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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit
Autoren: Britta Strauss
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Lebens versucht hatte, zusammenzusetzen. Nur, dass er erst heute erfahren hatte, dass dieses Puzzle überhaupt existierte.
    Wie bescheuert.
    „Autsch!“
    Isabellas Stimme riss ihn in die Wirklichkeit zurück. „Was?“
    „Du hast dir fast den Finger abgesäbelt.“
    Sie deutete auf seine linke Hand. Ein Schnitt prangte auf seine r Da u menwurzel. Nicht tief, aber heftig blutend.
    „Mist. Ich sau e dir das Holzbrett ein.“ Mehr fiel ihm nicht dazu ein. Vermutlich hielt sein Gehirn nach der langen Fahrt nur noch notdürftig die Grundfunktionen aufrecht. Schmerzempfinden gehörte nicht dazu.
    „Komm. Ich verarzte dich.“
    Er ließ sich von Isabella auf einen der Küchenstühle bugsieren und fühlte sich wie ein mit Wasser vollgesogener Mehlsack. Zahllose Male war er von ihr zusammengeflickt worden. Sei es, weil er zu leidenschaf t lich mit seinem Schnitzmesser hantiert hatte oder weil bei den Hei m werkerarbeiten, zu denen man ihn täglich rief, irgendetwas schiefgelaufen war. Diese Frau gehörte zu seinem Leben. Trotzdem lag es jenseits se i ner Vorstellungskraft, mit ihr eine Beziehung einzugehen.
    „Das ist ein Kinderpflaster, Isabella.“
    „Ja und?“
    „Es befinden sich blaue Eichhörnchen darauf. Damit kann ich mich nicht unter die Leute wagen. Du willst meinen Ruf ruinieren, was?“
    „Welchen Ruf? Etwa den, dass du ewige Keuschheit geschworen hast? Oder den, dass du vom anderen Ufer bist?“
    Plötzlich war er ein kleines Stück wacher. „Wie bitte?“
    „Was erwartest du? Deine erfolglosen Verehrerinnen reden sich die Münder fusselig, woran es liegen könnte, dass du gegen weibliche Reize immun bist.“
    Na bitte. Immerhin ein kleiner Fortschritt bei dem Versuch, in seine Freu n din einen Hauch Lebensfreude zurückzubringen. Prüfend bewegte er seinen Daumen, auf dem nun blaue Eichhörnchen grinsten , während Isabella an den Tresen zurückkehrte und weiterschnippelte.
    Der zaghaft erwachende Schmerz stieß etwas in seiner Erinnerung an. Sein Blick fiel auf das Kriegsschild, das ihm gegenüber an der Wand hing.
    Déjà-vu !
    Genau diesen Moment glaubte er , schon einmal erlebt zu haben . Der Geruch nach verbranntem Fleisch stieg ihm in die Nase. Dahinter der Duft nach Pferd, Salbei und Leder. Irgendwo in der Ferne erklangen Trommeln.
    Alles klar.
    Makah rieb sich die Schläfen. Er halluzinierte vor Erschöpfung. Oder es war der Blutverlust. Das Holzbrett sah aus, als hätte man darauf ein Dutzend Eichhörnchen filetiert .
    „Bella“, murmelte er verwirrt, „es könnte sein, dass demnächst jemand bei dir auftaucht und nach mir fragt.“
    „Was meinst du? Hast du jemanden kennengelernt?“
    Er stutzte. Der Geruch wurde so intensiv, dass er in seiner Nase biss. „Ich glaube, das Fleisch brennt an.“
    „Ich habe es noch gar nicht in die Pfanne getan. Wovon hast du ger a de geredet?“
    Er blinzelte. Vor seinen Augen begann es , zu flimmern. Körper und Geist starteten einen Rachefeldzug, der längst überfällig war, wenn er an den Stress der letzten Tage und Nächte dachte. Na wunderbar. Er sorgte sich wegen Isabellas Burn o ut und war selbst kein en Deut besser dran. So viel zu seiner Überzeugung, er sei topfit.
    „Eine Frau. Ich traf sie im Museum.“
    „Diese Sonderausstellung, zu der du unbedingt wolltest?“
    „Ja.“
    „Und du hast deine Bekanntschaft hierher eingeladen?“
    „Nein.“ Warum klang ihre Stimme plötzlich so kalt? „Nicht direkt. Aber vielleicht wird sie nach mir suchen.“
    „Aha.“
    Isabellas Gesten wurden fahrig. Er überlegte, sie darauf anzusprechen, doch für heute trachtete er nur noch nach zwei Dingen: eine r wa r me n Mahlzeit und ein em warme n Bett. Wie hatte der Volksmund Mark Twain s Zitat so schön verändert ? Was du heute kannst besorgen, verschiebe ruhig auf übermorgen.
    „Wenn sie kommt, schick ich sie zu dir.“ Isabellas Stimme versuchte kläglich, Eifersucht mit Höflichkeit zu tarnen. „Jetzt gibt ’ s erst mal was zu essen. Sonst fällst du mir noch vom Fleisch.“
    Die Arme hinter dem Kopf verschränkt , lehnte er sich zurück. Sämtl i che Knochen taten ihm weh. Dank jahrelanger harter Arbeit hielt er eine Menge aus, aber der nicht enden wollende Winter brachte ihn an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Ein warmes Bad wäre genau das, was er brauchte . Die krankhaft romantische Witwe nebenan besaß eine fantast i sche Wanne. Aber wenn er sie benutzte, würde sie vermutlich die Bad e zimmertür mit einer Axt in Kleinholz verwandeln, um
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