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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted
Autoren: Cassie Alexander
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wirklich.«
    Â»Dann sei gut zu ihnen.« Sie umarmte mich etwas
linkisch – und erst als ich den Blutfleck auf ihrem Ärmel sah, erkannte ich,
dass sie eines von Yuris alten Hemden trug.

Kapitel 61
    Â 
    Eine Woche lang war ich
krankgeschrieben, ohne dass irgendwelche Fragen gestellt wurden. Und dank Jake,
den ich mit meinem Auto und hin und wieder einem Fünfer ausstattete,
verschaffte ich mir einen gründlichen Überblick über die verschiedenen Geschmacksrichtungen
der Rieseneispackungen aus dem Supermarkt um die Ecke. Ich tat so, als würde
ich nicht merken, dass er mir das Wechselgeld nie zurückgab.
    Â 
    Und dann war die Zeit
gekommen, und ich musste zurück. Ich konnte nicht gerade behaupten, dass ich
mich sonderlich darauf freute. Trotzdem schleppte ich Ginas Ersatzmantel mit,
als ich warm in meinen eigenen eingepackt die Schnellbahn Richtung Arbeit nahm.
    Ich nickte den Nachtwächtern am Eingangstresen zu,
und sie erwiderten den Gruß. Es war zwar höchst zweifelhaft, dass sie mich
wiedererkannten, und ich hatte auch keinen Ausweis, mit dem ich hätte beweisen
können, dass ich hierhergehörte, aber ich trug OP -Grün und sah so aus,
als wüsste ich, wo ich hinging. Also stapfte ich mit meinem Lunchpaket durch
die Flure und Treppenhäuser, bis ich endlich vor dem Fahrstuhl stand, der mich
zu Y4 runterbringen würde,
allerdings ohne Ausweis, um ihn zu aktivieren. Probehalber drückte ich auf die
Knöpfe neben der Tür, aber die hatten ohne Ausweis bisher auch nie funktioniert.
    Ratlos starrte ich auf die geschlossenen,
orangefarbenen Türen. »Sesam, öffne dich«, befahl ich. Sie blieben geschlossen.
»Lirum, Larum, Löffelstiel?«, versuchte ich es noch einmal, wenn auch wenig
enthusiastisch. Dann beugte ich mich vor und schlug einmal mit der Hand gegen
den Fahrstuhl. »Ach, komm schon!« Das Metall reagierte mit einem befriedigenden
Knallen, dann setzten sich irgendwo im Inneren die Räder in Bewegung. Die Türen
öffneten sich, der Gestank von Werwolfpisse drang heraus, und ich ging hinein.
Ich drückte auf den Knopf für Y4 und begann die Sekunden zu zählen.
    Neun, zehn, elf – der Fahrstuhl blieb ruckartig
stehen.
    Â»Hallo, Schwester«, meldeten sich hallende Stimmen,
die ich entmutigt wiedererkannte. Plötzlich landete mein Ausweis vor meinen
Füßen auf dem Boden. Gegen meinen Willen schaute ich hoch. Die Decke des
Aufzugs war mit einem Netz aus Schatten überzogen, die zwischen den
Fahrstuhllampen herumwaberten. Sie erstreckten sich bis in die Ecken, wie
Wurzeln auf der Suche nach frischer Erde.
    Â»Willst du das nicht aufheben?«, fragten sie eifrig,
während sie über die Wand herabkrochen und die Türen blockierten. Ich schaute
auf meinen Ausweis herunter. Das Licht wurde schwächer.
    Â»Muss ich?« Vorsichtig stupste ich die Plastikkarte
mit einer Zehe an. Gott allein wusste, wo sie überall gewesen war, seit ich sie
das letzte Mal gesehen hatte – vorausgesetzt, ich glaubte überhaupt an ihn. Und
in einem Krankenhaus war sowieso alles suspekt, was irgendwann irgendwo auf dem
Boden gelandet war. An manchen Tagen gab es einfach nicht genug
Handdesinfektionsmittel auf der Welt, um einem heruntergefallenen Stift
bedenkenlos aufzuheben.
    Â»Um das zu diskutieren, sind wir hier«, erwiderten
die Schatten, während sie die gesamte, orangefarbene Tür verschwinden ließen.
»Denn du musst diesen Ausweis nicht zwingend wieder aufheben.«
    Es dauerte ungefähr eine Sekunde, bis ich begriffen
hatte, was sie gesagt hatten. »Wirklich?«
    Â»Wir sind mit deinen Diensten äußerst zufrieden,
Mensch.« Die Stimme der Schatten verfiel in eine Art Singsang. »Wir bieten dir
die Gelegenheit, zu vergessen.«
    Â»Warum?«, fragte ich verblüfft.
    Â»Warum nicht? Wenn wir mit dir fertig sind, wirst du
nicht mehr wissen, dass du jemals auf Y4 gearbeitet hast. Du wirst nicht mehr wissen, dass
Vampire und Werwölfe tatsächlich existieren. Du könntest deine zum Scheitern
verurteilte Beziehung mit einem Zombie vergessen. Lass zu, dass wir dir helfen,
so wie du uns geholfen hast.«
    Sie schienen erschreckend erpicht darauf zu sein, mir
zu helfen. Ich wich vor der wabernden Dunkelheit auf dem Boden zurück, die sich
immer weiter ausbreitete. »Und was dann?«
    Â»Wir würden dich in den vierten Stock bringen. Die
Menschen dort wären froh, dich
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