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NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit

NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit

Titel: NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit
Autoren: Lisa J. Smith
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höher hinauf konnte.
    Es war ein viereckiger Raum mit einem gepolsterten Boden und lediglich Netzen als Seitenwänden. Er befand sich an der Eingangsseite des Klettergerüsts; unten konnte sie Mütter und Väter in kleinen Gruppen stehen oder sitzen sehen. Sie konnte den Wind spüren.
    Unter ihr stand der große Mann und blickte zu ihr empor.
    Schokoladenplätzchen ? Pfefferminzbonbons ? Kaugummi ?
    Die Stimme sandte Bilder in ihren Geist. Geschmacksrichtungen. Rashel sah sich verzweifelt um.
    Da war so viel Lärm - jedes Kind im Klettergerüst schrie. Wer würde es da schon bemerken, wenn sie rief? Alle würden denken, dass sie herumalberte.
    Du brauchst nur herunterzukommen. Du weißt, dass du irgendwann herunterkommen musst.
    Rashel blickte in das bleiche, zu ihr empor gewandte Gesicht. Die Augen waren wie dunkle Löcher. Hungrig.
    Geduldig. Gewiss.
    Er wusste, dass er sie bekommen würde.
    Er würde gewinnen. Sie hatte keine Chance, gegen ihn zu kämpfen.
    Und dann zerriss etwas in Rashel, und sie tat das Einzige, was eine Fünfjährige gegen einen Erwachsenen tun konnte.
    Sie stieß die Hand zwischen die rauen Seile, aus denen das Netz gemacht war, und schürfte sich dabei die Haut auf. Dann schob sie ihren kleinen Arm ganz hindurch und zeigte auf den großen Mann hinab.
    Und sie schrie auf eine Weise, wie sie noch nie zuvor geschrien hatte. Schrille Kreischlaute, die den glücklichen Lärm der anderen Kinder durchschnitten. Sie schrie, wie Ms Bruce in der Vorschule gesagt hatte, dass sie schreien sollte, falls ihr jemals ein Fremder Angst machte.
    »Hiiiilfe! Hiiiilfe! Der Mann hat versucht, mich anzufassen!«
    Sie schrie es immer wieder und zeigte hinab. Und sie sah Menschen zu ihr aufblicken.
    Aber sie taten nichts. Sie starrten sie nur an. Viele Gesichter, die zu ihr aufblickten. Niemand bewegte sich.
    In gewisser Weise war es noch schlimmer als alles andere, was bisher geschehen war. Sie konnten sie hören, aber niemand würde ihr helfen.
    Und dann sah sie, dass jemand sich bewegte.
    Es war ein großer Junge, noch nicht ganz ein ausgewachsener Mann. Er trug eine Uniform, wie Rashels Vater sie vor seinem Tod getragen hatte. Das bedeutete, dass er bei der Marine war.
    Er ging auf den großen Mann zu, und sein Gesicht blickte dunkel und wütend. Und jetzt bewegten sich auch andere Menschen, als hätten sie lediglich dieses Vorbild gebraucht. Mehrere Männer, die wie Väter aussahen. Eine Frau mit einem Handy.
    Der große Mann drehte sich um und rannte weg.
    Er duckte sich unter dem Klettergerüst hindurch und lief nach hinten, auf das Zelt zu, in dem Rashels Mutter lag. Er bewegte sich sehr schnell, viel schneller als jeder seiner Verfolger.
    Aber bevor er endgültig verschwand, sandte er Worte in Rashels Geist.
    Wir sehen uns später.
    Als er definitiv fort war, sackte Rashel an dem Netz zusammen und spürte, wie das raue Seil in ihre Wange schnitt. Die Menschen unter ihr riefen zu ihr hinauf; Kinder direkt hinter ihr flüsterten. Nichts von alledem spielte wirklich eine Rolle.
    Sie konnte jetzt weinen; es wäre in Ordnung gewesen. Aber sie hatte keine Tränen.
Die Polizei konnte nichts ausrichten. Es waren zwei Beamte, ein Mann und eine Frau. Die Frau glaubte Rashel ein wenig. Aber wann immer ihre Augen zu glauben begannen, schüttelte sie den Kopf und sagte: »Aber was hat der Mann wirklich mit Timmy gemacht? Püppchen, Liebes, ich weiß, es ist schrecklich, aber versuche, dich zu erinnern.«
    Der Mann glaubte ihr nicht einmal ein wenig. Rashel hätte sie beide liebend gern gegen den Marinesoldaten auf der Kirmes eingetauscht.
    Alles, was sie im Zelt gefunden hatten, war ihre Mutter gewesen. Mit gebrochenem Genick. Kein Timmy. Rashel war sich nicht sicher, aber sie glaubte, dass der Mann ihn mitgenommen haben musste.
    Sie wollte nicht darüber nachdenken, warum.
    Irgendwann fuhr die Polizei sie zu Tante Corinne, die alles an Familie war, was sie jetzt noch hatte. Tante Corinne war alt, und ihre knochigen Hände taten Rashel an den Armen weh, als sie sie umklammerte und weinte.
    Sie brachte Rashel in ein Schlafzimmer voller merkwürdiger Gerüche und versuchte, ihr Medizin zu geben, damit sie schlief. Es schmeckte wie Hustensirup, aber ihre Zunge wurde taub davon. Rashel wartete, bis Tante Corinne fort war, dann spuckte sie die Medizin in die Hand und wischte die Hand an den Laken ab, ganz nach unten am Fußende des Bettes, wo die Decken unter die Matratze geschoben waren.
    Dann legte sie die Arme um die
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