln und nach einem Echo der Seele ihres Besitzers zu forschen. Geschriebene Worte auf altem Papier, die ihn mitten ins Herz trafen.
    „Wahnsinn“, sagte Isabella wie aus weiter Ferne. „Willst du Tee? Oder lieber Kaffee?“
    „Dein Kaffee schmeckt wie Erdöl. Lieber Ersteres.“
    „Hast du Hunger?“
    „Machst du Witze? Hörst du es nicht?“
    „Was?“
    „In meinen Eingeweiden sind zwei Dutzend Kojoten eingesperrt. Ich habe mich nicht getraut, irgendwo anzuhalten, weil sonst der Wagen nicht mehr angesprungen wäre. Das Thermometer zeigte minus e i nundzwanzig Grad.“
    „Verrückter Kerl.“
    Isabella kramte Holzbrettchen, zwei Töpfe und eine Schüssel hervor. Dazu packte sie Gemüse, Süßkartoffeln und einen Tupperware-Behälter voll kleingeschnittenem Fleisch. Allein der Anblick ließ seinen Magen mit der Lautstärke eines Gewitters rumoren.
    „Ich habe mit der Hälfte gerechnet“, sagte Isabella. „Hundert Dollar allerhöchstens. Hattest du viele Fans?“
    „Es ging so.“ Er quälte sich hoch, obwohl keine Bombe explodiert war, nahm ein Messer aus der Schublade und machte sich daran, die Süßkartoffeln zu zerschneiden. Isabella lächelte ihm dankbar zu. „Zwei Frauen aus Frankreich brachten es fertig, den ganzen Tag auf der Bank vor meinem Stand zu sitzen und zu starren. Am Abend wollten sie mir etwas andrehen, was sich vegane
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