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Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders

Titel: Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders
Autoren: PeP eBooks
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ihn tatsächlich entdecken.
    » Und ich frage dich jetzt«, fragt jetzt Infinite Darlene, » was lenkt dich eigentlich von unserem Gespräch ab?«
    Und mir wird klar, dass hier die Grenze unserer Freundschaft erreicht ist. Während Infinite Darlene mir nämlich gern alles über sich erzählt, habe ich Angst, dass etwas, das ich ihr anvertraue, nicht mehr mir gehört. Sondern in kürzester Zeit der ganzen Schule.
    » Ich suche nur jemanden«, sage ich ausweichend.
    » Tun wir das nicht alle?«, sinniert Infinite Darlene. Ich hoffe, dass ich noch mal davongekommen bin, da fügt sie hinzu: » Ist es jemand Spezielles ?«
    » Nein, nein, niemand Besonderes«, sage ich mit gekreuzten Fingern. Ich bete, dass es nicht niemand Besonderes ist. Ja, ich bete zu meiner Großen Lesbischen Göttin, Die Es Nicht Wirklich Gibt. Ich sage zu ihr: Ich bitte nicht um viel. Das schwöre ich. Aber ich hätte einfach zu gern, dass Noah wirklich all das ist, was ich mir erhoffe. Bitte, lass ihn jemand sein, mit dem ich im gleichen Rhythmus atmen kann und der mit mir auch im gleichen Rhythmus atmen will und noch mehr.
    Meine abwehrende Reaktion lässt Infinite Darlene wieder auf ihr eigenes Dilemma zurückschwenken. Ich sage ihr, sie soll mit dem Football-Team marschieren, aber in ihrer vollen Aufmachung als Homecoming Queen. Das scheint mir ein guter Kompromiss zu sein.
    Sie beginnt zu nicken. Dann erblicken ihre Augen hinter meiner Schulter etwas und blitzen wütend.
    » Schau nicht hin«, flüstert sie.
    Natürlich drehe ich mich um und schaue hin. Und da geht doch tatsächlich gerade Kyle Kimball vorbei. Und wendet sich von mir ab, als könnte er durch einen einzigen Blick von mir die Beulenpest kriegen.
    Kyle ist der einzige Hetero-Junge, den ich jemals geküsst habe. (Er wusste damals noch nicht, dass er hetero ist.) Wir waren letztes Jahr ein paar Wochen zusammen. Er ist der einzige Ex, mit dem ich kein gutes Verhältnis habe. Wir reden nicht mehr miteinander. Manchmal glaube ich sogar, er hasst mich. Das ist ein sehr komisches Gefühl, ich bin es nicht gewöhnt, gehasst zu werden.
    » Er wird’s schon noch lernen«, sagt Infinite Darlene, nachdem Kyle in seinem Klassenzimmer verschwunden ist. Das sagt sie jetzt schon seit einem Jahr, ohne mir jemals zu verraten, von wem Kyle es denn lernen soll. Ich überlege nach wie vor, ob das vielleicht ich sein sollte.
    Mit dem Schlussmachen ist es nämlich so: Bei einigen Geschichten denkt man nur noch daran, wie böse es geendet hat und wie sehr einen der andere verletzt hat; bei anderen wiederum verliert man sich in Erinnerungen an die schöne gemeinsame Zeit und vergisst vollkommen, was schiefgelaufen ist. Bei Kyle sind Anfang und Ende unentwirrbar verwoben. Ich sehe sein verzücktes Gesicht im flackernden Widerschein der Kinoleinwand vor mir, und gleichzeitig sehe ich, wie ich ihm ein Briefchen zustecke und er es in Konfetti-Schnipsel zerreißt, ohne es gelesen zu haben. Ich spüre, wie er zum ersten Mal meine Hand nimmt, während wir zu unserem Mathe-Kurs unterwegs sind, und gleichzeitig höre ich, wie er mich einen Lügner und totalen Versager nennt. Ich wusste, dass er mich mochte, als er anfing, bei meinem Schließfach herumzustehen, noch bevor ich dort war; und ich wusste, dass er mich nicht mehr mochte, als ich ihm ein Buch zurückgeben wollte, das ich mir von ihm geliehen hatte, und er reflexartig die Hand wegzog.
    Er sagte, ich hätte ihn reingelegt. Das erzählte er allen.
    Nur wenige haben ihm das geglaubt. Aber mir war egal, was die anderen glaubten. Für mich zählte, was er dachte. Und ob er das auch wirklich glaubte.
    » Der ist der Allerschlimmste«, sagt Infinite Darlene. Aber selbst sie weiß, dass es nicht wahr ist. Er ist bei Weitem nicht der Allerschlimmste.
    Immer wenn ich Kyle sehe, dimmt das mein Hochgefühl etwas herunter. Ich surfe nicht länger auf der Welle meiner Gefühle für Noah.
    Infinite Darlene versucht mich aufzumuntern.
    » Ich hab Schokolade dabei«, sagt sie und holt mit ihren langen Fingern ein Mini-Milky-Way aus ihrem Täschchen.
    Ich lutsche an dem kleinen Riegel, als Joni uns ihren neuesten Noah-Bericht überbringt. Leider mit demselben traurigen Inhalt wie die letzten fünf.
    » Ich hab ihn nicht finden können«, sagt sie. » Ich habe zwar immerhin fünf Leute aufgetrieben, die wissen, wer er ist. Aber keiner scheint zu wissen, wo er ist. Immerhin hat Chuck mir gesagt, dass er einer dieser Kunsttypen ist. Das war von Chuck zwar nicht gerade als
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