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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted
Autoren: Cassie Alexander
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gut«,
erwiderte ich mit einem Hauch von Sarkasmus. Meaty sah mich durchdringend an,
widmete sich dann aber wieder dem Computer und den Laborbestellungen für den
Morgen.
    Auf dem Tresen zwischen Meaty und mir stand der
Telemetriemonitor, ein Computerbildschirm, auf dem die Vitalzeichen aus allen
belegten Zimmern in unterschiedlichen Farbcodes angezeigt wurden. Die
Herzschläge waren am größten und leuchteten hellgrün, und wenn ein Alarm
ertönte, waren meistens die daran schuld. Es ist nicht ganz einfach, Elektroden
dauerhaft an einem Patienten zu befestigen, der sich entweder windet wie ein
Aal oder klatschnass ist vor Schweiß. Als der Alarm in diesem Moment losging,
schaute ich deshalb geistesabwesend auf den Monitor und fragte mich, wer da
einen vorübergehenden Herzstillstand hatte, nur weil er sich gerade kratzen
musste.
    Aber keine der grünen Kurven hatte sich verändert,
während das Alarmsignal weiterging. Doch Mr. Novembers Ecke des Monitors
leuchtete auf. Ich beugte mich vor und las aufmerksam die Werte ab. Nach der
obligatorischen Ach-du-Scheiße-Sekunde schaute Meaty zu mir hoch, während ich
entdeckte, dass Mr. Novembers Sauerstoffsättigung von akzeptablen
zweiundneunzig Prozent auf potenziell emphysematische fünfundachtzig Prozent absank,
dann auf lebensverneinende vierzig Prozent.
    Â»Weck ihn auf!«, schrie Meaty.
    Â»Schon dabei!« Ich sprang auf, rannte an dem Tresen
vorbei zu seinem Zimmer und stürmte ohne Schutzkleidung hinein.

Kapitel 3
    Â 
    Einen Moment lang stand
ich völlig paralysiert da. Ich hatte seinen rechten Arm nicht wieder fixiert,
und Mr. November hatte sich den Tubus rausgezogen. Unzureichende
Sauerstoffzufuhr = sicherer Tod. Der Herzmonitor über seinem Bett zeigte
warnend Vorhofflimmern an, bevor die grüne Linie völlig flach wurde.
    Charles schob sich in flottem Trab an mir vorbei. Er
brachte das Bett mit einer schnellen Bewegung in Reanimationsstellung und
zeigte auf mich. »Beatmungsbeutel, schnell!«
    Ich schluckte schwer, nickte und riss das Gerät von
der Wand. Mir kam es vor, als bräuchte ich eine Stunde, um die einzelnen Teile
zu sortieren und die Maske und den Beutel zusammenzustecken, die jetzt für Mr.
November atmen sollten, es aber nicht konnten, solange ich nicht fertig wurde.
Endlich schaffte ich es und schob Mr. November die Maske über den offenen Mund.
    Der sich reflexhaft schloss.
    Ãœber meinem linken Daumen.
    Â»Scheiße!«
    Ich zog hastig meinen Daumen zurück, der über seine
Zähne schrammte, und verbarg meine Hand hastig unter Mr. Novembers Kiefer.
    Ich hatte nicht einmal gesehen, dass Gina
reingekommen war, aber plötzlich war sie da, und sie hatte sogar das Adrenalin
vom Wagen dabei. Charles hatte schon mit der Reanimation begonnen. Meaty fing
an, die Frequenz zu zählen.
    Â»Neunundfünzig – Wechsel!«
    Ich sprang auf das Bett, setzte mich rittlings auf
Mr. Novembers Brust, drückte mit meiner verletzten Hand zu und versuchte zu
verbergen, dass er mich gerade gebissen hatte. Mist, ich war von einem
verdammten Tageslichtagenten gebissen worden. Was, wenn unsere Tests falsch
waren? Was, wenn er doch infiziert war? Was, wenn das mit dem wiederholten
Kontakt doch nicht stimmte? Meine Gedanken folg-ten im selben Rhythmus aufeinander
wie meine Wiederbelebungsmaßnahmen, und genau wie seine Rippen sträubten sie
sich zunächst, gaben dann aber mit einem ekelhaften Knirschen nach.
    Â»Adrenalin!«, verkündete Meaty. Ich sah zu, wie Gina
die Spritze setzte.
    Mr. November bäumte sich unter mir auf, riss dabei
den Beatmungsbeutel ab und schleuderte den ET -Tubus, der noch neben seinem Kopf lag, mit der
Titaniumspitze voran von sich, sodass er klappernd auf dem Boden landete. Er
starrte mich unnachgiebig an.
    Â»Rette sie!«, befahl er – doch er formte die Worte
ohne Ton. Er hatte sich die Stimmbänder zerfetzt, als er sich eigenmächtig
extubiert hatte. »Rette sie«, formten seine Lippen noch einmal, bevor er unter
mir zusammenbrach und starb.
    Völlig geschockt hockte ich auf seiner Brust. Und
dann verwandelte er sich – diesen Teil hatten sie in den Filmen manchmal dann
doch richtig dargestellt – von einem ehemals lebendigen, atmenden Wesen erst in
eine bröselige Masse, dann in Staub. Er fiel in sich zusammen und hinterließ
nur eine Art dunklen Rußfleck an den Innenseiten meiner Oberschenkel. Der Rest
seiner
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