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Night World - Retter der Nacht

Titel: Night World - Retter der Nacht
Autoren: Lisa J. Smith
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konnte.

KAPTITEL FÜNF
    James duckte sich, als ihm ein Taschenbuch entgegengeflogen kam. »Poppy …«
    »Du Wahnsinniger! Du Monster! Wie kannst du mir das antun? Du verzogener, selbstsüchtiger, unreifer …«
    »Pst. Man wird dich hören …«
    »Und wenn schon! Hier bin ich, ich habe gerade erfahren, dass ich sterben muss, und alles, woran du denken kannst, ist, mir einen Streich zu spielen. Einen dummen, kranken Streich. Ich fasse es nicht! Findest du das etwa lustig?« Sie war außer Atem.
    James, der mit den Händen beschwichtigende Gesten gemacht hatte, gab auf und schaute zur Tür. »Da kommt die Schwester«, sagte er.
    »Gut, und ich werde sie bitten, dich rauszuwerfen.« Poppys Zorn war verraucht und sie war den Tränen nah. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so verraten und im Stich gelassen gefühlt. »Ich hasse dich«, flüsterte sie.
    Die Tür ging auf. Eine Schwester trat ein. »Was ist denn hier los?«, fragte sie und schaltete das Licht ein. Dann sah sie James. »Also, junger Mann, Sie scheinen nicht zur Familie zu gehören …«, begann sie und lächelte, aber ihre Stimme klang autoritär.

    »Das stimmt, und ich will, dass er geht«, meldete sich Poppy.
    Die Schwester schüttelte Poppys Kissen auf und legte ihr sanft die Hand auf die Stirn. »Nur Familienmitglieder dürfen über Nacht bleiben«, sagte sie zu James.
    Poppy starrte vor sich hin und wartete darauf, dass James gehen würde. Er tat es nicht. Stattdessen kam er um das Bett herum und stellte sich neben die Schwester, die ihn ansah, während sie Poppys Bettdecke glatt strich. Dann wurden ihre Bewegungen langsamer und hörten ganz auf.
    Poppy schaute überrascht zur Seite.
    Die Schwester starrte James an. Ihre Hände lagen schlaff auf dem Bett und sie schien wie gebannt zu sein.
    Und James erwiderte einfach ihren Blick. Da das Licht brannte, konnte Poppy sein Gesicht sehen - und wieder hatte sie das seltsame Gefühl, ihn gar nicht zu kennen. Er war sehr blass und blickte fast streng, als täte er etwas, das große Anstrengung erforderte. Sein Kinn war angespannt, und seine Augen - seine Augen hatten die Farbe von Silber. Echtem Silber, das im Licht glänzte.
    Aus irgendeinem Grund musste Poppy an einen hungrigen Panther denken.
    »Also, Sie sehen, hier ist alles in Ordnung«, sagte James zu der Schwester, als würde er eine Unterhaltung mit ihr fortsetzen.
    Die Frau blinzelte und schaute sich im Zimmer um,
als sei sie gerade aus einem Traum erwacht. »Nein, nein, alles in Ordnung«, wiederholte sie. »Rufen Sie mich, wenn …« Sie schien kurz abgelenkt, dann murmelte sie: »… wenn Sie etwas brauchen.«
    Sie ging hinaus. Poppy schaute ihr nach und vergaß zu atmen. Dann sah sie langsam zu James hinüber.
    »Ich weiß, es ist schon fast peinlich.« James zuckte mit den Schultern. »Eine zu oft strapazierte Demonstration der Macht. Aber sie erfüllt ihren Zweck.«
    »Du hast das mit ihr abgesprochen.« Poppys Stimme war kaum zu hören.
    »Nein.«
    »Dann war es wahrscheinlich ein Trick. So was Ähnliches wie bei Uri Geller.«
    »Nein.« James setzte sich auf einen der orangefarbenen Plastikstühle.
    »Dann bin ich dabei, den Verstand zu verlieren.« Zum ersten Mal an diesem Abend dachte Poppy nicht an ihre Krankheit. Sie konnte überhaupt nicht mehr richtig denken. In ihrem Verstand herrschte Chaos. Sie fühlte sich wie Dorothy in dem Film »Der Zauberer von Oz«, nachdem ihr Haus von einem Tornado weggeweht worden war: ›Toto, ich glaube, wir sind nicht mehr in Kansas‹, dachte sie.
    »Du bist nicht verrückt. Vermutlich habe ich es falsch angepackt. Ich habe ja gesagt, ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Schau, ich weiß auch, dass es schwer
für dich ist, es zu glauben. Dafür haben meine Leute gesorgt. Sie tun alles, damit die Menschen nicht an solche Dinge glauben. Ihr Leben hängt davon ab.«
    »James, es tut mir leid. Ich …« Poppy merkte, dass ihre Hände zitterten. Sie schloss die Augen. »Vielleicht gehst du jetzt besser.«
    »Poppy, sieh mich an. Ich sage die Wahrheit. Ich schwöre es.« Er starrte ihr einen Moment ins Gesicht, dann atmete er tief aus. »Okay, ich sollte das nicht tun, aber wenn es nicht anders geht …«
    Er stand auf und lehnte sich tief über sie. Sie weigerte sich zurückzuzucken, aber sie fühlte, wie sie unwillkürlich die Augen aufriss.
    Es sah ganz einfach aus. Aber der Effekt war erstaunlich. Im Bruchteil eines Augenblicks verwandelte James sich von dem blassen, aber ziemlich
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