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Nixenjagd

Nixenjagd

Titel: Nixenjagd
Autoren: Susanne Mischke
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des Lagerfeuers. Außer ihr saß noch ein knappes Dutzend Schüler, di e meisten aus ihrem Jahrgang, um das Feuer. Der Rest hatte sic h einzeln oder pärchenweise in die Zelte verkrümelt. Etliche Ältere waren vorhin in eine Disco gefahren . Ein Joint machte die Runde. Franziska gab ihn weiter. Es ekelt e sie zu sehr vor dem spuckefeuchten Papier. Außerdem hielt si e eh nicht viel von dem Zeug . »Willst ’n Schluck? « Oliver setzte sich neben sie und reichte ihre eine Flasche. De r Inhalt schmeckte wie Limonade, nur eine Spur Alkohol konnt e man wahrnehmen. Franziska leerte die kleine Flasche fast in einem Zug. Ihr gegenüber saß Robert aus der Elften, den Katri n seit kurzem als ihren »Ex« bezeichnete. Er hob feierlich di e Hand und verkündete: »Ey, Leute, ich sach euch was: Katrin is s voll die Schlampe.« Ein Rülpser bahnte sich seinen Weg, ehe e r bekräftigte: »Voll die geile Schlampe, ey. « »Das kannst du laut sagen«, piepste Silke und schenkte Rober t einen langen Blick aus ihren kajalumrandeten Augen .
    Franziska mochte weder Silke noch Robert sonderlich, aber ausnahmsweise war sie heute Abend ganz deren Meinung. Zum wiederholten Mal wischte sie sich mit dem Ärmel ihres Sweatshirts über Nase und Augen. Nicht heulen. Keiner ist es wert, dass man seinetwegen heult. Das sagte sie sich immer wieder, wie ein Mantra. Nein, ich heule nicht. Es ist nur der Rauch, den mir der Wind in die Augen treibt, nur der Rauch...Sie merkte, wie der Alkohol wirkte. Die Gesichter der anderen zerrannen zu unscharfen Fratzen, und wenn sie die Augen schloss, drehte sich die Welt wie ein Karussell. Es war ihr egal. Silke zog den Gettoblaster heran und drückte auf die Wiedergabetaste. Die Red Hot Chilli Peppers schepperten aus dem Gerät. Franziska wischte genervt Olivers Arm von ihrer Schulter. »Lass das!« Am liebsten wollte sie nach Hause. Aber natürlich ging das jetzt nicht, mitten in der Nacht. Silke und Robert tranken nun abwechselnd aus einer Flasche mit Wodka und einer mit Bitter Lemon. Das Mischen des Getränks übernahmen sie küssenderweise. Es war eine einzige klebrige Schweinerei, unappetitlich, widerlich, fand Franziska. Sie wollte allein sein. Im Aufstehen wunderte sie sich, wie wackelig ihre Beine waren. Dieses Limonadenzeugs, das sie seit Einbruch der Dämmerung trank, hatte es wirklich in sich. Auch Paul schien zu viel davon erwischt zu haben – hätte er sich sonst schon um zehn Uhr mit den Worten »Ich bin hinüber, ich leg mich ins Zelt« zurückgezogen? Bis dahin hatte er sich nur in sehr freundschaftlich korrekter Weise mit ihr abgegeben: Er hatte geholfen, die Heringe von Franziskas Zelt im Boden zu verankern, aber das hatte er auc h bei anderen getan . Zusammen mit Katrin und Silke waren Franziska und Paul zu m Kiosk gegangen, ein Eis essen. Silke hatte – angeblich der Hitz e wegen – ihr T-Shirt nass gemacht und der ganze Campingplat z konnte sehen, dass sie darunter kein weiteres Textil trug. Katri n war für ihre Verhältnisse züchtig gekleidet, ließ jedoch ihr e Zunge auf höchst ordinäre Art um ihr Waffeleis kreisen. Dabe i sah sie Paul mit einem lasziven Blick an. Franziska war felsenfest davon überzeugt, dass Paul niemals auf so ein lächerliche s Balzgebaren hereinfallen würde, und schämte sich für die beiden . »Du bist peinlich«, sagte sie zu Katrin auf dem Rückweg . Katrin fixierte sie aus schmalen Augen. »Was juckt dich das ? Stehst wohl auf Paul, was? Aber ich sag dir was: Der ist ei n paar Nummern zu groß für dich. « Überrascht von der Vehemenz, mit der Katrin auf sie losging , hatte Franziska die Kampfansage zur Kenntnis genommen . Freundinnen – das war von diesem Moment an Vergangenheit . »Ich geh schlafen«, murmelte Franziska nun zu niemand Bestimmtem . »Ich komm mit«, verkündete Oliver grinsend . »Das wüsste ich aber«, sagte Franziska giftig . »Was ist eigentlich mit dem traditionellen Nachtschwimmen?« , fragte Silke und wischte sich Wodka vom Kinn . Franziska zuckte nur mit den Schultern. Ihr war es egal, si e wollte nicht schwimmen, sie wollte nur noch ihre Ruhe un d schlafen. Sie war mehr als enttäuscht von diesem Wochenende . Im Grunde schien es nur darum zu gehen, wer mit wem schlief , und der Rest übte sich im Koma-Saufen . Vorsichtig setzte Franziska ihre Schritte um die Zeltschnüre .
    Um Pauls gelbes Zelt machte sie einen großen Bogen. Hatte Katrin etwa geglaubt, es würde niemand merken, wie sie sich kurz nach Pauls Verschwinden
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