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Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders

Titel: Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders
Autoren: PeP eBooks
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sein kann, der an der Haustür klingelt. Ich will es gerade tun, als ich hinter mir Jonis Stimme höre. » Da bin ich.« Ich drehe mich um. Chuck steht neben ihr, sichtlich wenig erfreut.
    » Tut mir leid, dass ich so spät bin«, sagt sie.
    » Schon in Ordnung«, erwidere ich. Dann drücke ich auf die Klingel.
    Tonys Mutter macht auf. Sein Vater steht neben ihr.
    » Wir sind gekommen, um Tony zum Ball der Lustigen Witwe abzuholen«, sage ich.
    Tony taucht hinter ihnen auf, in seinen besten Sonntagsstaat gekleidet.
    » Ja, das sehe ich«, sagt sein Vater und klingt dabei nicht sehr glücklich. » Und du bist wohl der Freund, der dort mit ihm tanzen will.«
    » Wir wollen alle mit ihm tanzen«, sagt Joni.
    Und dann treten sie einer nach dem anderen nach vorne. Mädchen und Jungen. Hetero-Jungen und eine Drag Queen. Mein Freund. Mein Ex-Freund. Mein Bruder. Ich.
    Tony schlüpft zwischen seinen Eltern hindurch und stellt sich zu uns. Seine Krawatte sitzt schief und sein Anzug ist ein bisschen zu klein. Aber er hat noch nie so wunderschön ausgesehen.
    » Darf ich mit?«, fragt er.
    Seine Eltern sehen ihn an. Sie sehen uns an. Seine Mutter hält die Hand vor den Mund. Sein Vater weicht einen Schritt zurück. » Kommt mir so vor, als sei das bereits entschieden«, antwortet er tonlos.
    » Aber ich möchte gerne, dass ihr Ja sagt«, bittet Tony. Seine Stimme klingt rau.
    Sein Vater wirkt zerrissen zwischen Glaubensstärke und Hilflosigkeit. Weil er nicht weiß, was er tun soll, geht er schließlich weg.
    Tony wendet sich jetzt an seine Mutter. Tränen laufen ihr übers Gesicht. Sie schaut Infinite Darlene an. Sie schaut Joni an. Sie schaut mich und Kyle an. Dann schaut sie ihren Sohn an.
    » Bitte«, flüstert er.
    Sie nickt. » Dann geh und vergnüg dich«, sagt sie. » Aber um Mitternacht bist du wieder da.«
    Tony strahlt erleichtert. Seine Mutter dagegen wirkt bedrückt, und sie lächelt auch nicht, als er sich vorbeugt, um ihr einen Abschiedskuss zu geben.
    » Danke«, sagt er.
    Einen Moment lang fasst sie ihn an den Armen und schaut ihm in die Augen. Dann lässt sie ihn los. Sie lässt ihn mit uns gehen. Wir ziehen davon und hätten am liebsten laut gejubelt und Freudensprünge gemacht, aber wir reißen uns zusammen. Das muss noch warten. Jetzt haben wir noch einen Grund, um Party zu feiern.
    Als wir bei den Autos sind, hält Tony inne.
    » Wartet mal einen Augenblick«, sagt er.
    » Was denn?«, frage ich. Alle sind gespannt, was er uns zu sagen hat.
    » Macht es euch was aus, wenn wir etwas zu spät kommen?«, fragt er. » Ich hab da nämlich eine Idee…«

Woran ich mich immer erinnern werde
    Neun Uhr abends, an einem Samstag im November. Wir stehen alle auf einer Lichtung, umgeben von Bäumen und Büschen, beschützt und überragt von einem Hügel, den wir gerne Berg nennen. Die Botschaft hat sich herumgesprochen und die meisten unserer Freunde sind hier. Die Witwe in der Turnhalle kann warten. Sie kommt noch früh genug zu ihrem Tanz.
    Jemand hat ein Radio mitgebracht, und wir tanzen zu Melodien, die in der Luft mal taumeln, mal schweben. Wir tanzen im Schein von Taschenlampen und Kerzen. Wir tragen die Krawattennadeln unserer Großväter und die Armreife unserer Großmütter. Wir sind jung und die Nacht ist jung. Wir befinden uns mitten im Irgendwo und wir umarmen die Welt.
    Gras und Erde sind unsere Tanzfläche. Die Sterne sind unser Saalschmuck. Wir tanzen hingebungsvoll– für uns gibt es in diesem Augenblick nur das Glück, zu leben und dieses Leben zu feiern. Ich schleudere Amber bei einem Tango herum, dessen Tanzschritte wir gemeinsam neu erfinden. Neben uns tanzt Tony mit Kyle. Sie lachen. Sie sind glücklich.
    An diesem Ort, in diesem Moment sind wir ganz von uns erfüllt. Wir sind die, die wir sein wollen. Ich hatte es bisher in meinem Leben leicht, denn um Ich sein zu können, brauchte ich nicht viel Mut. Aber andere mussten eine ganze Welt umrunden, um hier auf der Lichtung zu sich selbst zu finden.
    Ich tanze mit Noah. Zu langsamen Liedern und zu schnellen Liedern. Während der langsamen erspüren wir mehr von all dem, was zwischen uns ungesagt bleibt. Sei behutsam. Ich lerne noch. Du bist so schön. Wie wunderschön das alles hier ist. Während der schnellen lösen alle Gedanken sich auf, und uns erfasst das schwindelnde, erregende Gefühl, ein Teil der tanzenden Körper zu sein, ein Teil der Musik zu sein, ein Teil der Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu sein, die uns alle hier verbinden.
    Als
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