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Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders

Titel: Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders
Autoren: PeP eBooks
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das er von mir ausgeliehen und verschlampt hatte. Ein lächerlicher Grund, um Schluss zu machen, ich weiß. Aber Codys Verhalten in der Sache (Lügereien! Täuschungsmanöver!) war ein deutliches Anzeichen für größere Probleme. Zum Glück sind wir als Freunde auseinandergegangen. Eigentlich hätte ich gern Joni als Ersatzpartnerin gehabt, aber zu meiner riesengroßen Überraschung verkündete sie mir, dass sie bereits mit Ted verabredet war. Sie schwor mir, er habe sich radikal geändert.
    Das war ebenfalls ein deutliches Anzeichen für größere Probleme. Nur dass ich das damals noch nicht einmal ahnte.
    In der sechsten Klasse bildeten Cody, Joni, eine lesbische Schülerin namens Laura und ich die erste Homo-Hetero-Allianz an unserer Schule. Uns hatte im Grunde ein einziger Blick genügt, um glasklar zu erkennen, dass die ganzen Hetero-Kids ringsum dringend unsere Hilfe benötigten. Zum einen schon mal deswegen, weil sie alle dieselben Klamotten trugen. Außerdem (und das war der entscheidende Punkt) konnten sie nicht tanzen, jedenfalls nicht so, als ginge es um ihr Leben. Die Tanzfläche bei unserer Abschlussfeier nach der Fünften hätte genauso gut ein Gehege voller aufgescheuchter Thanksgiving-Truthähne sein können. Das war nicht hinnehmbar.
    Zum Glück zeigte unser Schulleiter Verständnis und erlaubte uns, nach dem allmorgendlichen Treuegelöbnis ein paar Takte aus » I Will Survive« oder » Bizarre Love Triangle« zu spielen. Die Mitgliederzahlen der Homo-Hetero-Allianz übertraf bald bei Weitem die des Footballteams (was nicht heißt, dass es da keine Überschneidungen gab). Ted weigerte sich, der Allianz beizutreten, aber er konnte Joni nicht davon abhalten, sie beide für den Swing-Dance-Kurs anzumelden, der zweimal in der Woche in der Mittagspause stattfand.
    Weil ich damals solo war und das Gefühl hatte, bereits alle kennengelernt zu haben, die es an unserer Schule kennenzulernen gab, schlich ich mich häufig mit Laura in den Medienraum, wo wir Audrey-Hepburn-Filme guckten, bis uns die Glocke wieder in die Wirklichkeit zurückschrillte.
    In der achten Klasse wurde ich nach einer Spätvorstellung von » Priscilla– Königin der Wüste« im Kino unserer Stadt von zwei Muskelpaketen aus der Highschool blöd angemacht. Zuerst dachte ich, es handle sich um einen etwas seltsamen Annäherungsversuch, aber dann merkte ich, dass es sich bei ihrem Gegrunze um Beleidigungen handelte– Tunte, Schwuchtel, das übliche Programm. Ich hatte keine Lust, mir das von Fremden anzuhören, nur Joni durfte so was zu mir sagen. Zum Glück war ich mit einer ganzen Horde von Freunden aus unserer Fechtmannschaft in den Film gegangen: Sie zogen einfach ihre Florette und entwaffneten die tumben Angreifer. (Einer von ihnen, habe ich mir später erzählen lassen, ist jetzt eine Drag Queen in Columbus. Ich schmeichle mir gerne damit, dass ich da vielleicht ein wenig nachgeholfen habe.)
    Ich lernte, dass Berühmtheit auch ihre Tücken hat. Ich musste vorsichtiger sein. Ich schrieb regelmäßig eine schwule Restaurantkritik in unserer Lokalzeitung– » Mit rosa Besteck«–, die recht erfolgreich war. Den zahlreichen Bitten dagegen, mich als Kandidat für den Vorsitz der Schülerversammlung aufstellen zu lassen, gab ich nicht nach, weil sich das schlecht mit meiner Tätigkeit als Regisseur des Schulmusicals vereinbaren ließ. (Ich will niemand mit überflüssigen Details langweilen, nur so viel: Cody O’Brien war als Auntie Mame unübertrefflich!)
    Alles in allem hat mir die Schulzeit bisher Spaß gemacht. Mein Leben hat sich eigentlich von dem der anderen kaum unterschieden. Das übliche Auf und Ab von Sich-Hals-über-Kopf-Verlieben, Verwirrung und Herzschmerz.
    Aber dann begegne ich Noah– und auf einmal ist alles anders. Ich spüre es sofort, als wir von Zekes Auftritt nach Hause fahren. Es fühlt sich plötzlich alles so… kompliziert an.
    Nicht problematisch.
    Nur kompliziert.

Das Darlene-Dilemma
    Am Montag halte ich in der Schule nach ihm Ausschau. Ich hoffe, er hält auch nach mir Ausschau.
    Joni verspricht mir, sich ebenfalls auf die Lauer zu legen. Sozusagen als meine Hilfsspionin. Meine Befürchtung ist nur, sie könnte ihren Job zu ernst nehmen und Noah am Ohr zu mir herzerren, sobald sie ihn entdeckt.
    Aber dazu kommt es nicht. Egal, wie weit ich von den Schulflurgesprächen abdrifte und meine Blicke umherschweifen lasse, ich sehe ihn nie. Die Gänge sind gepflastert mit grellbunten Homecoming-Plakaten und
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