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Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch
Autoren: H Dunmore
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aber es geht nicht anders.«
    »Dreh die Muschel weiter zur Seite.«
    Ah, so geht’s leichter. Ich lächle beim Anblick der Haare, die ich bereits gelöst habe. Wir befinden uns in ruhigem Wasser, in einer Höhle, die nur ungefähr anderthalb Kilometer von der Küste entfernt liegt. Es ist das erste Mal, dass ich Faro wiedersehe, seit wir aus der Tiefe zurückgekehrt sind, und er scheint mir ein wenig verändert zu sein. Das Funkeln in seinen Augen ist verschwunden.
    »Ist irgendwas, Faro?«
    »Nichts Neues, kleine Schwester. Nur dass Ervys immer noch versucht, Gefolgsleute für sich zu gewinnen, obwohl er in Saldowrs Spiegel geschaut hat. Viele lassen sich von seinen Versprechungen blenden.«
    »Sind Talek und Mortarow immer noch bei ihm?«
    »Talek und Mortarow! Sie sind wie die Spitze eines Felsens, der bei Flut aus dem Wasser ragt. Doch unter der Oberfläche befindet sich ein ganzes Gebirge. Die meisten von Ervys’ Anhängern halten sich verborgen. Sie wollen sich noch nicht zu ihm bekennen, doch es gibt sie. Es ist also immer noch viel trystans in Indigo, obwohl der Krake schläft und der Gezeitenknoten wieder an seinem Platz ist.«
    » Trystans ?« Oh, ich verstehe. Sobald das Wort in meinem Mund ist, verstehe ich seine Bedeutung. Trauer. Besorgnis. Trennung. Indigo ist noch nicht geheilt.
    »Wie geht es Saldowr?«
    »Besser«, antwortet Faro verhalten, bevor er sich umschaut, ob uns auch ja niemand zuhört.
    »So, fertig.« Ich habe die letzten Haarsträhnen abgetrennt und gebe sie Faro. Der bindet sie zusammen, wie er es auch mit meinen getan hat.
    »Ich werde sie zu Armbändern verknüpfen«, verspricht er.
    »Du hast doch gesagt, dass es verschiedene Muster gibt? Wie sehen die aus?«
    »Es gibt eines, das ausschließlich zu uns gehört. Es ist so fein und dicht wie die Schuppen eines Fischs. Niemand kann sehen, wo ein Haar anfängt und das andere aufhört. Dieses Muster heißt Deublek .«
    » Deublek …« Ich lasse mir den Namen auf der Zunge zergehen. »Was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, dass zwei zusammengehören. Und dass sie stark sind. So stark wie wir in der Tiefe waren. Wenn du das nächste Mal kommst, sind die Armbänder fertig, und wir können sie anlegen. Von diesem Moment an werden wir sie immer tragen.«
    Und Mum wird bestimmt fragen, ob ich meines von einem Kleinkunstmarkt habe , denke ich.
    Faros Gesicht hellt sich auf. »Und dann, kleine Schwester, werden wir uns auf der Versammlung vorstellen und erklären, dass wir bereit sind, die große Reise anzutreten.«
    Diese Worte lösen ein vertrautes Prickeln in mir aus. Sie ziehen mich so stark an, wie die Bucht mich anzog, als ich zum ersten Mal den Ruf von Indigo gehört habe. Die große Reise. Die große Reise. Aber ich kann Conor nicht zurücklassen. Conor bleibt auch wegen mir in Cornwall, da bin ich ganz sicher, auch wenn er es abstreitet. Da kann ich zum Dank doch nicht einfach verschwinden und mich mit Faro auf eine Reise begeben, die Wochen … vielleicht Monate dauern wird.
    »Conor muss mitkommen«, sage ich.
    »Conor?«
    »Ja. Ich kann nicht ohne meinen Bruder auf die Reise gehen.«
    »Aber ich werde bei dir sein, kleine Schwester. Wozu brauchst du zwei Brüder?«
    »Nein, Faro, so geht das nicht. Ich habe dich, aber ich habe auch Conor.«
    »Und was ist mit meiner Schwester?«, fragt Faro mit provozierendem Blick. »Willst du etwa, dass auch sie mitkommt, Sapphire?«
    »Wenn das die Bedingung dafür ist, dass Conor mitkommt, dann ja.«
    Auch Elvira … Na ja, wird schon nicht so schlimm sein. Dann kann ich sie und Conor zumindest ein bisschen kontrollieren und vielleicht ein paar ihrer romantischen Augenblicke zerstören. Und falls die große Reise wirklich so gefährlich ist, wie sie sich anhört, könnten uns Elviras Heilkünste noch sehr von Nutzen sein. Wenn ich an Elvira denke, werde ich stets boshaft. Warum muss sie auch so schrecklich perfekt sein?
    »Ich werde für uns die schönsten Armbänder machen, die es in Indigo je gegeben hat«, prahlt Faro.
    Ich habe ihm noch nicht erzählt, dass Mum und Roger nach Australien gehen und Conor und ich hierbleiben. Irgendwie scheint mir das ein bisschen zu riskant zu sein. Faro wäre natürlich froh zu hören, dass keine Erwachsenen mehr da sind, um auf uns aufzupassen. Dann könnte er seine Pläne für uns ungehindert in die Tat umsetzen.
    Indigo ist nah. Wenn Mum und Roger nicht mehr da sind, kann uns niemand mehr aufhalten, wenn das Meer ruft. Dann müssen wir uns auch nicht mehr
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