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Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn

Titel: Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn
Autoren: Lisa J. Smith
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umschatteten Augen, die sie ansahen, etwas von Sylvias alter Bosheit lag.
    »Du bist doch so klug... ich bin sicher, du kannst erraten, welches Tier...«
    Danach kam ein seltsamer Laut aus ihrer Kehle, wie Maggie noch nie zuvor einen gehört hatte. Und sie wusste, ohne dass man es ihr sagen musste, dass Sylvia starb - genau in diesem Moment.

    Der Körper in dem grünen Kleid wölbte sich ein einziges Mal auf und erstarrte. Sylvias Kopf fiel zurück. Ihre Augen, die die Farbe von tränennassen Veilchen hatten, waren offen und starrten gen Himmel, aber sie wirkten seltsam ausdruckslos. Aradia legte ihre schlanke, dunkle Hand auf Sylvias blasse Stirn.
    »Göttin des Lebens, empfange diese Tochter der Hellewise«, sagte sie mit ihrer sanften, alterslosen Stimme. »Geleite sie hinüber in die andere Welt.« Dann fügte sie flüsternd hinzu: »Sie nimmt mit sich den Segen aller Hexen.«
    Maggie blickte furchtsam auf, um festzustellen, ob die leuchtende Gestalt, die Aradia wie eine Aura umgeben hatte, zurückkommen würde. Aber alles, was sie sah, war Aradias schönes Gesicht mit seiner glatten Haut von der milchkaffeebraunen Farbe und seinen mitfühlenden, blinden Augen.
    Dann bewegte Aradia sachte die Hand, um Sylvia die Augen zu schließen.
    Maggie biss die Zähne zusammen, aber es hatte keinen Sinn. Sie keuchte auf, und dann wurde sie auch schon von Schluchzern geschüttelt, außerstande, dem Weinen Einhalt zu gebieten. Aber Delos’ Arme umfingen sie, und sie vergrub das Gesicht an seinem Hals, und das half. Als sie sich einige Minuten später wieder unter Kontrolle hatte, wurde ihr klar, dass sie sich in seinen Armen beinahe so wie in ihrem Traum gefühlt hatte; da war jenes unbeschreibliche Gefühl von Frieden und Sicherheit. Das Gefühl, bedingungslos zu ihm zu gehören.

    Solange ihr Seelengefährte lebte und sie zusammen waren, würde es ihr gut gehen.
    Dann bemerkte sie, dass sich auch P. J. an sie drückte, und sie ließ Delos los, um einen Arm um den kleinen, zitternden Körper zu legen. »Alles okay, Kleine?«, flüsterte sie.
    P.J. schniefte. »Ja. Jetzt schon. Es war ziemlich beängstigend, und ich bin froh, dass es vorüber ist.«
    »Und weißt du«, sagte Jeanne und blickte, die Hände in die Hüften gestemmt, auf Sylvia hinab, »das ist die Art und Weise, auf die ich gehen will. Zu meinen eigenen Bedingungen... und mit der Möglichkeit, am Ende alle total auf die Palme zu bringen.«
    Maggie schaute verblüfft auf und stieß einen erstickten Laut aus. Dann schüttelte sie den Kopf und wusste, dass ihr Weinkrampf vorüber war. »Ich weiß nicht einmal, warum ich so für sie empfinde. Sie war keine nette Person. Ich hätte sie gern selbst umgebracht.«
    »Aber sie war eine Person«, erwiderte Delos.
    Was, befand Maggie, so ungefähr die beste Beschreibung war, die man für jemanden wie sie finden konnte.
    Sie bemerkte, dass Jeanne, Wäscherin und Delos sie forschend ansahen und dass Aradia das Gesicht in ihre Richtung gewandt hatte.
    »Nun?«, fragte Jeanne. »Weißt du es? Welches Tier dein Bruder ist?«
    »Oh«, sagte Maggie. »Ich denke, ja.«
    Sie schaute Delos an. »Weißt du zufällig, was der Name Gavin bedeutet? Für einen Gestaltwandler? Bedeutet es Falke?«

    Er erwiderte ihren Blick. »Habicht oder Falke. Ja.«
    Warme Freude erfüllte Maggie.
    »Dann weiß ich es«, erklärte sie schlicht. Sie stand auf, und Delos kam mit ihr, als gehörte er in ihre Nähe. »Wie können wir den Falken finden, den sie bei unserer ersten Begegnung bei sich hatte? Als du mit dem Jagdtrupp draußen warst?«
    »Er müsste in der Beizkammer sein«, antwortete Delos.
    Eine faszinierte Menschenmenge sammelte sich hinter ihnen, während sie weitergingen. Maggie erkannte Flickerin, die lächelte und vor sich hin gluckste, und Spülerin, die nicht länger furchtsam dreinblickte, und Nachttopfentleererin...
    »Wir müssen euch wirklich neue Namen geben«, murmelte sie. »Könnt ihr euch nicht einfach einen aussuchen?«
    Das große Mädchen mit dem Mondgesicht und den sanften Augen lächelte sie scheu an. »Ich habe einmal von einer Adeligen gehört, die Hortense hieß...«
    »Das ist gut«, sagte Maggie nach einer winzigen Pause. »Ja, das ist großartig. Ich meine, zumindest vergleichsweise großartig.«
    Sie erreichten die Beizkammer, einen dunklen, kleinen Raum in der Nähe des Stalls, mit Stangen an den Wänden. Die Falken waren erregt, und die Luft war erfüllt von schlagenden Flügeln. Für Maggie sahen sie alle
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