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Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders

Titel: Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders
Autoren: PeP eBooks
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schlimmen Streit hattet, aber je früher ihr euch wieder zusammenrauft, desto besser. Das ist jedenfalls meine Meinung. Geh ruhig hoch zu ihr. Chuck ist vor einer Stunde weg. Wahrscheinlich telefonieren sie jetzt miteinander.«
    Ich frage Jonis Mutter nicht, was sie von Chuck hält– das würde gegen alle Regeln verstoßen–, aber ich kann aus ihrer Stimme heraushören, dass sie nicht gerade der größte Fan von ihm ist. Oder vielleicht höre ich auch nur heraus, was ich gerne heraushören möchte.
    Selbst wenn man mich aller meiner fünf Sinne beraubte, wäre ich immer noch in der Lage, den Weg von der Haustür hoch in Jonis Zimmer zu finden. Nur die Länge meiner Schritte hat sich seit der ersten Klasse geändert, sonst nichts.
    Die Tür ist geschlossen. Ich klopfe.
    » Jetzt nicht! Ich telefoniere!«
    Ich klopfe noch einmal. Ich höre, wie Joni durchs Zimmer zur Tür geht.
    » Eine Sekunde«, sagt sie in den Hörer. Dann: » Was ist, Mom?«
    Als sie die Tür aufmacht, sage ich: » Es ist nicht deine Mutter. Ich bin’s.«
    » Das seh ich.« Joni blickt mich ausdruckslos an. Sie legt den Hörer nicht weg.
    » Ich muss mit dir reden.«
    » Keine Zeit.«
    Ich möchte ihr am liebsten das Telefon aus der Hand schlagen. Ich reiße mich zusammen, aber ich mache ihr klar, dass ich nicht so schnell gehen werde.
    Sie starrt mich an, dann sagt sie in den Hörer: » Ich muss jetzt aufhören.«
    » Okay«, meint sie danach zu mir. » Bist du jetzt zufrieden?«
    Warum machst du das?, würde ich sie am liebsten anschreien. Was hab ich dir getan?
    Aber dann sage ich mir, dass es jetzt nicht um uns beide geht. Es geht um Tony.
    » Ich war gerade bei Tony«, sage ich.
    » Ich hab vor zwei Tagen mit ihm gesprochen. Er scheint ganz gut klarzukommen.«
    Ich nicke. » Er kommt überraschend gut klar.«
    » Hab’s vernommen– und?«
    Ich werde nicht zulassen, dass sie Öl in mein Feuer gießt. Ich werde nicht explodieren, ich nicht.
    » Ich wollte mit dir über den Witwenball reden. Tony möchte, dass wir alle bei ihm vorbeikommen und ihn abholen. Versprich mir, dass du auch kommst.«
    Joni schüttelt den Kopf. » Ich glaub, das funktioniert nicht. Sorry.«
    » Sorry?!? Ist das alles?«
    » Was willst du denn noch hören, Paul?«
    » Joni! Es geht hier um Tony! Hast du eine Ahnung, welche Hölle er mit seinen Eltern durchmachen muss, um zum Witwenball gehen zu können?«
    » Verstehe ich vollkommen. Aber ich hab da leider keine Zeit. Ich kann ihn auf andere Weise unterstützen. Ich muss da nicht dabei sein.«
    Glaubt sie das etwa wirklich? Ich sehe in ihren Augen das Flackern eines Zweifels.
    » Doch, Joni«, erwidere ich. » Du musst dabei sein. Es ist das erste Mal, dass Tony uns um etwas bittet. Das erste Mal. Er macht endlich, was wir beide schon so lange von ihm wollten. Erinnerst du dich, wie wir immer auf ihn eingeredet haben? Er bietet seinen Eltern die Stirn. Und er will, dass wir ihm dabei helfen. Wir beide.«
    » Wenn er mir das vor einer Woche oder sogar vor ein paar Tagen gesagt hätte, dann hätte ich mir das vielleicht noch einrichten können. Aber jetzt nicht mehr, Paul. Wir haben schon mit anderen Leuten was ausgemacht. Wir haben andere Pläne. Da kann ich jetzt nicht einfach einen Rückzieher machen.«
    » Warum– lässt Chuck dich nicht?«
    Joni richtet sich kerzengerade auf. » Lass das, Paul«, warnt sie mich mit eisiger Stimme.
    » Warum, Joni? Ich sag dir doch da nichts, was du nicht selber weißt.«
    Jetzt ist es passiert. Ich habe die Grenze überschritten. Ich hoffe, sie ist jetzt zufrieden.
    Ich muss jetzt unbedingt ganz schnell gehen, bevor sie mich rausschmeißt. Zumindest das schulde ich mir.
    » Du weißt genau, was du zu tun hast«, sage ich. Dann drehe ich ihr den Rücken zu und gehe. Ich knalle nicht die Tür hinter mir zu. Ich poltere noch nicht mal die Treppe hinunter. Ich vergesse auch nicht, mich von ihrer Mutter zu verabschieden, die mich fest und mütterlich umarmt.
    Ich gehe nach Hause. Obwohl ich eine warme Jacke anhabe, friere ich. Obwohl es ringsum still und ruhig ist, dröhnt mir der Kopf.
    Obwohl ich mir von Joni gerne immer nur das Beste erhoffen würde, mache ich mich auf das Schlimmste gefasst.
    Und das macht mich unendlich wütend und traurig. Wütender und trauriger als alles andere.
    Am Abend erzähle ich Noah alles, was mich bewegt, am Telefon und versuche am nächsten Morgen in der Schule, Joni so weit wie möglich aus meinen Gedanken zu verbannen. Nur noch zwei Tage bis zum
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