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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted
Autoren: Cassie Alexander
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dort
fanden.«
    Â»Aber du hast es nicht getan.«
    Â»Nein. Ich bin freiwillig mit ihnen gegangen.
Natürlich habe ich mich ausreichend gewehrt, damit sie das nicht bemerkten –
aber ich bin mitgegangen. Ich wusste, was sie für dich geplant hatten, aber ich
war es leid, ständig wütend zu sein. Wut ist so anstrengend. Vielleicht
unterscheide ich mich auch darin von anderen Vampiren – der Teil von mir, der
menschlich ist, kann ermüden, und diese Erschöpfung macht mich schwach. Ich
dachte, was passiert wohl, wenn ich mich ihnen nicht mehr widersetze? Wenn ich
einfach zuließe, dass sie dich opfern, deine Seele ihnen die Macht verschafft,
ihre Tyeni zu erschaffen, und sie mich dann alles vergessen lassen? Ich hätte
eine von ihnen werden können, die es einfach nicht besser weiß – und ich habe
so viele Erinnerungen, die ich liebend gern aufgeben würde.
    Ich glaube, es gab einmal eine Zeit, als ich bereit
war, zu vergessen. Der Betrug durch die Meinen, der Verlust meiner Eltern, der
Hass meines eigenen Bruders … solche Dinge würde man doch am liebsten
loswerden, einfach so tun, als hätte man sie nie gekannt. Doch dann bist du
aufgetaucht, und ich konnte nicht zulassen, dass sie dich töten.«
    Â»Weil du versprochen hattest, weder mir noch meiner
Katze etwas anzutun?«, riet ich.
    Â»Wegen der Blüte deiner fremdartigen Hoffnung: dass
irgendwann, irgendwie das Gute herrschen wird – die konnte ich dir nicht
nehmen, ganz egal, wie oft sie mir geraubt worden war.« Als sie sich erhob,
schien sie größer zu sein als zuvor. Ich fragte mich, ob das vielleicht einfach
am Licht lag.
    Â»Ich fürchte, das bedeutet es, eine Nochnaya zu sein.
Kein Wesen mit unbegrenzter Macht, sondern eines, das durch seine Emotionen
eingeschränkt wird. Gefangen durch Dinge wie Gnade und Hoffnung.«
    Â»Ich bin froh, dass du so und nicht anders gehandelt
hast, Anna.«
    Sie nickte gedankenverloren. »Ich glaube, bis jetzt
bin ich darüber ebenfalls froh.«
    Weitere schwierige Gedankengänge blieben uns erspart,
da es in diesem Moment an der Wohnungstür klopfte. Sike drückte auf die Klinke,
fand die Tür unverschlossen und kam herein.
    Â»Bist du startklar? Hol deine Sachen.« Sike hatte
eine leere Tasche mitgebracht, die sie Anna nun gab. Als sie näher kam, meldete
sich Großvater grummelnd aus dem Schlafzimmer. »Du solltest dieses Gerät mal
überprüfen lassen«, meinte Sike und reichte mir einen versiegelten Umschlag.
    Â»Du wusstest, dass Anna hier ist?«
    Â»Die ganze Zeit. Aber es wäre anmaßend gewesen, sie
dazu zu zwingen, mit uns zu kommen.«
    Ich öffnete den Umschlag und fand darin eine genau
aufgeschlüsselte Rechnung. »Das soll wohl ein Witz sein.«
    Â»Unsere Dienste sind nicht kostenlos …«
    Â»â€¦Â geschweige denn billig«, ergänzte ich, als ich die
Endsumme sah.
    Â»Für Mittellose wie dich bieten wir auch Ratenzahlung
an.«
    Ich faltete das Blatt in der Mitte und riss es dann
in zwei Teile. »Also, für mich sieht es so aus, als hättet ihr meinen Fall
verloren. Dadurch wird jeder Vertrag, den wir einmal hatten, hinfällig.«
    Â»Wenn da nicht eine Kleinigkeit namens Vorleistung
wäre …«, erwiderte Sike.
    Ich streckte die beiden Papierhälften in ihre
Richtung und deutete auf ihren Hals, ungefähr auf die Stelle, wo ihre
Verletzungen gewesen waren. »Für die Leistungen, die ich für dich erbracht
habe, sollte ich dann wohl ebenfalls eine Rechnung stellen. Verklag mich doch.«
    Sie nahm das zerrissene Blatt entgegen. »Könnte
passieren.«
    Anna kehrte mit ihrer gepackten Tasche zurück. Ich
musterte sie aufmerksam, um sicherzugehen, dass sie nicht versuchte, meine
Katze mit rauszuschmuggeln. »Es wird weder eine Rechnung noch eine Klage geben.
Sie ist mein.«
    Sike schaute erst zu Anna, anschließend zu mir und
zog dann lässig eine Augenbraue hoch. »Es wird so geschehen, wie du es willst.«
Sike öffnete die Tür und signalisierte Anna, vorauszugehen, doch diese zögerte
und sah mich fragend an.
    Â»Wer sind diese Leute?«
    Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass sie
damit die Familienfotos an der Wand meinte. »Hauptsächlich meine Mutter und
mein Bruder.«
    Â»Leben sie noch?«
    Ich nickte.
    Â»Haben sie jemals versucht, dich umzubringen?«
    Â»Nicht
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