Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut
Autoren: Merle Robert
Vom Netzwerk:
ihrem Leben, still zu sein. Das kleinste Geräusch könnte die Königinmutter wecken, und alles wäre verdorben. Du Halde«, setzte er hinzu, »mich hungert. Hast du etwas zu essen hier?«
    »Sire, nur Backpflaumen. Soll ich sie Euch holen?«
    »Ja«, sagte der König, der aber nur zwei oder drei aß, ein Beweis, daß er nicht so sehr hungrig als vielmehr besorgt war, ihm könnte bei leerem Magen schwach werden, weil er sehr früh aufgestanden war.
    Laugnac meldete ihm, die »Fünfundvierzig« seien zur Stelle, und er bat mich, ihn zu begleiten. Auf der Schwelle zum Gardesaal hielt er inne, wo die Gascogner dicht und schweigend beisammenstanden.
    »Meine Herren«, sagte er mit leiser Stimme, »da gewisse böswillige Leute gegen meine Person und mein Leben komplottieren, bedarf ich dringlich des Beistands Eurer Arme, welche ich Euch – ohne ein Wort – zu heben bitte, wenn Ihr bereit seid, heute meinem Befehl zu folgen, was immer ich auch befehlen werde.«
    Alle reckten wie ein Mann und in größter Stille die Arme in die Höhe, und der König zog sich zurück. Bellegarde ging in den Alten Betsaal und kam umgehend mit einem Bündel von Dolchen in den Händen wieder, wahrscheinlich hatte er sie aus den Geheimschränken besagten Kabinetts geholt.
    »Es sind acht«, sagte Bellegarde. »Kein Wort. Wer will, streckt die Hand aus!«
    Viele, aber nicht alle, streckten die Hand aus, darunter La Bastide und Montseris.
    Bellegarde hieß die acht Gascogner, die er soeben bewaffnet hatte, ins Gemach des Königs gehen und sagte, sie sollten ihren |521| Dolch nach italienischer Art rücklings einstecken, damit er unter ihrem Cape verborgen bleibe. Einer fragte leise, warum Dolche und nicht Degen, und Bellegarde antwortete ebenso, es gehe darum, einen von Seiner Majestät verurteilten Verräter zu erledigen und nicht im Duell mit ihm zu kämpfen, der König wolle nicht das Blut seiner Gascogner vergießen.
    In dem Moment kam der König, der mit Revol und d’Entra gues im Neuen Kabinett gewesen war, in sein Zimmer, trat auf die acht zu und sah sie lange einen nach dem anderen an, als wollte er sich ihre Züge für alle Zeit einprägen.
    »Meine Freunde«, sagte er leise, »habt Dank für Eure Ergebenheit. Der Verräter ist der Herzog von Guise. Er muß sterben.«
    » Cap de Diou
, Sire«, sagte einer der acht mit Namen Sarriac, »Ihr sollt ihn tot haben!«
    Es war, glaube ich, zwischen sechs und sieben Uhr, als Du Halde dem König meldete, sein Kaplan und sein Almosenier verlangten, durch sein Gemach in die Neue Kapelle zu gelangen, um auf Wunsch Seiner Majestät die Messe zu lesen. Der König hieß die acht Männer wieder in den Alten Betsaal gehen, vermutlich, damit die Priester sie nicht sähen, dann empfing er diese mit seiner gewohnten Liebenswürdigkeit und sagte, sie sollten sich bereiten, die Messe zu lesen, doch bezweifele er, daß er sie hören könne, sie sollten in dem Falle ohne ihn singen.
    Kaum waren die Priester in der Neuen Kapelle, als Larchant Zutritt verlangte und dem König meldete, daß seine Garden am Fuß der Treppe versammelt seien.
    »Gut, Larchant!« sagte der König, »stellt fünf Mann und einen Offizier vor die Tür der Königinmutter, und wenn Guise sie besuchen will, sollen sie ihm sagen, sie habe Medizin genommen und wolle keinen Besuch. Überhaupt haben Eure Garden jeglichen Zutritt zur Königinmutter zu verbieten, ebenso auch, daß eine lebende Seele das Gemach verläßt, und sei es eine Zofe. Und gebt Nambu drei Garden bei, daß sie die Wendeltreppe zwischen meiner Frau Mutter und mir bewachen (e auf dem Plan).«
    Dann wählte Bellegarde auf Geheiß des Königs zwölf der »Fünfundvierzig« aus, die er ins Alte Kabinett beorderte für den Fall, daß Guise, sollte er den acht im königlichen Gemach |522| postierten Gascognern entkommen und in besagtes Kabinett gelangen, dort auf deren blankgezogene Degen treffe.
    Nachdem der König derweise seine Befehle erteilt hatte und nur noch abwarten konnte, wie das Unternehmen ausginge, geriet er plötzlich in Unruhe, und er, der sonst im Stehen wie im Sitzen so reglos verharren konnte wie sein eigenes Bildwerk, begann mit einemmal, zu Boden starrend und die Hände auf dem Rücken, durchs Gemach hin und her zu laufen. Gewiß, ich hatte ihn schon öfter erregt gesehen, aber noch nie in einem so fiebrigen Übermaß. Bald sah er auf Du Haldes Uhr, die dieser an einer Kette um den Hals trug, bald blickte er durch die Scheiben hinaus und verwünschte den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher