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Night World - Retter der Nacht

Titel: Night World - Retter der Nacht
Autoren: Lisa J. Smith
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Kleine hat vor zwei Tagen noch die ganze Nacht getanzt!«
    »Mr Hilgard, es tut mir leid.« Dr. Loftus sprach so leise, dass Poppy sie kaum verstehen konnte. »Diese Art von Krebs wird eine stumme Krankheit genannt, weil es nur wenige Symptome gibt, bis sie sehr weit fortgeschritten ist. Deshalb ist die Überlebensrate so gering. Und ich muss Ihnen leider sagen, dass Poppy erst der zweite Teenager ist, den ich mit dieser Art Tumor gesehen habe. Dr. Franklin hat eine sehr genaue Diagnose getroffen, als er sich entschloss, sie für die Untersuchungen zu uns zu schicken.«
    »Ich hätte es doch merken müssen!«, klagte Poppys Mutter. »Ich hätte dafür sorgen müssen, dass sie früher herkommt. Ich hätte … Ich hätte …«
    Ein hämmerndes Geräusch war zu hören. Poppy spähte durch die Tür und vergaß, dass sie nicht entdeckt
werden wollte. Ihre Mutter schlug mit der Faust immer wieder auf den Tisch. Cliff versuchte, sie daran zu hindern.
    Poppy fuhr zurück.
    Nein, ich muss weg von hier, dachte sie hektisch. Ich kann das nicht mit ansehen. Ich kann nicht.
    Sie drehte sich um und ging den Flur hinunter zurück. Ihre Beine bewegten sich ganz normal. Erstaunlich, dass sie ihr immer noch gehorchten.
    Und auch alles um sie herum war so wie immer. Ihr Koffer stand auf dem gepolsterten Fenstersitz in ihrem Zimmer. Der Boden unter ihren Füßen fühlte sich hart und kühl an.
    Alles war dasselbe geblieben - aber wie konnte das sein? Wie konnte es sein, dass die Wände noch standen? Und man aus dem Nebenzimmer das laute Gelächter aus dem Fernseher hörte?
    Ich werde sterben, dachte Poppy.
    Seltsam, sie hatte keine Angst. Sie war nur unendlich überrascht. Und die Überraschung spürte sie jedes Mal aufs Neue, wenn ihre weiteren Gedanken von diesen drei Worten unterbrochen wurden.
    Es ist meine Schuld - ich werde sterben - weil ich nicht früher zum Arzt gegangen bin.
    Cliff hat meinetwegen »verdammt« gesagt - ich werde sterben - ich wusste gar nicht, dass er mich so sehr mag, dass er meinetwegen flucht …

    Ihre Gedanken überschlugen sich.
    Etwas ist in mir. Ich werde sterben, weil etwas in mir ist. Wie das Alien in dem Film. Es ist in mir. Jetzt, in diesem Moment.
    Poppy legte sich beide Hände auf den Bauch. Dann zog sie ihr T-Shirt hoch und starrte auf ihren Unterbauch. Die Haut war glatt und rein.
    Aber es ist da drin und ich werde deswegen sterben. Bald sterben. Ihr wurde fast schwindlig. Wie bald? Darüber habe ich sie nicht reden hören.
    Plötzlich durchdrang ein einziger Gedanke das ganze Wirrwarr: Ich brauche James!
    Poppy griff nach dem Telefon und hatte das Gefühl, dass ihre Hand nicht mehr zu ihrem Körper gehörte. Sie wählte. Bitte sei zu Hause, flehte sie.
    Aber diesmal klappte es nicht. Das Telefon klingelte und klingelte. Als sich endlich der Anrufbeantworter einschaltete, sagte Poppy nur: »Ruf mich im Krankenhaus an.« Dann legte sie auf und starrte auf den Plastikbecher mit Eiswasser neben ihrem Bett.
    Er wird später nach Hause kommen, dachte sie. Und dann wird er mich anrufen. Ich muss nur so lange stark bleiben.
    Poppy war nicht sicher, woher dieser Gedanke kam. Aber plötzlich war das ihr Ziel: stark zu bleiben, bis sie mit James sprechen konnte. Sie brauchte sich bis dahin über nichts Gedanken zu machen; sie musste nur durchhalten.
Wenn sie erst einmal mit James reden konnte, dann würde sie herausfinden, was sie jetzt fühlen, was sie jetzt tun sollte.
    Es klopfte leise an die Tür. Aus ihren Gedanken aufgeschreckt, schaute Poppy hoch und sah ihre Mutter und Cliff. Für einen Moment konnte sie sich nur auf ihre Gesichter konzentrieren und hatte das seltsame Gefühl, als würden sie losgelöst in der Luft schweben.
    Ihre Mutter hatte rote, geschwollene Augen. Cliff war bleich wie ein zerknittertes Stück weißes Papier. Sein mit Stoppeln bedecktes, dunkles Kinn bildete dazu einen starken Kontrast.
    Oh mein Gott, wollen sie es mir etwa sagen?, schoss es ihr durch den Kopf. Das können sie nicht. Sie können mich nicht zwingen, ihnen zuzuhören.
    Poppy hatte den wilden Drang zu fliehen. Sie war der Panik nah.
    Aber ihre Mutter sagte: »Liebes, einige von deinen Freunden sind da, um dich zu besuchen. Phil hat sie heute Nachmittag angerufen und ihnen erzählt, dass du im Krankenhaus bist. Sie sind gerade gekommen.«
    James!, dachte Poppy, und das eiserne Band um ihre Brust zersprang. Aber er gehörte nicht zu der Gruppe, die sich durch die Tür drängte. Es waren hauptsächlich Mädchen aus
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