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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit
Autoren: Britta Strauss
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möchten Sie lieber eine Stunde auf den nächsten Bus warten? Dann bleibt nur zu hoffen, dass der Fahrer einen Eiskratzer dabei hat, um Sie von der Straße loszueisen.“
    „Ich … na ja …“ Sara biss sich auf die Unterlippe. Er wollte sie fa h ren? Ein Fremder? Ihre Vernunft rebellierte, doch ihr abenteuerlustiges Alter Ego jubilierte. „Gern.“ Wie in neun von zehn Fällen gewann nicht die Vernunft. „Sofern Sie mir garantieren, dass Sie kein perverser Serie n killer sind, der seine kranken Fantasien an mir austoben will.“
    Er gab ein Lachen von sich, das Saras Bauch mit herrlichem Kribbeln füllte. Es war ewig her, dass sie sich in Gegenwart eines Mannes so ne r vös und lebendig gefühlt hatte.
    „Keine Angst. Die einzige Gefahr besteht darin, dass mein Auto unter uns zusammenbricht.“
    D as konnte ja abenteuerlich werden. Seite an Seite mit ihrer neuen B e kanntschaft marschierte sie zum Parkplatz, wo er auf einen schrottre i fen, roten Pick- up zusteuerte. Bretter, Kisten und Seilrollen stapelten sich auf der Ladefläche, kaum erkennbar unter der dicken Schicht Schnee. Im Inneren des Wagens roch es nach Sagespäne n und nassem Hundefell. Sara erklomm den Beifahrersitz. Sie hatte schon Schlimmeres gesehen.
    „Erster Pluspunkt“, sagte Makah. „Die meisten Frauen hätten den Sitz vorher desinfiziert. Normalerweise sitzt Paul dort.“
    Er warf ihr ein spitzbübisches Zwinkern zu. Für einen Moment verlor ihr Herz d en Takt. Bei Gott, jemanden wie ihn konnte sie nicht bra u chen. Es fiel ihr schwer genug, dieses Land zu verla s sen und in eine Stadt zurückzukehren, die sie bis vor K urzem noch für ihre Heimat gehalten hatte.
    „Ich nehme an, Paul ist Ihr Hund?“
    „Nicht meiner. Er schaut nur manchmal auf einen Besuch vorbei.“
    Der Pick- up röhrte wie ein brünstiger Hirsch. Klappernd und quie t schend setzte sich der Wagen in Bewegung, stur wie ein Mensch, der nicht bereit ist , sein Alter zu akzeptieren. Makah übte sich in entspan n tem Schweigen, nicht geboren aus Nervosität, sondern aus Ausgegl i chenheit. Ein Umstand, der einem in New York selten begegnete.
    Wie hatte Ernest Hemingway so schön gesagt? Man braucht zwei Ja h re, um sprechen zu lernen. Und fünfzig, um schweigen zu lernen.
    „Woher kommen Sie, wenn ich fragen darf?“ So prickelnd das Schweigen zwischen ihnen auch war, ihre Neugier gewann die Obe r hand.
    „Dürfen Sie“, antwortete er. „Ich komme aus Lawton. Wohin ich he u te noch zurück muss.“
    „Lawton in Oklahoma? Das ist nicht um die Ecke.“
    „Yep.“
    Der Gedanke an über hundert Meilen durch Schnee und Eis schien ihn nicht sonderlich zu beunruhigen. Routiniert m a növrierte er den Pick- up über den Parkplatz und lenkte ihn schli n gernd auf die Straße.
    „Was einen nicht umbringt, macht einen härter. Oder wie war das?“
    „Welchem Stamm gehören Sie an?“
    „Comanchen. Oder besser gesagt, Nunumu. So bezeichneten wir uns selbst.“
    „Ich weiß. Es bedeutet D as Volk .“
    Makahs Lippen spitzten sich, als er konzentriert eine scharfe Kurve meisterte. Saras Kopfkino verselbst st ändigte sich. Sie wusste, wie diese Lippen schmecken würden. Wie sie sich anfühlen wü r den. Ja, sie wusste es.
    „Warum haben Sie die beiden vorhin so angestarrt? Quanah und Naduah?“
    Seine Frage riss sie aus ihren Gedanken. Blieb nur zu hoffen, dass er nicht sah, wie ihre Wangen glühten. Falls doch, würde sie es auf die hochfahrende Heizung schieben.
    „Gute Frage.“ Sie überlegte, ohne zu einer sinnvollen Antwort zu kommen. „Ich weiß es nicht. Als ich mich mit Cynthias, ich meine Naduahs Geschichte beschäftigte, tat ich es am Anfang aus rein berufl i chen Gründen. Aber als ich tiefer in die Materie eintauchte, hat es mich fast vom Hocker gehauen. Ich meine gefühlsmäßig. Fragen Sie mich nicht, warum. Ich glaube, jeder hat so eine Herzensangelegenheit. Etwas, das ihn total gefangen nimmt , auch wenn man sich nicht erklären kann, w a rum.“
    Makah lenkte den Wagen in gemütlicher Manier durch den Schnee. „Da haben wir soeben unsere erste Gemeinsamkeit gefunden.“
    Seine Stimme klang gelassen. Von Eile und Hast schien er nichts zu halten, ein Charakterzug, der ihr auf ihrer Reise oft begegnet war. Seine ruhige Natürlichkeit hüllte Sara in einen Kokon aus hypnotischem Wohlgefühl. Noch ein paar Straßen und sie würden das Hotel erreicht haben. Wie bedauerlich. Höchstwahrscheinlich reichte ihr Mut nicht, ihn zu einem Kaffee einzuladen. Sie
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