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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit
Autoren: Britta Strauss
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ertappte sich bei dem Wunsch, sie wü r den sich hemmungslos verfahren.
    „Sie haben also auch ein Faible für diese Geschichte?“
    „Kann man so sagen.“ Makahs Miene wurde starr. „Naduah und Nocona sind nicht nur in unseren Kreisen eine Legende. Jedem Kind wird ihre Geschichte erzählt. Ständig habe ich das Gefühl, dass mich etwas mit ihnen verbindet. Mehr als es der Verstand begreift. Was haben Sie gefühlt, als Sie vor Quanahs Foto standen?“
    „Sehnsucht. Traurigkeit. Als wäre es … keine Ahnung.“
    „Genau das meine ich. Ist es nur Empathie? Oder mehr?“
    Sie wusste es genauso wenig wie er. Wie schaffte es dieser Mann, se i nen Finger so zielgerichtet auf ihre Gefühle zu legen? Er konnte sie nur ein paar Minuten vor der Vitrine beobachtet haben. Vielleicht hätte sie diese merkwürdige Situation beunruhigen sollen, stattdessen hüllte Makahs entspannte Energie sie ein. Ihr Kopf wurde leergefegt, ihre sonst üppig blühende Plauderoase in eine Wüste verwandelt. Sobald sie zurück in New York war, musste sie ihre Mutter anrufen und ihr von dieser sel t samen Begegnung erzählen. Wo mochten Dad und sie wohl ste c ken? Nachdem die beiden Ex-Workaholics ihre Kanzlei dichtgemacht und in Rente gegangen waren, trieben sie sich pausenlos in der Weltgeschichte herum. Es schien ein unwiderstehlicher Drang zu sein, dem Ruf der Ferne zu folgen, und dieses Nomadenblut hatten sie an ihre Tochter weitervererbt.
    Sara kuschelte sich in das ausgeleierte Polster des Sitzes. Mom würde wahrscheinlich denselben Spruch wie immer ablassen: „Wie sieht es mit deiner Familienplanung aus? Schatz, du wirst nicht jünger. Such dir en d lich den Richtigen und schenke uns Enkelkinder. Du wirst vertrocknen wie eine Primel, wenn du immer nur arbeitest.“
    Ihr umherschweifender Blick entdeckte ein Buch auf der Ablage. Das Cover zeigte ein Mädchen, das an einem schilfgesäumten Fluss stand. Ihr langes Haar wehte im Wind. Der Himmel war m ilchblau wie an heißen Sommertagen, betupft von Schäfchenwolken. Das Bild stieß etwas in Sara an. Ä hnlich wie die Bilder im Museum oder die Schreibutensilien in der Vitrine.
    „Darf ich?“ Sie nahm das Buch in die Hand und drehte es hin und her. Es gab weder einen Klappentext noch irgendwelche Hinweise zum A u tor. „Worum geht es?“
    „Das Schicksal eines Überlebenden von Wounded Knee . Es wurde nie veröffentlicht. Ich habe es vor Jahren geschenkt bekommen. Wenn du willst, gehört es dir.“
    „Oh.“ Sara starrte ihn verblüfft an. „Das kann ich nicht annehmen. Wir kennen uns doch gar nicht. Abgesehen davon habe ich so meine Schwierigkeiten mit diesen Schicksalen.“
    „Die Geschichte dieses Landes ist eben längst nicht so glorreich, wie man es den meisten vormacht. Deswegen bleiben viele Weiße den R e servaten fern. Sie haben lieber keine Ahnung.“
    „Ich meine damit, dass diese Geschichten mich traurig machen.“
    „Verzeihung.“ Sein Lächeln war entwaffnend. „Ich wollte dir nicht vor den Kopf stoßen. Wie auch immer, ich würde mich wirklich freuen, wenn du mein Geschenk annehmen würdest.“
    Sara kapitulierte. Diese Bitte konnte sie ihm unmöglich abschlagen. Sie steckte das Buch in ihre Tasche, lächelte verlegen und sah aus dem Fen s ter. Durch den Schmutz war nicht viel zu erkennen, aber als sie den morschen Zaun vor dem Hintergrund schneebedeckter Grashügel e r blickte, wusste sie, dass es perfekt war. Als woll t e das Schicksal sie in ihre m Entschluss bestärken, flaute der Sturm ab und wich einem elfe n beinbleichen, schneeglitzernden Licht.
    „Würdest d u bitte mal kurz anhalten?“
    „Klar doch.“
    Makah parkte am Straßenrand. Kaum stand der Wagen still, sprang S a ra aus dem Wagen und rannte zum Zaun hinüber. P erfekt! Ganz wu n derbar. Als er sich zu ihr gesellte, musste sie ihre Beherrschung zusa m menkratzen, um ihn nicht mit beiden Händen zu packen und in die Pos i tion zu bugsieren, die sie bereits in ihrem Kopf sah.
    „Darf ich dich fotografieren? Es wäre mir eine große Ehre.“
    Hinter dem undurchschaubaren Spiegel seiner Augen schien er mit e i ner Entscheidung zu ringen. Als er irgendwann tief Atem holte und den Mund zu einer Entgegnung öffnete, hätte Sara am liebsten die Augen geschlossen.
    Bitte sag ja. Bitte sag ja! Bitte! Bitte!
    „Nein.“
    Verdammt, genau das hatte sie erwartet.
    Doch dann fügte er leise hinzu: „Eine Ehre wäre es für mich.“
    Erstaunt blickte sie zu i hm auf.
    „Die Idee mit dem Bildband klingt
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