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Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders

Titel: Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders
Autoren: PeP eBooks
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weiß, dass Joni uns hierhergebracht hat, weil es manchmal einfach sein muss. Man muss manchmal einfach wie ein Verrückter in der Selbsthilfeabteilung der örtlichen Buchhandlung tanzen. Also tanzen wir. Tony zögert– er ist nicht so der große Tänzer. Aber wie ich ihm schon eine Million Mal gesagt habe: Wenn es ums Tanzen geht, wahres Tanzen, dann ist völlig egal, wie man dabei rüberkommt– die Freude, die man daran hat, zählt. Nichts sonst.
    Zekes Rhythmus ist ansteckend. Die Leute singen und sinken einander in die Arme. Die Bücher in den Regalen sind wie durch ein Kaleidoskop zu sehen– kreisende bunte Streifen, vorbeihuschende verwischte Wörter.
    Ich kreise. Ich singe. Ich schwebe. Meine Freunde sind an meiner Seite und Zeke baut die Hugenotten in seinen Rap ein. Ich drehe mich um mich selbst und fege ein paar Bücher aus den Regalen. Als der Song vorbei ist, bücke ich mich, um sie aufzuheben.
    Ich taste auf dem Boden herum und finde mich plötzlich zwei Turnschuhen gegenüber. Ziemlich coolen Turnschuhen.
    » Ist das deins?«, fragt eine Stimme über den Schuhen.
    Ich blicke nach oben.
    Und da ist er.
    Seine Haare zeigen in mindestens zehn unterschiedliche Richtungen. Seine Augen stehen ein bisschen eng beieinander, aber, Mannomann, wie grün sie sind. An seinem Hals entdecke ich ein kleines Muttermal, das die Form eines Kommas hat.
    Ich finde ihn bildschön.
    Er streckt mir ein Buch entgegen. » Migräne findet nur im Kopf statt«.
    Ich spüre mit einem Mal, wie ich atme. Ich spüre, wie mein Herz klopft. Ich merke, dass mir mein Hemd halb aus der Hose hängt.
    Ich nehme ihm das Buch aus der Hand, sage Danke und stelle es zurück ins Regal. Alle Ratgeber der Welt können mir jetzt nicht mehr helfen.
    » Kennst du Zeke?«, frage ich und nicke in Richtung der Bühne.
    » Nein«, antwortet er. » Ich bin wegen einem Buch hier.«
    » Ich bin Paul.«
    » Ich bin Noah.«
    Er schüttelt mir die Hand. Ich berühre ihn.
    Ich spüre, wie Joni und Tony neugierigen Abstand wahren.
    » Kennst du diesen Zeke denn?«, fragt Noah. » Was er da macht, ist berauschend.«
    Ich rolle das Wort in meinem Kopf hin und her– berauschend. Es ist wie ein Geschenk, das zu hören.
    » Ja, wir gehen in dieselbe Schule«, sage ich beiläufig.
    » Die Highschool hier?«
    » Ganz genau.« Ich blicke nach unten. Seine Hände sind vollkommen.
    » Auf die geh ich auch.«
    » Echt?« Das kann nicht sein, ich habe ihn vorher noch nie gesehen. Wenn ich ihn vorher schon mal gesehen hätte, dann wäre er mir todsicher aufgefallen.
    » Seit zwei Wochen. Bist du in der Zwölften?«
    Ich blicke auf meine Keds hinunter. » In der Zehnten.«
    » Cool.«
    Jetzt will er mich wohl auf den Arm nehmen. In der Zehnten zu sein ist überhaupt nicht cool. Das weiß jeder.
    » Noah?«, unterbricht uns eine Stimme, fordernd und ungeduldig. Ein Mädchen ist hinter ihm aufgetaucht. Sie trägt eine tödliche Mischung aus Pastelltönen. Obwohl sie jung ist, könnte sie die Moderatorin einer Hausfrauen-Talkshow sein.
    » Meine Schwester«, erklärt er zu meiner großen Erleichterung. Sie stapft davon. Ganz klar, sie erwartet, dass er mitkommt.
    Wir zögern noch eine Sekunde. Ein kurzer Ausklang des Bedauerns. Dann sagt er: » Man sieht sich.«
    Ich will antworten Hoffe ich, aber plötzlich habe ich Angst, zu forsch zu sein. Ich kann flirten, dass sich die Balken biegen– aber nur, wenn es nicht wichtig ist.
    Das hier ist wichtig.
    » Klar, man sieht sich«, echoe ich zurück. Noah geht, als Zeke gerade sein nächstes Stück anfängt. An der Tür dreht er sich noch einmal um und lächelt mir zu. Ich spüre, wie ich rosarot werde.
    Jetzt kann ich nicht mehr tanzen. Man kann sich dem Rhythmus nicht hingeben, wenn der Kopf voller Gedanken ist. Manchmal kann man sie durch Tanzen abschütteln und loswerden.
    Aber ich will sie nicht loswerden.
    Ich will sie behalten.
    » Und was meinst du, zu wem er gehört?«, fragt Joni nach dem Auftritt. » Braut oder Bräutigam?«
    » Ich finde, dass heutzutage jeder zu jedem gehören kann«, antworte ich.
    Zeke packt sein Equipment ins Auto. Wir stehen an seinen VW-Bus gelehnt da und blinzeln, bis wir das Licht der Straßenlaternen in funkelnde Sterne verwandelt haben.
    » Ich glaube, er mag dich«, sagt Joni.
    » Joni!«, protestiere ich. » Du hast auch geglaubt, dass Wes Travers mich mag– dabei wollte er von mir nur die Hausaufgaben abschreiben.«
    » Aber diesmal ist es anders. Er war die ganze Zeit bei ›Kunst und
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