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Nixenjagd

Nixenjagd

Titel: Nixenjagd
Autoren: Susanne Mischke
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Bruno begrüßte sie freudig. Auch auf dem Rückweg redeten sie nicht viel. Es war auch nicht notwendig. Franziska spürte eine nie gekannte Vertrautheit. Nur eine Frage musste sie unbedingt loswerden: »Kommst du nächstes Wochenende mit zum Blauen See?« »Was ist da?« »Das traditionelle Zeltwochenende der Oberstufe. Ab der Zehnten darf man mitmachen.« »Klingt gut«, sagte er. »Ein Zelt hab ich.« Franziskas Herz machte einen Hüpfer. Sie fragte sich, ob sie ihn zu sehr überrumpeln würde, wenn sie ihn noch zu sich nach Hause einlud. Es war kurz vor neun, der Grill sicher noch warm, und ihre Eltern würden weniger maulen, wenn sie den Grund ihrer Verspätung gleich mitbringen würde. Aber kaum hatten sie die ersten Häuser erreicht, blieb er stehen und fragte : »Macht es dir was aus, allein nach Hause zu gehen? Ich bi n schon spät dran. « »Nein«, log Franziska . »Schön. Also, bis dann.« Er strich Bruno über den Kopf, nickt e Franziska zu, stieg auf sein Rad und fuhr eilig davon . »Bis dann«, murmelte sie. Ihr war, als hätte man sie gerade unter eine eiskalte Dusche gestellt .
    Doch die Enttäuschung verflog rasch. Die folgenden Tage verbrachte Franziska unter Hochspannung. Mit bangem Blick verfolgte sie den Wetterbericht. Gott sei Dank, die Prognose fü r das Wochenende war gut. Sie sah sich und Paul aneinandergeschmiegt am Feuer sitzen, im See schwimmen, gemeinsam i n seinem Zelt aufwachen... Zweimal wurde sie von Frau Holze - Stöcklein, der Deutschlehrerin, mit lästigen Fragen, die si e nicht mitbekommen hatte, aus ihren Tagträumen gerissen. Das s sich Paul in der Schule ihr gegenüber nicht wesentlich ander s verhielt als vorher, beunruhigte Franziska nicht allzu sehr . Denn hin und wieder, ganz versteckt und unbemerkt von de n anderen, sah er zu ihr hin oder lächelte ihr sogar zu. Dieses Lächeln! Wie viel Verheißung darin lag. Sie begriff: Paul wollt e nicht, dass man in der Schule etwas über sein Privatlebe n wusste. Das war in Ordnung. Auch Franziska fand es lächerlich , wenn Pärchen auf dem Schulhof händchenhaltend oder wil d knutschend demonstrierten, dass sie miteinander »gingen«. Gerade bei denen war die Liebe dann meist sehr schnell zu Ende , und was blieb, war ein peinliches Einanderausweichen. Deshalb hatte sich Franziska hoch und heilig geschworen: nie mi t einem Klassenkameraden! Am besten keinen aus der Schule . Doch da hatte sie Paul noch nicht gekannt .
    Auch Katrin fiel die Veränderung an ihrer Freundin auf. »Was ist los, hast du dich verknallt?« Verknallt? Ja, das hatte sie wohl. Aber mit Katrin konnte sie auf keinen Fall darüber reden. »Wieso? Ich habe eine neue Frisur, das ist alles«, antwortete Franziska deswegen, allerdings mit einem verräterischen Strahlen in den Augen. Der neue Stufenschnitt verlangte nach einem gewissen Aufwand mit Föhn und Bürste. Das hieß zehn Minuten früher aufstehen. Aber das machte nichts, sie konnte neuerdings ohnehin nicht gut schlafen. »Wer ist denn der Glückliche?«, bohrte Katrin weiter. »Niemand«, antwortete Franziska. Spätestens am Blauen See würden Katrin schon die Augen aufgehen. Das wäre früh genug. Vor Aufregung und Vorfreude konnte sie kaum noch etwas essen. »Bist du auf Diät?«, fragte ihre Mutter mit süffisantem Lächeln. Franziska verneinte. »Gibt es sonst etwas in deinem Leben, das ich als deine Mutter erfahren müsste?« Auch das bestritt Franziska. Das Donnerwetter wegen des Zuspätkommens am Samstag war erstaunlich milde ausgefallen. Vielleicht, weil ihre Tante Lydia zu Besuch gewesen war. »Lass das Mädel doch mal ein Rendezvous haben«, hatte sie zu ihrer jüngeren Schwester Frauke gesagt. »Wenn ich mich recht erinnere, hattest du dein erstes mit dreizehn.« »Hört, hört«, hatte ihr Vater bemerkt und seine Frau mit einem Ausdruck gespielten Befremdens betrachtet. Tatsächlich schienen Franziskas Eltern eher erleichtert darüber zu sein, dass sich ihre Tochter endlich mal mit einem Jungen herumgetrieben hatte. Hegten sie etwa die Sorge, sie würde keinen abbekommen ? Doch im Grunde war es Franziska egal, was ihre Eltern dachten . Was zählte, war Paul. Paul, Paul, Paul. Immer wieder wanderten ihre Lippen über die Stelle, auf die er seinen Handkuss gedrückt hatte. Dann bekam sie am ganzen Körper Gänsehaut .

3
    Die Nacht war sternklar und der Vollmond versilberte di e Blätter der Bäume, zwischen denen sie die Zelte aufgeschlage n hatten. Franziska stocherte mit einem Stock in der Glut
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